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BeitragVerfasst: Fr 22. Apr 2022, 21:11 
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Zum BeitragBrexpiprazole hat geschrieben:
.Ist die Band nicht antifaschistisch? Welche Texte sind NoGos?


nur wenige kurze Zitate, ich gebe zu nicht im Zusammenhang zitiert, aber schon diese Teilaussagen sind für mich inakzeptabel-

Lied: kopfschuss: Was früher die Gestapo war ist heut das BKA
Kein Gerede: Noch ein Aufruf zur Revolte, noch ein Aufruf zur Gewalt, viel zu lang gabs Unterdrückung steinigt diesen Staat
RAF: ich wollte nie en Bulle sein, denn Bullen sind nur Dreck. Ich war viel lieber Terrorist und bombte alles weg..

Das nur wenige kurze Beispiele.

Übrigens galt mein Kommentar zum beziehen einer Position nicht nur auf dich, denn es ist mir allgemein wichtig, mich in Diskussionen und Gesprächen klar zu positionieren. Ich habe eventuell in einigen Punkten auch Ansichten, die dem rechten Spektrum ähnlich sind, dennoch kann will und werde ich keine Richtung Extremismus akzeptieren. Und Kommentare wie dieser, Wahrheit enthaltend und dennoch nett spassig und humorvoll wirkend, bewirken bei manchen Menschen mehr nachdenken, als wenn man ihnen anderweitig einen Spiegel vorhält oder Kritik an Ihnen übt.

BTW: Zu dem von dir genannten Thema rechte vs linke Straftaten sollte man evtl mal nen Extra Thema aufmachen, denn ich finde die Verallgemeinerung das linke und AfD Plakate anmalen ziemlich anmaßend. Auch Polizisten und andere Staatsvertreter haben das Recht auf körperliche Unversehrtheit, und wenn aus linken Demonstrationszügen, hier meist der "schwarze Block uä", Steine und anderes geworfen werden. Polizisten sind zwar in der Regel in solchen Momenten durch Schutzkleidung meist nur leicht verletzt, dennoch ist in meinem Rechtsverständnis ein Angriff mit einem Pflasterstein ein Angriff mit einem potenziell tödlichen Gegenstand ( Übrigens ist der Rechte Schläger, der mit Baseballschläger auf Ausländer einschlägt keinen Deut besser. Aber genug hierzu oder in einem Extra Thema

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Das Mädchen das du fett genannt hast? Sie starb an einer Überdosies Diätpillen... Das Mädchen das du hässlich genannt hast?
Sie brauchte Stunden für Makeup, weil sie hoffte, dass Menschen sie dann mögen. Den Jungen, den du ausgegrenzt hast? Er wurde genug daheim misshandelt.
Siehst du den Mann mit den hässlichen Narben? Er kämpfte für seine Heimat. Der Junge über den du dich lustig gemacht hast, weil er weinte? Seine Mutter ist tot.


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BeitragVerfasst: Fr 22. Apr 2022, 22:13 
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Wir können das hier noch ein wenig weitermachen, Extremismus ist nah genug am Thema dran als dass das die Diskussion nicht entgleisen lässt. Wenns Überhand nimmt verschiebe ich das, von mir aus auch rückwirkend auf ältere Posts. Ich geh jetzt auch nur noch auf deine Sachargumente ein und sag nichts mehr über dich.
Zum Beitragrockdog hat geschrieben:
RAF: ich wollte nie en Bulle sein, denn Bullen sind nur Dreck. Ich war viel lieber Terrorist und bombte alles weg..
Hab den ganzen Text gelesen, ich seh deinen Punkt ein. RAF-Romantisierung ist für jemanden, der sich als Antifaschist bezeichnet, extrem heuchlerisches Verhalten. Die RAF ist, wenn man ein bisschen Extremismustheorie erklären will, ein nützliches Beispiel. Horst Mahler, einer der Gründer, ist heute 86. In den 90ern ist der in die Neonazi-Szene gewechselt und ist seither dort aktiv. Der glaubt offensichtlich an gar nichts, der identifiziert sich ideologisch weder mit Kommunismus, noch mit Faschismus - er ist einfach ein aggressiver, hasserfüllter, hochgradig gewaltbereiter Hurensohn, der sich in irgendeiner Gruppe bewegen will, in der die Auslebung seiner Neigungen ermöglicht wird.
Bei gewaltbereiten Jugendlichen funktioniert das häufig so, die steigen einfach da ein wo sie als erstes ankommen und aufgenommen werden. Wenn auf einer Demo der Schwarze Block mit Neonazis clasht, sind in beiden Gruppen viele (!), die genausogut in der anderen Gruppe sein könnten, wenn ihr Leben auch nur minimal anders verlaufen wäre.
Erinnert auch ein bisschen an Knast-Gangs in den USA. Manche Milieus sind so schlecht, dass du eine Gruppe haben musst. Ich hab von nem Ex-Insassen aus den USA mal gelesen "Wenn du im Knast bist, bist du Rassist", weil man quasi dazu gezwungen ist, sich zum Schutz in seine Gruppe einzufinden, und da wird die Gruppe halt durch die Hautfarbe bestimmt. Das kapitalistische, privatisierte For-Profit-Gefängnissystem in den USA ist verachtenswerte, durch die Verfassung legalisierte Sklaverei.

Du nennst weiter unten auch selbst den Schwarzen Block und dessen Attacken auf die Polizei als Beispiel linksextremer Gewalt. Ich will da klarstellen, dass ich nicht abgestritten habe dass es die gibt. Es ist einfach tatsächlich so, dass es sich bei den meisten Fällen linksextremer Gewalt um Sachbeschädigung handelt, auf der rechten Seite um Körperverletzung. Auf der linken Seite hast du davon nicht halb so viel. Ein sehr großer Teil linksextremer Straftaten sind btw auch Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, d.h. in den meisten Fällen, dass die lokale Antifa friedlich einen Neonazi-Aufmarsch blockt und dafür dann von der Polizei weggeknüppelt wird: https://www.zeit.de/hamburg/politik-wir ... ettansicht
Die Polizei hat bei sowas tatsächlich meist ne klare Seite, teilweise laufen die ja mittlerweile sogar offen mit Nazi-Patches auf der Uniform auf, oder attackieren Journalisten, die was davon aufnehmen wollen. Ich hab hier im Thread viele Links zu sowas gelassen: Brexpiprazole @ Polizeigewalt
Die Umweltschützer beim Hambacher Forst, die 2018 die RWE-Braunkohlerodung blocken wollten? In der Statistik aus dem Jahr ist jeder einzelne davon eine linke Straftat (direkt mal einige hundert), da wurden dann 3500 Polizisten aufgefahren um gegen die mit Pfefferspray loszulegen. Wen schützen die? Die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland? Irgendeine Person? Oder nen unethischen Großkonzern, der die Polizei für Interessenvertretung bezahlt? An dem Punkt sollte man als Mensch mit moralischem Kompass das System kritisieren.
Hintergründe dieser Art findest du auf der rechten Seite nicht.

Ja, der Schwarze Block ist schlecht und die Welt wäre besser ohne ihn. Der Anteil an Mitläufern, der da tatsächlich ideologisch an irgendwas linkspolisches glaubt, dürfte aber ziemlich gering sein, siehe oben. Das sind die Leute, die zu Demos gehen weil sie gewaltbereit sind und das ausleben wollen.
Ich wills aber nicht relativieren, viele Kommunisten verteidigen Aktionen des Schwarzen Blocks, also muss man ihn als Teil des linksextremen Spektrums wohl akzeptieren.
Man muss sich aber auch im Klaren darüber sein, dass ein Großteil von Eskalationen auf Demos von Polizisten ausgeht - weil die Polizei, wie die Bundeswehr, auch eine Gruppe ist, die sehr gerne mal von Leuten aufgesucht wird, die generell gewaltbereit sind. Da decken sich ja auch alle gegenseitig, ständig untersucht die Polizei sich nach nem Fall von Polizeigewalt selbst und entdeckt keine Polizeigewalt. Die Polizei ist gegen Deeskalationstraining für die Polizei. https://www.nd-aktuell.de/artikel/11438 ... ieren.html
Es gibt nen Grund dafür, dass auch in Deutschland mehr und mehr Städte ihren Polizisten Bodycams aufdrücken oder drüber diskutieren. Merkwürdigerweise fallen die in Krisensituationen dann halt immer recht schnell aus, vermutlich wegen den 5G-Netzen oder Windrädern oder so.

Man kann das auch wieder zu Rassismus zurückführen, indem wir mit Racial Profiling durch die deutsche Polizei anfangen.
Intro: https://www.rnd.de/gesellschaft/rechtse ... 3AI5A.html
Ich hatte das im Polizeithread öfter gesagt - wir sind bezüglich Polizeigewalt und dergleichen weiterhin noch nicht auf dem Niveau der USA (da fehlt noch einiges), aber auf einem sehr direkten Weg dahin.

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BeitragVerfasst: Sa 12. Aug 2023, 18:12 
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Ich wollte gerade eigentlich einen neuen Thread zum Thema "Kulturelle Aneignung" erstellen, aber da hier auf der letzten Seite schon darüber diskutiert wurde, lasse ich das. Ggf. kann man die Posts ja nachträglich ausgliedern, falls es genügend gibt.

Ich habe gestern ein Unbubble-Video gesehen, das ich ganz interessant fand. Dort gibt es auf jeder Seite (Pro/Contra) Menschen mit Diskriminierungserfahrungen (aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds) und ohne. Es wird unter anderem über Frisuren (nicht nur über die Rolle der Tragenden, sondern auch der Friseure), Kostüme, Kleidung allgemein, Musik (besonders Hip Hop), Schmink-Trends und Essen geredet.


Ich empfehle, das Video selbst anzusehen.
Fragen, die dort diskutiert wurden und die ich gerne an euch weitergeben würde, sind folgende:

Ist kulturelle Aneignung eine Ausbeutung marginalisierter Gruppen? Eine Karikatur des historischen (aber auch noch aktuellen) Leids? Führt kulturelle Aneignung dazu, dass Mitglieder dieser Kulturen noch weniger Chancen haben, sich in der (westlichen) Gesellschaft zu behaupten? Ist es verwerflich, wenn ein deutsches Startup Millionen mit asiatischer Küche macht, während viele (tatsächlich) asiatische Restaurants am Limit leben? Sollte eine Afrikanerin nicht zu einer weißen Friseurin gehen, die sich auf afrikanische Flechttechniken spezialisiert hat, weil viele afrikanische Flechterinnen (aufgrund struktureller Benachteiligung) illegal in kleinen Privatwohnungen arbeiten müssen und keinen eigenen Salon eröffnen können? Wäre es ein sinnvoller Kompromiss, die Mitglieder der Kultur, aus der die Praktiken entnommen wurden, finanziell am Erfolg teilhaben zu lassen (sie z.B. in erfolgreiche Projekte einzubinden, und zwar nicht nur als Randfigur, oder einzustellen)? Sind Menschen, die entsprechenden Kulturen angehören, kulturelle Aneignung jedoch nicht als negativ empfinden, naiv, gutgläubig oder einfach nicht entsprechend gebildet (womöglich genau aufgrund der strukturellen Benachteiligung, die sie immer noch erfahren)? Ist es in Ordnung, als Afrikaner bayerische Tracht zu tragen, weil bayerische Menschen nicht unterdrückt wurden/werden?

Kann kulturelle Aneignung auch ehrliches Interesse und Wertschätzung ausdrücken, Fronten abbauen und zu einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft beitragen? Würde ein kompletter Verzicht auf kulturelle Aneignung dazu führen, dass der Rechtsextremismus gewinnt? Ist es in der Praxis überhaupt möglich, komplett auf kulturelle Aneignung zu verzichten oder sich jederzeit der historischen Hintergründe bestimmter Praktiken und Konsumgüter bewusst zu sein? Wie würde die deutsche Kultur ohne fremde Einflüsse überhaupt aussehen (Spoiler: Kartoffeln kommen aus Südamerika)?


Ich persönlich konnte der Argumentation von Hasnain Kazim (deutscher Journalist mit indisch-pakistanischem Hintergrund) am ehesten folgen. Er beschreibt, dass er selbst Diskriminierungserfahrungen aufgrund seiner Hautfarbe machen musste und dass er sowas natürlich verurteilt, dass er es jedoch trotzdem als positiv empfindet, wenn kultureller Austausch stattfindet. Er beschreibt, wie viele weiße Briten in Pakistan (früher von denen kolonisiert) mittlerweile traditionell indisch-pakistanische Kleidung tragen und dass die meisten Pakistaner dies als Wertschätzung empfinden würden.
Genau hier kam der Einwand von Shanon Bobinger (ostafrikanische Wurzeln):
Denken Pakistani, wenn sie ungestört und unter sich sind, denn tatsächlich so? Spiegelt das nicht vielleicht doch noch die späten Auswirkungen der Kolonisation wider? Fühlen sie sich überhaupt frei genug, um ihre ehrliche Meinung öffentlich zu berichten? Und (sinngemäß):"Nur wenn fünf Leute es okay finden, von ihren Freunden mit dem N-Wort angesprochen zu werden, ist es noch lange nicht okay. Es waren 1945 viele Dinge in der Mehrheitsgesellschaft in Ordnung, die aber aus der heutigen Perspektive überhaupt nicht in Ordnung waren." Viele Angehörige marginalisierter Gruppen müssten auch erstmal verstehen, wie die -Ismen überhaupt wirken.
Hasnain Kazim empfand das als große Unverschämtheit, weil er einerseits selbst in der pakistanischen Kultur verwurzelt ist und er es andererseits als respektlos empfindet, Menschen ihre Wahrnehmung und Gefühle abzusprechen oder sie als ungebildet darzustellen, weil sie anderer Meinung sind.

Ich kann diese Empörung nachvollziehen. Auch wenn es bei mir in anderem Kontext stattfindet, kann ich es auch absolut nicht ab, wenn jemand meint, mir vorschreiben zu müssen, wie ich zu fühlen oder zu denken habe. Ich habe das Recht auf meine eigene Interpretation und Bewertung der Realität. Dennoch denke ich, dass einige Punkte von Shanon, auch wenn sie erstmal hart klingen, nicht komplett abwegig sind und vermutlich genauer beleuchtet werden sollten. Ich kenne mich mit Pakistan nicht aus und erlaube mir dementsprechend kein Urteil darüber, aber es ist (zumindest temporär) möglich, (auch gebildete) Menschen subtil zu unterdrücken und ihnen glauben zu machen, sie seien damit zufrieden oder es sei ihre eigene Entscheidung, sich strukturstützend zu verhalten.

Dennoch denke ich, dass kulturelle Aneignung nicht so einfach als gut oder schlecht, als inklusion-verhindernd oder inklusion-fördernd eingeordnet werden kann. Es kommt wohl, wie so oft, auf die subjektiven Gründe an, die Menschen dazu bewegen, Aspekte fremder Kulturen zu übernehmen. Ich glaube, wie Hasnain Kazim auch, dass viel der Aneignung heutzutage nicht (mehr) aufgrund von Böswilligkeit, geheimen Machtfantasien oder zum bewussten Ausnutzen geschieht. Ich denke, dass Menschen oft nicht so viel denken (und schließe mich da mit ein) und fänd es wichtig, im Unterricht mehr über kulturelle Vielfalt und historische Ursprünge zu reden (und nicht nur in der Grundschule, wo man mal kurz über verschiedene Hautfarben hört, sondern auch und besonders in der Mittel- und Oberstufe). Keine Ahnung ob ich einen besonders schlechten Geschichtslehrer hatte oder ob das heutzutage schon besser ist, aber wir haben damals extrem wenig über Kolonialisierung gesprochen (und vor allem haben wir nie thematisiert, inwiefern die damalige Zeit noch heute Einfluss auf die Gesellschaft nimmt). Ich denke, dass kultureller Austausch (gedankliche) Grenzen reduzieren und zu einer offeneren Gesellschaft beitragen kann, weil positive Kontakterfahrungen zu einem Abbau von Vorurteilen führen können und bestenfalls eine Selbstdefinition auf höherer Ebene (ein "Wir"-Gefühl) ermöglichen. Gleichzeitig dürfen die strukturellen Ursachen, die auch heute noch zu Ressourcen- oder Statusungleichheiten führen, nicht vergessen werden - Stichwort Scheintoleranz. "Ich habe fünf ausländische Freunde und die sind gut integriert. Warum geht ihr noch auf die Straße?" (Strukturelle) Diskriminierung löst sich auch durch kulturellen Austausch nicht plötzlich in Luft auf und positiver Kontakt darf nicht dazu führen, dass die Bekämpfung dieser Ungerechtigkeiten delegitimiert wird.

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I hold it true, whate'er befall;
I feel it when I sorrow most;
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BeitragVerfasst: So 13. Aug 2023, 03:48 
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Zum Beitragrockdog hat geschrieben:
nur wenige kurze Zitate, ich gebe zu nicht im Zusammenhang zitiert, aber schon diese Teilaussagen sind für mich inakzeptabel-

Lied: kopfschuss: Was früher die Gestapo war ist heut das BKA
Kein Gerede: Noch ein Aufruf zur Revolte, noch ein Aufruf zur Gewalt, viel zu lang gabs Unterdrückung steinigt diesen Staat
RAF: ich wollte nie en Bulle sein, denn Bullen sind nur Dreck. Ich war viel lieber Terrorist und bombte alles weg..
Ich hatte ja damals schon darauf reagiert, aber man muss schon irgendwie sagen, dass die Mischung recht wild ist. Teilweise offensichtlich und konkret gewaltverherrlichend, da hatte ich dir damals zugestimmt, teilweise aber auch einfach nur Kritik an der Polizei, was... irgendwie nicht vergleichbar ist, weil das wiederum, im Gegensatz zu Aufforderungen zur Gewalt, ja durch die Verfassung geschützt ist.

Als ich das erste Zitat vorhin nochmal gelesen hatte, musste ich dran denken, dass es über sowas erst vor Kurzem einen medialen Eklat gab.
Manuel Ostermann, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft (der quasi den ganzen Tag über gefühlt nichts anderes macht, als auf Twitter verbal Minderheiten und politische Gegner zu attackieren), hatte aus dem Nichts, wirklich ohne vorherige Provokation, Bodo Ramelow angegangen als "Führenden Genossen der SED-Nachfolgepartei".
Ich mein, okay, der Punkt mit der SED ist ja im Kern einfach wahr. Wer austeilen kann, kann dann aber auch einstecken, oder?
Jetzt mal abgesehen davon, dass Polizisten eigentlich dem Grundgesetz verpflichtet sind und überparteilich handeln müssen. Irgendwie interessiert der Punkt echt eh keinen.

Der Journalist Stephan Anpalagan (schreibt viel über Extremismus und damit verbundene Themen) reagierte dann mit "Vielleicht sollte ein Mitglied der Gestapo-Nachfolgeorganisation kleinere Brötchen backen" - und dann brach absolut die Hölle los, Ostermann zeterte und schrie und stampfte die nächsten Tage über nichts anderes mehr als über diese himmelschreiende, bittere Ungerechtigkeit, die ihm da widerfahren war. Rechtliche Schritte wurden eingeleitet, und so weiter.
Diverse konservative Presse-Organe stellten sich dahinter, und stellten das Ganze völlig verzerrt dar - als hätte Anpalagan aus dem Nichts alle Polizisten angegriffen ("verbale Entgleisung"), statt da einfach einem Individuum einen sehr nötigen Spiegel vorzuhalten.

Auch abgesehen vom Spiegel - Die Sachlichkeit der Aussage ist ja, wie das mit der SED, nicht wirklich bestreitbar, dafür reichen ein paar Geschichtskenntnisse. Die Gestapo wurde 1945 zwangsaufgelöst, das BKA wurde 1951 gegründet - und das Führungspersonal bestand an dem Punkt dann einfach fast vollständig aus hochrangigen ehemaligen Funktionären der SS und der Gestapo.
Selbst 1960 noch hatten zwei Drittel der BKA-Führungsebene eine SS-Vergangenheit. Die Leute, die selbst in der SS und Gestapo waren, wurden nicht etwa nach einer gewissen Zeit entfernt oder so; die sind heute nur deshalb raus, weil sie irgendwann in Rente und gestorben sind. Die hatten dann auch noch lange Zeit, da alles nachhaltig zu gestalten und zu formen.
Strukturen, Doktrinen usw. wurden eh teilweise von Beginn an unverändert von der Gestapo übernommen; teilweise auch Zeug, das bis heute so steht.

Das ist einer von vielen unangenehmen Teilen der deutschen Geschichte, aber es ist nichtsdestotrotz ein wahrer Teil. Die ganzen Nazis sind nicht nach 1945 in Luft verpufft. Promis wie Eichmann wurden natürlich hingerichtet, aber nicht jeder Nazi war Eichmann. Die waren weiterhin alle da, haben weiterhin gearbeitet, hatten weiterhin dieselben Ansichten wie zuvor, aber konnten die halt unter der Besatzung der Alliierten nicht mehr offen ausleben.
Das kann man auch durchaus nicht ignorieren, weil es bis heute sehr greifbare Konsequenzen hat.
Ähnlich wie die Leute sind auch die politischen Ansichten und Ideologien nicht in Luft verpufft. Die ziehen sich weiterhin an vielen Stellen spürbar durchs System und werden auch weiterhin gerne übernommen.

Abermals:
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." - Kurt Tucholsky, 1922
Dazu auch passend:
"Studien zur Polizeigewalt stellen den Rechtsstaat in Frage." - Manuel Ostermann, 2023
Wenn man Polizeigewalt nicht mehr untersucht, gibt es auch keine Polizeigewalt mehr, schon praktisch. Ich musste an Trump denken. Wenn man weniger auf Corona testet, gibt es auch weniger Corona.

Nancy Faeser hat sich dann auch wieder schützend vor Ostermann gestellt. Immer und immer wieder wirft sie sich der AfD und Konsorten mit Kniefall vor die Stiefel. Das ist ja ein bekanntes Phänomen. Die CDU denkt auch, dass sie AfD-Wähler zurückkriegen kann, wenn sie nur selbst immer weiter nach rechts rutscht und Stimmung gegen die politische Mitte und Linke macht.
Mitte-Rechts-Konservative versuchen das immer wieder, überall auf der Welt, und es hat noch nie funktioniert. Es sorgt einfach nur dafür, dass die Partei, an deren Werte sich angebiedert wird, schlussendlich gewinnt. Faesers Rhetorik rutscht jeden Tag noch ein bisschen weiter nach rechts, aber die Leute, die sie damit bauchpinseln will, halten sie eh weiterhin für eine linksgrünversiffte Sozialistin und werden das auch immer tun. Es wird nie genug sein.

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Das ist so ein merkwürdiger Take. Die Polizei hat auf einer Pride nichts verloren und ermöglicht auch kein friedliches oder sicheres Fest; historisch und auch in der Gegenwart ist ja vielmehr das Gegenteil der Fall. Ganz davon abgesehen, dass hier ein Auto angegriffen wurde, und Faeser zu denken scheint, dass dieses Auto Frieden und Sicherheit ermöglichen wollte?

Homosexuelle haben heutzutage im Westen deshalb normale Menschenrechte, weil 1969 bei Stonewall die LGBT-Community sich gewaltsam gegen die Polizisten gewehrt hat, als diese kamen, um anwesende trans Frauen wegen illegalen Crossdressings festzunehmen. Die sexuelle Gleichberechtigung wurde in Gang gebracht, weil Ziegelsteine gegen Köpfe geflogen sind. Nichts anderes hatte was verändert. Man kann davon halten, was man will. Die Leute da wären sonst blankweg, wie damals üblich, wegen ihrer Sexualität und Geschlechtsidentität verhaftet worden. Und daran hätte sich ansonsten auch bis heute nichts geändert.
In den USA gibt es durchaus auch einige Prides, auf denen Polizisten in Uniform gar nicht erst erlaubt sind (funktioniert auch problemfrei), weil das historisch erstens absolut respektlos und tone deaf ist, und zweitens zu oft für völlig unnötige Eskalationen sorgt.

Faeser ist wirklich ein gutes Beispiel für den Unterschied zwischen Leuten, die politisch tatsächlich links sind, und modernen Neoliberalen. Auch wenn das für Leute rechts der Mitte eh alles das gleiche ist. Ich bin da neulich auch auf einen Post auf Reddit gestoßen, der diesen Unterschied wirklich perfekt zusammenfasst.

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Die kurdischen Flüchtlinge, die für diesen Deal an Erdogan und seine Arbeitslager ausgeliefert werden mussten, sind auch das erste, woran ich da denke. In Deutschland gibt es echt kaum ein Blatt, dass darüber in irgendeiner Form redet. Auch über die Kurdistan-Thematik allgemein. Die Türkei ist de facto eine Apartheid, und mir kommts echt so vor, als wüsste in Mitteleuropa kaum wer, dass die Kurden überhaupt eine Gruppe sind, die existiert. Geschweige denn, dass die politisch verfolgt werden und dass deren Leben von der Nato wie Schachfiguren für politische Vorteile geopfert werden.
Der Comment drunter ist dann quasi, was Nancy Faeser sagen würde. "Fortress Europe" ist ja eigentlich auch ein politisch rechter Kampfbegriff, aber Neolibs benutzen den heutzutage auch ganz gerne.

//Bezüglich RAF: Ich finds schon, auf rein wissenschaftlicher Ebene, echt wahnsinnig, wie gerne der Begriff heute als diffamierendes Synonym für (auch gefühlt) linke Aktivisten benutzt wird. Gerade, wenn es gegen die Letzte Generation geht, die ja an sich apolitisch ist. "Klima-RAF".
Die Letzte Generation agiert so übertrieben pazifistisch, dass die sich sogar ohne Gegenwehr von irgendwelchen Cholerikern meterweit an den Haaren über die Straße schleifen lässt. Die machen vor ihren Einsätzen Briefings darüber, wie man ruhig bleibt, wenn man körperlich und schmerzhaft angegriffen wird. Wissen die Leute überhaupt, was die RAF war und wie die drauf waren?
Wäre die Letzte Generation wie die RAF, würden die mit Dynamit und Kalashnikovs irgendwelche Privatjets und Energiekonzerne stürmen und die Besitzer als Geißeln nehmen. Und dann vor Gericht Tiraden gegen den Staat und den Richter losfeuern. Das ist doch mal Terrorismus. Aber sich irgendwo hinsetzen wo es die Leute geringfügig nervt, um auf ein Problem aufmerksam zu machen? Himmel hilf.

Gegen die eine Polizistin, die bisher zwischen der Letzten Generation und der Polizei vermittelt hat, läuft jetzt ja ein Disziplinarverfahren. https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... fee4661c0c
Offensichtlich im Gegensatz zu einem Großteil der Cops, die in privaten Nazi-Chatrooms erwischt werden. Auch Ostermann stellt sich nicht schützend hinter sie - merkwürdige Ausnahme an der Stelle; er hat das wahrscheinlich nicht mitbekommen.

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BeitragVerfasst: Mo 14. Aug 2023, 02:45 
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Zum BeitragBrexpiprazole hat geschrieben:
Das ist so ein merkwürdiger Take. Die Polizei hat auf einer Pride nichts verloren und ermöglicht auch kein friedliches oder sicheres Fest; historisch und auch in der Gegenwart ist ja vielmehr das Gegenteil der Fall.
[...]
In den USA gibt es durchaus auch einige Prides, auf denen Polizisten in Uniform gar nicht erst erlaubt sind (funktioniert auch problemfrei), weil das historisch erstens absolut respektlos und tone deaf ist, und zweitens zu oft für völlig unnötige Eskalationen sorgt.
In letzter Zeit passiert es öfter dass ich irgendwas schreibe, und dann den Tag darauf News rauskommen, die exakt das nochmal unterstreichen. Gestern kamen News dazu raus, dass am Samstag der CSD in Weißenfels von Neonazis angegriffen wurde. Teilnehmer wurden mit Steinen und Flaschen beworfen, Hitlergrüße wurden gezeigt.
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen- ... e-100.html
Knackpunkt:
Polizisten waren anwesend. Aber haben das einfach nur beobachtet, teilweise breit grinsend.
Es gibt Videos. https://twitter.com/LuigiPantisano/stat ... 1130260480
In einer normalen Welt würde sich Faeser jetzt unter diesem Kontext für ihren komplett geschmacklosen CSD-Tweet von Juli entschuldigen.

Man muss hier ja auch keinen Hehl draus machen, wieso das so ist - wahrscheinlich sind viele von denen ideologisch derselben Seite zugeneigt wie die Angreifer. Ich mein, ohne Witz - wären da Autonome gegen Querdenker oder so aufmarschiert, auch ohne Angriffe, wären da bei den Cops sofort die Schlagstöcke und das Pfefferspray draußen gewesen.
Man kann sich in solchen Situationen leider keinesfalls drauf verlassen, dass die demokratische Grundordnung oder der Rechtsstaat irgendwie (oder gar aus Überzeugung) geschützt werden, geschweige denn vulnerable Gruppen aus der Zivilbevölkerung.
Wäre die Antifa da mitgelaufen, wäre sowas wahrscheinlich nicht passiert. Aber dabei haben dann wieder viele der neoliberalen Teilnehmer Bauchschmerzen. Zu viel Antifaschismus ist ja auch nicht gut, der hat Deutschland schonmal komplett in Trümmer gelegt.
In den USA laufen auf der Pride gelegentlich Leute vom John Brown Gun Club mit, das ist ein antifaschistischer Waffenverein. Auf Prides, auf denen das der Fall ist, läuft es jedes mal komplett friedlich ab. Aber gut, das sind natürlich die USA.
Zum BeitragPhreya hat geschrieben:
"Kulturelle Aneignung"
Ich wollte das nicht absaufen lassen, guter Post. Aber wie du selbst sagst, hatten ja ein paar schon letztes Jahr auf der letzten Seite was dazu dagelassen. Mein eigener Post dazu war so umfangreich, dass ich grad nichts weiteres mehr dazu einbringen kann. Brexpiprazole @ Rassismus (weitere Erläuterungen in meinem nächsten Post danach)
Ggf., falls du weiter darüber diskutieren willst, greifst du ein paar der Punkte auf, die damals irgendwer gemacht hat.

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BeitragVerfasst: Di 22. Aug 2023, 19:33 
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Zitat:
Man muss hier ja auch keinen Hehl draus machen, wieso das so ist - wahrscheinlich sind viele von denen ideologisch derselben Seite zugeneigt wie die Angreifer. Ich mein, ohne Witz - wären da Autonome gegen Querdenker oder so aufmarschiert, auch ohne Angriffe, wären da bei den Cops sofort die Schlagstöcke und das Pfefferspray draußen gewesen.


Ein Freund von mir befindet sich derzeit in der Polizeiausbildung. Nur anekdotisch höre ich zumindest immer wieder, dass die demokratischen Grundsätze zwar hochgehalten werden, die Institution selbst aber sehr konservativ ist und dort niemand die Braunen an sich unterstützen würde, der schwarze Block und Antifa allerdings immer wieder als primäres Feindbild hochgehalten werden. Ein anderer Aspekt sind auch Anspielungen auf die "Blue Lines" samt Merchandise, die man auch in so manchen Präsidien immer wieder findet.


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