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Sind Vergewaltigungsopfer selber schuld?
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Autor:  Autumn [ Fr 15. Dez 2017, 09:31 ]
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Hab da mal ein sehr gutes und meiner Meinung nach sehr treffenden Post dazu gelesen:

Bild

Autor:  Brexpiprazole [ Mi 17. Jan 2018, 13:28 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragAutumn hat geschrieben:
Hab da mal ein sehr gutes und meiner Meinung nach sehr treffenden Post dazu gelesen:
Der gemachte Punkt (Victim Blaming ist Dreck) stimmt logischerweise, aber die Allegorie ist hier tatsächlich extrem fragwürdig. "Aus den richtigen Gründen falsch liegen" trifft hier zu. Es ist ja nicht so, dass für jede verhinderte Straftat definitiv dieselbe woanders stattfinden würde in der Art eines kosmischen Puppenspiels. Wäre das so, wäre es ja auch falsch Selbstverteidigung zu lernen oder so - mit jedem Angreifer den man abwehrt, würde man quasi kausal dafür sorgen, dass anderswo stattdessen ner andere Person genau das passiert, was man an sich selbst verhindert hat.

Die Grenze zwischen Victim Blaming und tatsächlich sinnvollen Tipps ist btw existent, beides wird aber gerne mal verwechselt. Straftaten passieren einfach, und es ist nicht falsch sich auf Extremfälle vorzubereiten. Soll heißen, jemandem individuell nen Tipp zu geben in der Art von "In dem Park sind nachts gruselige Gestalten unterwegs, geh da lieber nicht alleine durch, ich bin da schon öfter schräg angemacht worden" ist kein Victim Blaming, auch wenn es natürlich wünschenswerter wäre, wenn niemand jemals was zu befürchten hätte. Viele Facetten davon werden aber schnell problematisch. Es ist falsch, nem Vergewaltigungsopfer später zu erzählen, dass es nicht hätte XY tun sollen. Insbesondere auch, weil diverse widerlegte Mythen darüber rumschwirren - sowas wie "Asking for it" existiert nicht. Es ist daher auch falsch, insgesamt ne Narrative dieser Art zu zeichnen - auch den Fokus auf das Verhalten von Opfern zu legen.

Wenn man zu energisch bei wirklich allem Victim Blaming unterstellt, schadet man aber halt auch. Man kann zwar niemals garantieren, dass nichts passiert - aber es ist halt trotzdem gut, wenn man sich theoretisch verteidigen kann. Es ist gut, wenn man seine Notrufe kennt. Es ist gut, wenn man sich in ner turbulenten Gegend nicht bis ins Blackout säuft. Es ist gut, von Fremden keine sonderbar schäumenden Drinks anzunehmen. Tut man es doch, war man trotzdem nicht Schuld daran, dass man Opfer einer Straftat wurde. Leider zeichnen die Medien halt gerne ne andere Narrative, insbesondere beim Verhalten von Frauen.

Gibt halt Punkte, an denen man dann doch ne gewisse Fahrlässigkeit unterstellen kann; n extremes Beispiel bei dem das offensichtlich wird, wäre halt z.B. wirklich, wenn man von nem völlig Fremden im Club irgendeinen bunten, schäumenden Drink hingehalten kommt und den dann unhinterfragt bechert. Man begibt sich in ne Situation, von der allgemein bekannt ist dass sie gefährlich ist. Um da btw nochmal zum Bild oben zurückzukommen - würde man der Logik folgen sollte jeder, der seiner naiven Tochter dringend von der Annahme dubioser Drinks abrät, es doch lieber stecken lassen, weil er sonst suggerieren würde dass wer anders den Becher stürzen soll.
Man kann mit sowas danach halt auf die eine oder die andere Art umgehen. Dem Opfer später falschen Verhalten zu unterstellen bezüglich ner Situation, in der ne Vergewaltigung stattfand, suggeriert halt einfach universell ein extrem hohes Gewicht dieses naiven Verhaltens und spielt zeitgleich das Gewicht der Vergewaltigung massiv runter, als wäre sie ne normale Konsequenz von Fehlverhalten - was sie nicht ist; Vergewaltiger laufen ja nicht rum wie Jason Vorhees und suchen nach Teens, die sich "amoralisch" verhalten.

Autor:  Rubis_Principessa [ Mi 17. Jan 2018, 22:16 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Man kann mit sowas danach halt auf die eine oder die andere Art umgehen. Dem Opfer später falschen Verhalten zu unterstellen bezüglich ner Situation, in der ne Vergewaltigung stattfand, suggeriert halt einfach universell ein extrem hohes Gewicht dieses naiven Verhaltens und spielt zeitgleich das Gewicht der Vergewaltigung massiv runter, als wäre sie ne normale Konsequenz von Fehlverhalten


Das ist exakt das, was mich so stört. Es entstand wirklich schon öfter Eindruck man will einem weiß machen, die übergriffige Person wäre voll berechtigt gewesen sich so zu verhalten, weil dies und jenes gegeben war - ein bestimmtes Outfit, ein bestimmtes Auftreten, etc. und man will ja das andere Geschlecht provozieren. Ähm, ja. Eine Freundin hatte mich auch mal auf eine Körperhaltung und Gangart angesprochen, die ich mir noch nicht mal bewusst war, also keine Ahnung wo da dann die Provokation sein sollte.

Hatte ja auch mal das dubiose Szenario in der Bahn mit dem Typ, der sich zu mir gesetzt hat und ruckzuck war die Pfote auf meinem Oberschenkel. Ja, dass ich vorher zu dem rüber geschaut hab, weiß ich, weil ich noch genau weiß wie der Kaffeebecher in seiner Hand meine Aufmerksamkeit hatte. Aber ich bezweifel da doch irgendwie, dass ich vor lauter "Ja, Kaffee wäre jetzt was" im Kopf da so lechzend geschaut hätte, dass der sich denkt "Oh, die muss ich jetzt betatschen gehen".

Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Gibt halt Punkte, an denen man dann doch ne gewisse Fahrlässigkeit unterstellen kann; n extremes Beispiel bei dem das offensichtlich wird, wäre halt z.B. wirklich, wenn man von nem völlig Fremden im Club irgendeinen bunten, schäumenden Drink hingehalten kommt und den dann unhinterfragt bechert.


Das ist eigentlich so eine typische Hypothese, die man mit gewisser Vorsicht verbindet. Bzw. es tun sollte. Als Kind war es halt die Süßigkeit vom Fremden, heute sind es die bunten, seltsam schäumenden Getränke von Fremden.

Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Soll heißen, jemandem individuell nen Tipp zu geben in der Art von "In dem Park sind nachts gruselige Gestalten unterwegs, geh da lieber nicht alleine durch, ich bin da schon öfter schräg angemacht worden" ist kein Victim Blaming, auch wenn es natürlich wünschenswerter wäre, wenn niemand jemals was zu befürchten hätte.


Das würde ich aber auch niemals als Victim Blaming auffassen. Das ist halt das Teilen einer persönlichen Erfahrung, die zur Vorsicht rät. Gibt es echt Leute, die das als Victim Blaming sehen?

Autor:  Autumn [ Do 18. Jan 2018, 13:44 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragRubis_Principessa hat geschrieben:
Das würde ich aber auch niemals als Victim Blaming auffassen. Das ist halt das Teilen einer persönlichen Erfahrung, die zur Vorsicht rät. Gibt es echt Leute, die das als Victim Blaming sehen?


Ich glaube kaum. Victim Blaming brauch ein "victim". In diesem Fall ist ja nocht nichts passiert, daher gibt es auch kein Opfer. Wäre jetzt meine Überlegung dazu gewesen.

Autor:  Tyra [ Mi 24. Jan 2018, 21:01 ]
Betreff des Beitrags: 

Dem stimme ich zu.
Das Teilen von persönlichen Erfahrungen sehe ich nicht als victim blaming an.
Ich kenne niemanden, den das stören würde, wenn jemand rät: "Geh lieber die X-Straße, statt die Y-Straße, weil ..."
Victim blaming wäre es, wenn jemand den Tipp nicht befolgt, Opfer wird und danach mit den Worten: "Hättest du mal auf mich gehört ..." angesprochen wird.

Autor:  Autumn [ Do 25. Jan 2018, 12:21 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:


So wie ich das verstanden habe, ging es bei dem Post weniger um Ratschläge, die man Freunden mit auf den Weg gibt. Ich verstehe den Post mehr als eine Kritik am System, dass darauf ausgerichtet ist, dass die Opfer (oder möglichen Opfer) eine Straftat verhindern müssen und diese Erfahrung teile ich auch aus der Schule etc. Da wird (vorzugsweise dem weiblichen Teil) einer Klasse gepredigt "geht nicht da lang" "geh nicht alleine nach Hause" etc. aber scheinbar kommt keiner auf die Idee, einfach mal hinzustehen und zu sagen: "Vergewaltigt/belästigt niemanden! Und wenn jemand solche Fantasien/Ideen hat oder den Drang verspürt, dann müsst ihr so und so damit umgehen oder könnt euch an Stelle xy wenden."

Was ich mit dem wirren Blabla sagen will: Ich habe das Gefühl, dass sich sein grosser Teil der Prävention auf die möglichen Opfer bezieht, während der Fokus nach der Tat auf dem Täter liegt. Und manchmal frage ich mich, ob dieses System so sinnvoll ist. Beispiel:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/regensburg-anonyme-hotline-hilfe-fuer-paedophile-1.998032..solche Massnahmen finde ich sehr positiv, da sie bereits in der Prävention den möglichen Täter miteinbeziehen. Inwiefern dies erfolgfreich ist, kann ich nicht sagen. Dazu fehlt mir das Fachwissen.

Autor:  rockdog [ Sa 27. Jan 2018, 11:56 ]
Betreff des Beitrags: 

ich kenne mehrere vergewaltigungsopfer da unter diesen irgendwie psychische krankheitem seltsamerweise weit verbreitet sind. da geht das Spektrum des Umgangs damit weit auseinander. die einen haben ein Trauma und keinerlei sexuellles intersse eigentlich andere leben ihre Sexualität danach ziemlich exzessi aus und begeben sich immer wieder in gefahrensituationen wo wich so etwas wiederholen könnte...

Autor:  Wolfsblvt [ Sa 27. Jan 2018, 12:07 ]
Betreff des Beitrags: 

Beides ist eine sehr häufige Folge, um mit dem Erlebten umgehen zu können.
Beziehungsweise redet man sich ein dass das hilft.
Eins ist Vermeidungsverhalten, das andere ist bewusste Wiederholung der Situation um Kontrolle zu gewinnen über die Situation.

Autor:  rockdog [ Sa 27. Jan 2018, 12:14 ]
Betreff des Beitrags: 

da hast du recht.ich finde es nur so rass das die meisten in extremen enden und nur wenige nochmal n gesunden Mittelweg finden. da sieht man in meinen augen ganz ganz deutlich das der psychische schaden der dabei entsteht nur sehr sehr schwer wieder zu heilen ist. in meinen augen ist ne vergwaltigung daher mittlerweile sone art mord an der seele

Autor:  Rubis_Principessa [ Mo 29. Jan 2018, 20:58 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum Beitragrockdog hat geschrieben:
in meinen augen ist ne vergwaltigung daher mittlerweile sone art mord an der seele


Das "sone Art" kannst du auch ruhigen Gewissens weglassen und hast trotzdem noch Recht damit.

Autor:  Phreya [ Mo 29. Jan 2018, 22:58 ]
Betreff des Beitrags: 

"Mord" impliziert Tod. Natürlich ist Vergewaltigung grauenhaft und einige Menschen zerstört es sicher für immer, aber es gibt auch welche, die damit weiterleben können (living, not only surviving).

Autor:  Rubis_Principessa [ Mo 29. Jan 2018, 23:25 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragFreya hat geschrieben:
"Mord" impliziert Tod.


Das tut nur nichts zur Sache bei dem, wie sich eine Vergewaltigung anfühlen kann. Auf seelischer Ebene. Neben der oft sowieso vorhandenen Todesangst, weil nicht selten gedroht wird und es auch nicht selbstverständlich ist, dass der Täter einen laufen lässt. Meiner z.B. war da ja noch einer von den "Gnädigen".

Autor:  Phreya [ Mo 29. Jan 2018, 23:47 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich kenne ernsthafte Todesangst. Und das Gefühl zu sterben. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn man es so nennen möchte. Wenn man meint, dass es richtig klingt oder so. Wollte bloß mitteilen, weshalb ich persönlich nicht prinzipiell von "Mord an der Seele" sprechen würde. Denn dann wäre Leben mMn in gar keiner Form mehr möglich.

Autor:  Rubis_Principessa [ Mo 29. Jan 2018, 23:56 ]
Betreff des Beitrags: 

rockdog hat zwar die Bezeichnung hier in's Spiel gebracht, aber er ist auch keineswegs der erste, der eine Vergewaltigung so betitelt, also so abwegig ist das nicht und es geht ja um eine Empfindung, um das Seelische.

Autor:  Phreya [ Di 30. Jan 2018, 09:00 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich wollte keinen angreifen oder sagen, dass es abwegig sei. Bloß dass es nicht universell ist. Ist doch alles okay.

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