Lexy123 hat geschrieben:
Aber selten hat man so viel von sich aufgegeben wie heute.
Es ist doch eher so, dass die Illusion heutzutage besteht, dass man etwas aufgeben könnte. Ich meine das nicht verschwörerisch, aber vor der Moderne gab es meines Wissens nach kaum eine Zeit, in der die Bürger überhaupt der Meinung waren, dass sie sich die Frage nach ihren eigenen Opfern stellen könnten. Genau das finde ich heutzutage auch irgendwie tragisch, alles wirkt in "unserer Hand", aber diese Hand existiert eigentlich gar nicht. Ich glaube, da versagt auch das demokratische Modell einfach. Die Welt und die menschlichen Probleme dieser Welt sind sehr sehr kompliziert und aus allen Ecken gibt es leichte Antworten dazu, mögen sie "weg mit dem Euro", "Maut!" oder "weg mit den Ausländern" lauten.
Deshalb finde ich Diskussionen zu Überwachungen auch sehr schwierig. Ich unterstütze "Freiheit statt Angst"-Demonstrationen, aber gleichzeitig sind alle froh, wenn ein Terroranschlag auf deutschem Boden vereitelt werden konnte. Das ist alles sehr schizophren. Ich kann Amerikaner ganz gut verstehen, die sich zwar einerseits durch die NSA gestört fühlen, aber nach dem 11. September tatsächlich Angst hatten und diesen Umstand der Überwachung einfach gerne nicht schwarz auf weiß gehabt hätten.
Also, wenn diese Chips irgendwann existieren sollten, bin ich mir sicher, dass das - wenn es nicht Nordkorea ist - mit einer demokratischen Mehrheit funktionierte. Dass sie vielleicht sogar nicht verpflichtend sind und eventuell floppen und dann irgendwann mit der Zeit in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Und natürlich wird es da allerlei Probleme geben und Skandale, usw., und dann wird es "Debatten" geben und die werden enden und vielleicht bleibt es, vielleicht nicht, aber so unrealistisch finde ich all das nicht. Und ich meine den Kontrast zu Orwell hier, dass so eine Einführung nicht unbedingt im Dunkeln geschehen muss und zwar ohne autoritäre Funktionäre.
Ich finde es nicht mehr, aber kürzlich las ich einen Auszug von einem Paper, in dem es um die Manipulation von Gehirnfunktionen bei Ratten ging. Man konnte - paraphrasiert - am Computer "links" drücken und sie liefen links. Die Vorstellung ist, dass man über diese Kontrolle auch nicht Bescheid wüsste, weil man den Eindruck hätte, sich selbst für links entschieden zu haben.
@Leprechaun: die AfD existiert allerdings und die Lücke, die die Piraten hätten schließen können, wären sie nicht so unfassbar trottelig, scheint sie jetzt zu füllen. Also, sie mag nur ein wenig bellen und wir sind nicht in Österreich und ich denke, dabei bleibt es auch, aber dass sie gerade so viele Sympathien erhält und so ernst genommen wird, hätte man erwähnen sollen. Ich fand die Prämisse des Artikels einfach eindeutig, zu Beginn schon. Angela Merkel darzustellen, wie man sie sich außerhalb Europas auch gerne wünscht, gemeinsam mit diesem Bild von Deutschland. Deutschland, das als Land der Gastfreundlichkeit gesehen werden möchte, weil Berlin sehr verzerrend ist. Sieh Dir stattdessen diesen Artikel aus dem New Yorker an:
http://www.newyorker.com/magazine/2010/ ... asterpiece Das ist 5+-Sterne-Journalismus.
