So, tut mir leid, dass es etwas gedauert hat, bis ich wieder antworten konnte - aber jetzt kommt natürlich wie immer eine »wall of text«.
Transalpin hat geschrieben:
Liebe Lehrkräfte und -kräftinnen...
Ach, ist doch alles Schwachsinn. Genauso wie vor kurzem mal wieder das Thema "Ampelmännchen und Ampelfrauchen" im Radio war. Das Männchen kann auch ne Frau mit Hose sein.
Also Lehrkräfte sind weder generisches Maskulinum noch generisches Femininum, das heißt hier brauchst Du nicht weiter gendern.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Eben. Männer sind das Default-Geschlecht, Frauen das "andere". Daran hat sich seit Simone de Beauvoir wenig geändert.
Wie gesagt, ich betrachte die Funktion hinter dem Wort, nicht das Geschlecht.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Eine schwarze, homosexuelle Transfrau in einem Dritte-Welt Land.
Ich dachte mir schon, dass dieses Beispiel kommen wird und werfe nun die schwarze, homosexuelle Transfrau mit Behinderung in die Diskussion. Und wenn ich weiter gehen möchte, dann die schwarze, homosexuelle, Interesexuelle mit einer Behinderung. Ich denke, wer kreativ genug ist könnte da noch mehr finden.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Wichtig ist aber, klarzustellen, dass auch in westlichen Ländern Menschen völlig unterschiedlich privilegiert sind. Eine schwarze Frau in Österreich hat sicherlich immer noch Privilegien gegenüber der oben genannten Frau, aber gegenüber einem weißen Mann ist sie deutlich benachteiligt.
Dass schwarze (oder wie man inzwischen auch öfter sagt People of colour) diskriminiert werden ist hinlänglich bekannt. Wie das Gefälle zwischen den Geschlechtern aussieht gerade in Bezug auf Mann und Frau ist aber immer noch sehr strittig.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Daher finde ich die Aussage "Jeder hat Privilegien" etwas schwammig, weil es die strukturelle Ungleichheit, die die Diskussion um Privilegien eigentlich aufzeigen sollte, verwässert.
Ich finde nicht, dass es die Diskussion verwässert - es ist nun mal eine Sache die aber an der restlichen Diskussion ja nichts ändert. Nur mir geht es darum nicht gewisse Dinge einfach auszublenden und/oder sie zu leugnen, wenn sie nicht dazu passen.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Das sind keine Privilegien, das sind die negativen Begleiterscheinungen, die das Bild vom "starken Mann" mit sich bringt - also das Bild, dass Männer [ich spreche hier von Männern als Klasse, nicht vom einzelnen Mann] selbst, über Jahrhunderte hinweg, etabliert haben, um sich ihre Machtstellung zu sichern.
Mit der gleichen Argumentationskette könnte ich von den negativen Begleiterscheinungen sprechen die das Bild der "schwachen Frau" mit sich bringt, dass Frauen sich selbst in die Opferrolle bringen. Es ist aber sehr witzig, dass bei allen denen man Privilegien zuschreibt, sie diese unter allen Umständen ablehnen.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Männer "können" keine Frauenkleidung tragen, weil es als lächerlich und/oder schwach gilt, wenn ein Mann sich "weiblich" (= das, was unsere Gesellschaft als weiblich sieht) verhält. Dasselbe gilt für Hilfsangebote.
Männer zeigen sich in den letzten Jahren häufiger "schwach" und nicht zuletzt werden sie dafür als Jammerlappen beschimpft die sich zusammen reißen sollen - insbesondere dann, wenn sie sich über Diskriminierung beklagen.
Es ist doch aber auch interessant zu sehen, dass auch unsere Politik keinen Anlass sieht diesen Umstand zu ändern - und zwar egal welche der Parteien man da fragt, keine hält Hilfsangebote für Männer in irgendeiner weise für notwendig.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Beim Beispiel mit dem Dienst an der Waffe wird sogar besonders deutlich, dass es im Grunde kein weibliches Privileg ist, sondern sogar ein Nachteil - wenn ein Krieg im eigenen Land ausbricht, sind es Männer, die eine Waffe haben, Frauen sind aber genauso von Kriegsgewalt betroffen.
Moment, Frauen
dürfen durchaus Dienst an der Waffe leisten, Männer hingegen
müssen diesen Dienst leisten.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Das sind keine weiblichen Privilegien, dass sind Reste des Patriarchats, die deutlich machen, dass Weiblichkeit noch immer geringer geachtet wird als Männlichkeit.
Es ist schon amüsant zu sehen, dass weibliche Privilegien in dem Sinne gar nicht existieren - die gleiche Abwehrreaktion die bei den meisten Männern kommt ist bei Frauen die die Privilegien-Theorie vertreten (die ich in dem Sinne auch bejahe) noch stärker ausgeprägt. ^_^
Mohnstrudel hat geschrieben:
Bei einigen deiner Beispiele ist mir allerdings nicht ganz klar, worauf du hinaus willst, z.B. bei der medizinischen Versorgung. Im Gegenteil war es lange Zeit der Fall, dass Medikamente usw. nur an Männern getestet wurden. Weibliche Körper reagieren aber teilweise anders (allein schon aufgrund des unterschiedlichen Körpergewichts und Muskelanteil, oft auch aufgrund von Stoffwechsel, Hormonen,...) darauf. Erst in letzter Zeit ist dies in den Fokus der Wissenschaft gerückt und es verändert sich langsam.
Was die Medikamente angeht: Absolute Zustimmung. Worauf ich hinaus wollte waren auch mehr die Vorsorgeuntersuchungen, die Erkennung von Krankheiten (insbesondere psychische) und deren Behandlung.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Das wiederum ist ein Versuch, den Einfluss von männlichen Privilegien zu schwächen (und idR ein Tropfen auf dem heißen Stein).
Man schwächt also männliche Privilegien dadurch, dass man Kindern die eigentlich Hilfe bräuchten (u.a. Lesekompetenzen wie es der PISA-Test selbst sagt) - dass man diese Hilfe ignoriert, weil sie das falsche Geschlecht haben? Und, dass es kein Tropfen auf dem heißen Stein ist sehen wir ganz einfach, wenn wir uns die Schulen und die Universitäten angucken.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Habe gerade gegoogelt und keine klare rechtliche Regelung dazu gefunden. Offenbar hat ein Vergewaltiger, wie jeder Vater, erstmal theoretisch sehr wohl einen Anspruch auf Umgang mit dem Kind. In der Praxis wird aber zu Sorgerechtsfragen meist das Jugendamt heran gezogen, im Streitfall werden Gutachten erstellt,... Somit denke (hoffe) ich, dass es selten dazu kommt, dass ein verurteilter Vergewaltiger Anspruch auf Umgang mit seinem Kind hat.
Wie gesagt ist mir auch kein solcher Fall bekannt. Allerdings glaube ich würde in dem Fall ein Protest los gehen der unvergleichbar wäre. Umgekehrt gibt es aber solche Fälle, dass vergewaltigte Männer Unterhalt zahlen dürfen. Ein Protest hingegen blieb aus - außer bei den Betroffenen.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Andererseits ist es in Österreich leider nach wie vor so, dass die Beziehung der Eltern zueinander wenig bis keinen Einfluss auf die Entscheidung der Obsorge hat. Beispielsweise ist es sehr wohl so, dass, wenn ein Partner den anderen schlägt, aber den Kindern nichts tut, derjenige noch die Obsorge bekommen kann. Könnte mir also vorstellen, dass es sehr wohl Fälle gibt, gerade in Fällen von Vergewaltigung in der Bziehung/Ehe, in der der Vater noch Anspruch auf die Obsorge hat.
Wenn er wg. Vergewaltigung angezeigt wurde wage ich das zu bezweifeln. Bei den Personen ohne Anzeige kann man natürlich schwer was dazu sagen.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Gibt allerdings auch eine Studie, die zeigt, dass es Frauen, wenn sie sich in dieser Hinsicht wie Männer verhalten, nicht unbedingt nützt. Dasselbe Verhalten wird an Männern und Frauen unterschiedlich bewertet.
Gerade der neueste Versuch zeigte das absolute Gegenteil. Allerdings wage ich auch zu bezweifeln, dass die Bedingungen so 1:1 in das reale Leben zu übertragen sind und das sicherlich auch sehr abhängig davon ist, wen man da vor sich sitzen hat.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Polanski hat eine 13jährige vergewaltigt, wurde verurteilt, ist dann nach Europa abgehauen und Jahre später wurde erst ein Auslieferungsantrag überprüft. Sein Erfolg als Regisseur hält dennoch an, damals haben sich sogar andere Promis dafür eingesetzt, dass er nicht an die USA ausgeliefert wird (!).
Er wurde aber nicht als Vergewaltiger verurteilt sondern wg. "außerehelichen Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen". Nicht zuletzt muss man sagen, dass nicht nur Promis sich für das Fallenlassen der Klage eingesetzt haben sondern das Opfer selbst - aber wohl auch nur, weil der Justizapparat von Anfang an ziemlich versagt hat. Ich verstehe nicht, wieso man die Anklage geändert hat, wenn es doch eine Vergewaltigung war. Wieso sich so viele überhaupt dafür eingesetzt haben frage ich mich aber auch, eigentlich ist der Fall doch eher umgekehrt.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Zwei Dinge möchte ich hierzu klar stellen:
1. Obwohl es meistens wirtschaftlich privilegierte Menschen sind, fällt darüber hinaus noch etwas auf: Meistens sind es weiße Männer.
Richtig, meistens auch, weil die Frauen diskriminiert wurden und so gar nicht die Möglichkeit hatten wirtschaftlich solch Privilegien zu erfahren.
Mohnstrudel hat geschrieben:
2. Die meisten von ihnen haben die Konzerne nicht selbst gegründet, sondern es waren ihre Eltern oder Urgroßeltern. Natürlich sollten diese Firmen ihnen deswegen trotzdem gehören, aber es zeigt, dass sich der Erfolg nicht eben mal aufgrund von "Fleiß und harter Arbeit" einstellt, sondern auf Privilegien und oft genug auch auf Sklavenarbeit und Ausbeutung gründet.
Richtig, aber das ist doch hinlänglich bekannt, dass die Welt nicht 'gerecht' funktioniert oder? Nicht, dass es das besser macht und nicht, dass wir nichts dagegen tun sollten aber die Schritte müssen geplant sein. Es bringt nichts das Wirtschaftssystem über den Haufen zu werfen ohne einen konkreten Plan zu haben wie es weiter geht.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Bei Softwarefirmen ist die Sache nochmal etwas anders, weil es sich dabei meist tatsächlich um neuere Firmen und Konzerne handelt. Allerdings ist die Legende vom "Selfmade-Millionär" in vielen Fällen auch nicht mehr als eine Legende, da viele Gründer bereits aus reichen Familien kommen.
Millionär werden die wenigsten, einige schaffen es eine solide Basis zu schaffen. Es bedarf aber vor allem wirtschaftliches Geschick um es an die Spitze zu schaffen.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Definitiv. Im Gegenteil - es wird für uns unter miesesten Bedingungen produziert. Der Umgang westlicher Konzerne mit den Menschen anderer Länder ist sowieso eine der größten Schweinereien, die es gibt.
Und trotzdem machen wir alle so weiter, weil es bequem ist. Der Mensch verdrängt in der Regel was ihm nicht gefällt.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Die von mir angesprochenen Bünde gehen noch weiter als "Vitamin B". Vitamin B kann man sich durch networking auch selbst bis zu einem gewissen Grad aneignen. Klar hat man gewisse Vorteile, wenn die Eltern bereits wichtige Bekannte haben usw. Aber hier geht es um (meist konservative) Bündnisse, die bereits auf ein jahrzehnte- bis teilweise sogar jahrhunderte altes Netzwerk zurück greifen können. Es sind bereits Mitglieder in hochrangigen Positionen, die dann jüngeren Mitgliedern helfen können.
Ich habe meine Zweifel, dass einfach so jeder einem solchen Netzwerk beitreten kann, sonst würden es wohl viele schon tun, nicht?
Mohnstrudel hat geschrieben:
Zusätzlich, davon abgesehen, dass man meist eine bestimmte politische Einstellung oder Religionszugehörigkeit haben muss, sind viele dieser Bündnisse nur für Männer zugänglich oder nehmen erst seit kurzer Zeit Frauen auf.
Also hier eine Übervorteilung auf Seiten der Männer. Hingegen muss ich sagen, dass auf jede Stellenanzeige die ich bis jetzt gelesen habe der Satz "Frauen werden bei gleicher Leistung und Qualifikation bevorzugt eingestellt" stand. Und hier trifft es jeden Bereich und nicht nur einige Top-Positionen für einige wenige, was es nicht besser macht. Ich bin dafür Positionen stets auszuschreiben und nach Leistung zu bewerten, ebenso wäre ich sehr für die anonyme Bewerbung.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Im Grunde sind das keine "hate wars", sondern Feministinnen oder, allgemein, Frauen die eine politische Meinung im Internet vertreten, sind einfach vielen Beleidigungs- und Drohattacken, bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt. Fällt einem so nicht unbedingt auf, weil vieles gleich zensiert wird, aber auf hatr.org veröffentlichen beispielsweise deutsche feministische Blogs ihre weg zensierten Hassnachrichten und da sind schon ziemlich krasse Dinge dabei.
Es gibt zwar keine Seite vergleichbar mit der Erfahrung von Männern aber auch hier sind solche Hassnachrichten keine Seltenheit. Ebenso wie bei religiösen Gruppen etc. - die Anfeindungen die da hin und her gehen sind "hate wars" - die wenigsten Drohung sind tatsächlich ernste Drohungen; auch wenn man diese so erst mal nicht unterscheiden kann.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Das ist ja auch genau das, was sie vor haben. Da geht es nicht um Dialog, oder darum, tatsächlich Männern zu helfen, die beispielsweise Opfer von Gewalt geworden sind, sondern nur darum, Frauen runter zu machen und feministische Diskurse zu unterbrechen.
Stimmt schon, interessanterweise wird das von den Frauen aber auch zu gern aufgegriffen und thematisiert. Auch diese könnten ihre Anliegen wohl deutlich besser verfolgen als irgendwelchen Idioten Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Mohnstrudel hat geschrieben:
In Österreich gab es vor einiger Zeit eine Kampagne, die sich an Frauen (!) richtete, mit dem Appell, ihre Männer öfters zum Arzt zu schicken. Da kann man sich echt nur an den Kopf greifen.
Mir nicht bekannt, aber da kann ich mir Dich nur anschließen. Wieso ist es Aufgabe der Frauen ihre Männer zum Arzt zu schicken? Vielleicht bedarf es hier entsprechender Aufklärungs-Kampagnen die es für Frauen ja auch schon länger gibt.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Natürlich betrifft es auch Frauen, es geht ja im Endeffekt um die Verteidigung unseres Staates.
Die Verpflichtung zur Verteidigung trifft Frauen mal so gar nicht. Die Verteidigung des Staates ja, aber nicht die Pflicht an der Waffe zu dienen und genau darum ging es in dieser Abstimmung.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Im Verlauf der Diskussion um die Wehrpflicht hat Bundespräsident Fischer (Ich glaube, dass es er war, in jedem Fall ein höherer Politiker) vorgeschlagen, die Wehrpflicht auch auf Frauen auszuweiten. In der Öffentlichkeit und den Medien wurde dieser Vorschlag völlig lächerlich gemacht, woraufhin Fischer seine Aussage dann zurück genommen hat. Wehrpflicht ist so ein deutliches Männlichkeitssymbol, dass es lächerlich erscheint, wenn jemand vorschlägt, sie auf Frauen auszuweiten!
Interessanterweise sind aber auch die meisten Frauen dagegen - oft mit der Begründung, dass sie Kinder kriegen
müssten.
Mohnstrudel hat geschrieben:
Nein, aber danke für den Hinweis. Leprechaun, fühlst du dich als Mann?
Und Wolfsblut, du?
Und ich werd mal wieder nicht gefragt.
Mein Wunsch wäre ja, dass man die Geschlechterzugehörigkeit da, wo sie de facto nicht notwendig ist (wie z.B. beim Arzt, Krankenhaus o.Ä.), abschafft. Aber ich glaube das würde auf großen Widerstand stoßen, nicht zuletzt von denjenigen die selbst angeblich dafür sind. Mein nächster Wunsch wäre diese Freiheit auf alle Lebewesen auszuweiten - aber das würde auf vermutlich noch mehr Widerstand stoßen.
Aber eine interessante Frage habe ich noch: Wenn sich Männer für Gleichberechtigung einsetzen höre ich oft, dass sie dann Feministen seien. Diese wiederum lehnen diese Zuschreibung nicht selten ab, insbesondere dann, wenn sie sich für die Rechte von Männern einsetzen. Das jetzt aber nur zum allgemeinen Kontext. Meine Frage: Wieso wird gerade hier gesagt, dass diese Personen Feministen sind (lat. femina [Frau]) wohingegen sonst so Wert auf die sprachliche Trennung (Sexus) gelegt wird? Vielleicht kann es mir ja jemand begreiflich machen, weil ich mich das schon öfter gefragt habe.