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Euer Leben in der DDR
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Autor:  MacGyver [ Do 5. Apr 2018, 23:04 ]
Betreff des Beitrags:  Euer Leben in der DDR

Angeregt durch die Serien "Tannbach", "Der gleiche Himmel" und "Weissensee" und in Anlehnung an diesen Thread: Euer Leben im Dritten Reich

Beim Schauen der o.g. Serien habe ich mich oft gefragt, was ich möglicherweise für eine Rolle in der DDR gespielt hätte. Im Gegensatz zum Dritten Reich kann ich mich mit der Grundidee des Sozialismus durchaus anfreunden. Allerdings nicht in der Art und Weise, wie es in der DDR der Fall war. Die Frage welche Rolle ich womöglich in der DDR gespielt hätte, ist daher gar nicht so einfach zu beantworten. Wahrscheinlich hätte ich es mich nicht getraut zu flüchten, das war irgendwann ja einfach nur noch Wahnsinn. Mir widerstrebt es auch so ein kleiner Denunziant zu sein, der seine Freunde und Familie bespitzelt. Dennoch kann ich es nicht ausschließen, dass ich eine steile SED-Karriere angestrebt hätte. :nerd:

Welches Szenario könnt ihr euch selbst für euch vorstellen? Jetzt kommt mir bitte nicht alle damit, dass ihr harten Widerstand geleistet hättet. Paar Tage Einzelhaft unter den damaligen Bedingungen haben fast jeden gebrochen. :nerd:

Autor:  Tyra [ So 8. Apr 2018, 15:35 ]
Betreff des Beitrags: 

Vorweg: Nein, ich hätte natürlich nicht harten Widerstand geleistet.

Als Widerstandskämpferin tauge ich nichts. Dafür bin ich zu nervös, ich hätte mich vermutlich sofort verplappert. Also keine Karriere für mich.
Sicherlich hätte ich weder Familienmitglieder noch Freunde denunziert. Aber Leute, die ich nicht leiden kann? Also ganz sicher ausschließen könnte ich das echt nicht. Vermutlich eher aus Angst, falls ich zu viele Dinge erfahren hätte, die ich nicht hätte wissen sollen.

Gelebt hätte ich sicher nicht irgendwo in der Pampa, sondern in einer Stadt.

Autor:  Brexpiprazole [ Sa 21. Apr 2018, 00:46 ]
Betreff des Beitrags: 

MacGyver hat geschrieben:
Im Gegensatz zum Dritten Reich kann ich mich mit der Grundidee des Sozialismus durchaus anfreunden. Allerdings nicht in der Art und Weise, wie es in der DDR der Fall war.
Der Punkt ist wichtig btw. Wer die DDR als Unrechtsstaat mit dem Dritten Reich gleichsetzt, wurde an irgendeiner Stelle vernebelt. Die DDR hat keinen aktiven Völkermord parat; das ist bereits einer von vielen nennenswerten Unterschieden. Wer DDR-Nostalgie verspürt, wurde auch irgendwo vernebelt bzw. hat sich später nie über die Fakten informiert. Wahnsinn, dass Shows in der Art vor 10 Jahren sehr regelmäßig im TV liefen.
Kennt ihr "'Good Bye, Lenin!'"? Gefühlsechtester DDR-Film. Die Szene mit der Statue ist einer der besten Filmszenen überhaupt, und das in nem Streifen aus Deutschland.

Ich hätte, wie auch im Dritten Reich, definitiv gemerkt was vor sich geht. Das darf ich mir zugestehen. Hätte es eine Möglichkeit zur Republikflucht gegeben, hätte ich die genutzt.
Ich hätte mich nicht sehr gut anpassen können und wäre trotz des Willens, nicht von der Stasi erledigt zu werden, mit höchstmöglicher Knappheit ein- oder zweimal fast in erhebliche Schwierigkeiten geraten, bis ich das Schauspiel besser verinnerlicht hätte.
Mit Glück wurde ich halt in den 80ern geboren, damit sich der Kram schnell von alleine erledigt.
In den 2010ern wäre ich dann n Hardcore-Nazi mit Angst vor allem Fremden (Selbst erlebt habe ich nie irgendwas Fremdes, aber ich lese Facebook) geworden. Normal, oder?

Autor:  Rubis_Principessa [ Mo 23. Apr 2018, 21:12 ]
Betreff des Beitrags: 

Meine Oma ist ja auch so ein DDR-Nostalgier, obwohl sie ja zu gut wissen müsste wie der Hase dort lief. Gibt ja sonst noch einige Menschen, die, die DDR erlebt haben und sich zurückwünschen, ich versteh sowas nicht. Ich bin froh, dass ich bewusst nicht mehr viel davon mitbekommen hab und mich eigentlich nur dieses schöne rote Heftchen noch wirklich mit dieser Zeit verbindet. ^^ Das wäre kein Leben für mich, allein wo ich so viel jetzt schon rumgekommen bin und noch rumkommen möchte, kann mir das gar nicht vorstellen in dieser Freiheit so eingeschränkt zu werden bzw. die nicht zugestanden zu bekommen. :roll:

Autor:  Tyra [ Di 1. Mai 2018, 15:57 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragRubis_Principessa hat geschrieben:
Das wäre kein Leben für mich, allein wo ich so viel jetzt schon rumgekommen bin und noch rumkommen möchte, kann mir das gar nicht vorstellen in dieser Freiheit so eingeschränkt zu werden bzw. die nicht zugestanden zu bekommen. :roll:


Genau das sehe ich auch so.
Es ist für mich eine schreckliche Vorstellung nicht einfach reisen zu können, nicht einfach mal Verwandte oder Freunde besuchen zu können, die weit entfernt leben.

Autor:  Brexpiprazole [ Di 8. Mai 2018, 17:17 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich wurde ja erst zweieinhalb Jahre nach dem Mauerfall geboren, und überdies in Baden-Württemberg - man lernt über die DDR in der Schule btw erst viel später und viel weniger was als über das Dritte Reich, obwohl offensichtlich beides auch zusammenhängt. Mittlerweile ist die Mauer länger weg als sie da war, aber die DDR ist trotzdem noch recht aktuelle Geschichte (Soziologische und wirtschaftliche Auswirkungen hinterbleiben), und um 2000 rum war das logischerweise noch viel mehr der Fall. Ich glaub ehrlich gesagt, die DDR kam im Geschichtsunterricht tatsächlich niemals dran; ich muss mich selbst eingelesen haben.
Hab den Begriff DDR glaub vor ca. 18 Jahren zum ersten mal von nem Nachbarn gehört, der über bestimmten Nippes in seiner Wohnung immer meinte, dass er den aus der DDR mitgebracht hätte.
Ich dachte, er meinte damit irgendein Kaufhaus.
Die Idee, dass noch im Jahr, in dem Indiana Jones 3, Batman, Zurück in die Zukunft 2, Ghostbusters 2 und Arielle, die Meerjungfrau liefen, Ostberlin von ner bewehrten Mauer umringt war, klingt einfach nur fremdartig. Ich kenn persönlich nur die Überreste.

Autor:  Phreya [ Mi 9. Mai 2018, 01:11 ]
Betreff des Beitrags: 

Wurde schon 7,5 Jahre nach dem Mauerfall geboren (NRW) und wir haben auch absolut nichts davon im Geschichtsunterricht aufgegriffen (zumindest bis zur 11. Klasse, danach kann ich nichts sagen). Dafür haben wir die französische Revolution circa 4x durchgemacht. Alles was ich weiß, weiß ich definitiv nicht von der Schule her.

Autor:  Misery [ Mi 9. Mai 2018, 01:36 ]
Betreff des Beitrags: 

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Autor:  Bubble [ Mi 9. Mai 2018, 03:54 ]
Betreff des Beitrags: 

Wir haben die DDR auch in Geschichte durchgekommen. In der 10., dazu kam auch ein Besuch in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen inklusive Führung von einem Zeitzeugen, und in der Oberstufe noch einmal in Geschichte (im LK), sowie in einer möglichen Abiturprüfung :schüssel:
Allgemein sind wir in der Mittelstufe und Oberstufe jeweils einmal chronologisch durch die Geschichte.

Autor:  Wolfsblvt [ So 20. Mai 2018, 20:20 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragFreya hat geschrieben:
Wurde schon 7,5 Jahre nach dem Mauerfall geboren (NRW) und wir haben auch absolut nichts davon im Geschichtsunterricht aufgegriffen (zumindest bis zur 11. Klasse, danach kann ich nichts sagen). Dafür haben wir die französische Revolution circa 4x durchgemacht. Alles was ich weiß, weiß ich definitiv nicht von der Schule her.

Das klingt nach einer sehr schlechten Schulausbildung so.
DDR gehört eigentlich zu den wichtigen Sachen, die man in Deutschland lernen sollte.

Autor:  Brexpiprazole [ Mo 4. Jun 2018, 16:55 ]
Betreff des Beitrags: 

Wolfsblut hat geschrieben:
DDR gehört eigentlich zu den wichtigen Sachen, die man in Deutschland lernen sollte.
Deutschlands Gesichtsunterricht ist einfach sehr schlecht.
In der Bundesrepublik Deutschland gehört heute die Auseinandersetzung mit Diktaturen und die Geschichte von Demokratie und Menschenrechten zu den zentralen Aufgaben.
Da scheint klar durch, was in der Praxis gemeint ist - Holocaust-Aufarbeitung. Nix gegen die dauerhafte Erinnerungskultur (Aktuell mehr denn je nötig wieder), aber es ist mir jetzt halt schon oft passiert, dass die Leute meine eigene Schulerfahrung bestätigen, und die war halt, dass der Geschichtsunterricht in eigentlich jedem Schuljahr zu 90% aus Hitler bestand, und die Infos fingen schnell an, sich zu wiederholen.
Grad die DDR als oft ausgelassenes Thema ist da wie gesagt komisch, weil sie ja ne klare Konsequenz des WWII war.

Autor:  Brexpiprazole [ Di 14. Apr 2020, 23:34 ]
Betreff des Beitrags: 

Eben Das Leben der Anderen (2006) geguckt; keine Ahnung wieso erst jetzt. Sehr gutes historisches Drama über die Stasi; hat für Deutschland damals den (bisher letzten) Auslandsoscar gewonnen. Viele Amis wissen alles, was sie über die Stasi wissen, durch diesen Film. Wurde 2013 auch im Zuge von Snowdens Leaks zur internationalen Überwachungsaffäre, über die heute keine Sau mehr spricht, häufig empfohlen.

Autor:  Phreya [ So 19. Apr 2020, 09:31 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Eben Das Leben der Anderen (2006) geguckt; keine Ahnung wieso erst jetzt. Sehr gutes historisches Drama über die Stasi; hat für Deutschland damals den (bisher letzten) Auslandsoscar gewonnen. Viele Amis wissen alles, was sie über die Stasi wissen, durch diesen Film. Wurde 2013 auch im Zuge von Snowdens Leaks zur internationalen Überwachungsaffäre, über die heute keine Sau mehr spricht, häufig empfohlen.

Uh, den mag ich auch.

Autor:  Brexpiprazole [ Do 10. Dez 2020, 23:56 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Ich wurde ja erst zweieinhalb Jahre nach dem Mauerfall geboren, und überdies in Baden-Württemberg - man lernt über die DDR in der Schule btw erst viel später und viel weniger was als über das Dritte Reich
Scheint mittlerweile nicht mehr unbedingt der Fall zu sein. Als Kind war mir halt tatsächlich nicht bewusst, wie kürzlich der Mauerfall erst her war. Das erklärt auch diese ganzen beknackten Ostalgie-Sendungen im TV, die es heute nicht mehr gibt.

Autor:  Seesternknospe [ Mi 23. Dez 2020, 02:18 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragRubis_Principessa hat geschrieben:
Meine Oma ist ja auch so ein DDR-Nostalgier, obwohl sie ja zu gut wissen müsste wie der Hase dort lief. Gibt ja sonst noch einige Menschen, die, die DDR erlebt haben und sich zurückwünschen, ich versteh sowas nicht. Ich bin froh, dass ich bewusst nicht mehr viel davon mitbekommen hab und mich eigentlich nur dieses schöne rote Heftchen noch wirklich mit dieser Zeit verbindet. ^^ Das wäre kein Leben für mich, allein wo ich so viel jetzt schon rumgekommen bin und noch rumkommen möchte, kann mir das gar nicht vorstellen in dieser Freiheit so eingeschränkt zu werden bzw. die nicht zugestanden zu bekommen. :roll:


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