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Psychische Probleme und der Beruf
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Autor:  LilaSchaf [ Sa 29. Nov 2014, 18:42 ]
Betreff des Beitrags:  Psychische Probleme und der Beruf

Liebe pinke Gemeinschaft,

wie ihr wisst, mache ich mein BVB im BBW. Danach eine Ausbildung zur Hauswirtschaftlerin. Denkt ihr, dass ich mit meiner fertigen Ausbildung genauso anerkannt werde wie ein Mensch, der seine Ausbildung auf dem normalen Arbeitsmarkt gemacht hat?

Autor:  Seesternknospe [ Sa 29. Nov 2014, 20:11 ]
Betreff des Beitrags: 

Jein. Also es kommt einfach darauf an, wie du dich präsentierst.
Und was du arbeitest.

In den meisten Berufen zählt nur eins: Dass du funktionierst. Dass du in dem, was du tust, gut bist und zuverlässig.
Sobald zu merken ist, dass es dir schlecht geht und du deshalb deine Arbeit in irgendeiner Form vernachlässigen könntest...

Bei mir war es sogar in der Uni so, dass einfach deutlich war, dass ich nicht belastbar genug bin für so einen Berufszweig. Ich kann mit permanentem Druck, ständigem "Das was du machst ist scheiße, mach bis morgen 1000 neue Sachen" nicht umgehen. Ich brauche viel Bestätigung (dass ich auch etwas richtig mache, gut mache, usw.) und Kritik möchte ich sachlich und kein "Ich weiß echt nicht, wie Sie dieses Semester bestehen wollen". Dann kommen bei mir nämlich irgendwann doch Tränen.

Andererseits weiß ich, dass es auch Berufe gibt, wo gerade meine "Schwächen" (Dass ich sensibel bin, einfühlsam, gerne Menschen helfe, das Gefühl brauche, gebraucht zu werden, ...) geschätzt werden.

Ich kann dir nicht sagen, wie es bei dir sein wird. Ich für mich habe jedenfalls festgestellt, dass ich keinen Beruf möchte, wo ich mich verstellen muss. Ich BIN psychisch einfach nicht gesund und habe eine Vergangenheit, die man mir ansieht. Das bin ich und anders kriegt man mich nicht. Und wem es zu anstrengend ist, dass ich manchmal mit Samthandschuhen angefasst werden muss (im zugespitzten Sinne - meine Kritikfähigkeit nimmt zu^^), da will ich auch nicht den Hauptteil meines Tages verbringen/arbeiten.

Autor:  -vergessen- [ Sa 29. Nov 2014, 21:28 ]
Betreff des Beitrags: 

Man kann generell schon mal gar nicht alle psychischen Erkrankungen und Behinderungen unter einen Hut stecken. Es ist offensichtlich unvermeindlich, dass (schwer-)behinderte anders behandelt werden. Oft weil sie nicht so leistungsfähig sind. Auch öfter mit mehr Vorsicht, oft weil man Angst hat etwas falsch zu machen.
Auch psychische Krankheiten können dich ja auch ziemlich daran hintern, bestmöglich zu arbeiten.
Solang du aber deinen Job richtig machst, wird es wenig interessieren, ob du nun (keine Ahnung ob im öffentlichen Bereich etwas zu deiner Erkrankung steht, daher nenn ichs mal nicht) krank bist oder nicht. Es ist halt wichtig wie du dich zeigst.

Autor:  Lexy123 [ Sa 29. Nov 2014, 23:37 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich kann Deine Sorge in gewisserweise nachvollziehen. Ich selbst bin auch sehr bemüht meien Schwierigkeiten möglichst nicht zu zeigen, gerade weil es doch viele AG gibt, die damit nicht umgehen würde wie man es sich wünscht.

Allerdings habe ich auch festgestellt, dass es wenig bringt sich dauerhaft zu verstellen. Das mag vielleicht einige Zeit gut gehen, aber irgendwann erreicht der Druck ein kritisches Ausmaß. Ich meine, wenn man selbst schon im Beruf ständig Druck hat ist es sicherlich nicht das richtige, wenn man sich noch mehr Druck machen muss um selbst irgendwie zu funktionieren.

Ich nehme an, dass es einige gibt die Deine Ausbildung nicht so anerkennen wie andere - aber bei genau diesen Leuten möchtest Du dann i.d.R. später auch nicht arbeiten; wie gesagt ist wichtig, dass Du später 'funktionierst' und eine gutes Unternehmen sollte auch in erster Regel diese Tatsache interessieren. :)

Autor:  Brexpiprazole [ Sa 29. Nov 2014, 23:42 ]
Betreff des Beitrags: 

Verstellt man sich, kriegt man früher oder später Probleme im Job; verstellt man sich nicht, kriegt man von Beginn an keinen Job. Choose wisely.

Autor:  Lexy123 [ Sa 29. Nov 2014, 23:47 ]
Betreff des Beitrags: 

Das würde ich so nicht behaupten - die Frage ist wie gravierend sich das Problem auf den Job den man machen soll auswirkt. Ggf. macht man sich mehr selbst kaputt, wenn man versucht in eine Form zu passen in die man einfach nicht passt. Ich denke: Sich anzupassen ist normal in einem Job, verstellen sollte man sich aber nicht.

Autor:  Wolfsblvt [ Sa 29. Nov 2014, 23:59 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragLexy123 hat geschrieben:
Das würde ich so nicht behaupten

Bis auf wenige Ausnahmen ist das leider so. Wenn eine Firma die Wahl hat, suchen die lieber weiter nach einem geeigneten Kandidaten als jemanden mit so viel Risiko einzustellen.

Autor:  Tyra [ So 30. Nov 2014, 16:45 ]
Betreff des Beitrags: 

Ja und Nein

Ich weiß, dass Bewerber mit Zeugnissen von bestimmten Schulen durchaus schon alleine deshalb aussortiert werden. Dies ist natürlich nicht gerechtfertigt, aber leider weder nachzuweisen noch zu ändern. In diesem Fall ist einfach eine Portion Glück gefragt um zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Dort muss sich jeder selbst präsentieren und kann persönlich von seinen Stärken überzeugen. Leider bekommen viele Bewerber diese Chance gar nicht bei denen die Möglichkeit besteht, dass sie nicht so belastbar sind wie für den Beruf benötigt.

Andererseits gibt es Berufe in denen ein hohes Maß an Belastbarkeit gefordert wird. Diese Anforderung erfüllt eben nicht jeder Mensch - egal ob psychisch gesund oder nicht. Bewirbt sich jemand auf einen solchen Beruf aus dessen Lebenslauf erkennbar ist, dass psychische Probleme vorliegen/die benötigten Anforderungen nicht erfüllt werden dann ist es durchaus gerechtfertigt diesen Bewerber auszusortieren.

Jeder hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Stärken und Schwächen sind meiner Meinung nach nicht festgelegt. In manchen Berufen kann eine Eigenschaft eine Stärke sein, die in einem anderen Beruf eine Schwäche ist.

Autor:  Brexpiprazole [ Mo 23. Feb 2015, 21:54 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragTyra hat geschrieben:
Dies ist natürlich nicht gerechtfertigt, aber leider weder nachzuweisen noch zu ändern.
Woher weißt du es dann?
Ich denke, dass gerade in der Arbeitswelt oft viel zuviel Scheiße einfach hingenommen wird, weil man sich selbst keinen weiteren Stress machen will, und es im Einzelfall nichts wert ist. In Gesamtsicht ändert sich dann halt auch nichts.

Autor:  Tyra [ Di 24. Feb 2015, 19:43 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich weiß das aus meiner beruflichen Praxis, aus Gesprächen mit verschiedenen Leuten und aus Erfahrungsberichten. Das ist ja nicht immer ein Geheimnis, dass Leute von bestimmten Schulen benachteiligt werden. Oft weiß das jeder.

Grundsätzlich werden Leute die ihre Ausbildung im dualen System gemacht haben Leuten vorgezogen die eine schulische Ausbildung oder Umschulung gemacht haben. Gerade im kaufmännischen Bereich ist das übliche Praxis weil sich die Betriebe ihre Leute gut aussuchen können da es viele Bewerbungen auf wenige Stellen gibt.
In anderen Bereichen mag das anders aussehen. Da kenne ich mich allerdings zu wenig aus um korrekte Aussagen treffen zu können.

Im öffentlichen Dienst gelten strenge Richtlinien was Diskriminierungen angeht. Da sind die Chancen für Bewerber die in der freien Wirtschaft sofort abgelehnt werden würden deutlich höher.

Autor:  Brexpiprazole [ Mi 25. Feb 2015, 19:46 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich bin der Ansicht, dass man Dinge, die jeder weiß, aber niemand wissen will, auch nachweisen kann.

Autor:  Tyra [ Mi 25. Feb 2015, 20:26 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Ich bin der Ansicht, dass man Dinge, die jeder weiß, aber niemand wissen will, auch nachweisen kann.


Selbst wenn ein Bewerber nachweisen kann, dass er - trotz gleicher Eignung - benachteiligt wurde nur weil er seinen Abschluss auf Schule X gemacht hat bringt es dem Bewerber trotzdem nichts. Außerdem wird es praktisch nie 2 Bewerber mit gleicher Eignung geben die sich nur und ausschließlich in einem Punkt unterscheiden.

Wenn ein Arbeitgeber mit mehreren Abgängern einer bestimmten Schule schlechte Erfahrungen gemacht hat bleibt dies natürlich hängen und der Arbeitgeber wird keine weiteren Abgänger dieser Schule einstellen.
Dies funktioniert aber natürlich auch andersherum.

Autor:  Brexpiprazole [ Sa 30. Mai 2015, 17:48 ]
Betreff des Beitrags: 

Soziopathie scheint einen in vielen Feldern weit zu bringen.

Autor:  Phreya [ Di 28. Feb 2017, 22:42 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich wurde letztens bei Einem Vorstellungsgespräch irgendwie diskriminiert. :nerd:
"Warum haben Sie denn mit fast 20 noch keine Ausbildung abgeschlossen, ja, nicht mal angefangen?!" - "Psychische Probleme [blablah]" - "Ah! Ja, jemanden mit psychischen Erkrankungen hatte ich schon. Musste ich dann entlassen, hats nicht gepackt. Konnte keine Kritik annehmen usw. Eine Ausbildung kann ich Ihnen deswegen nicht anbieten...[...]"

Schon scheiße. Ich mein, ganz ehrlich, die kennt mich noch nicht einmal. Wie findet ihr sowas? Nachvollziehbar?

Autor:  xHerzig [ Di 28. Feb 2017, 23:29 ]
Betreff des Beitrags: 

Ehrlichkeit ist vielleicht nicht immer das Beste :mellow:

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