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Antidepressiva
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Autor:  MacGyver [ Do 24. Jan 2013, 20:25 ]
Betreff des Beitrags:  Antidepressiva

Die Diskussion läuft schon im geschützten Bereich, aber einen eigenen Thread halte ich für sinnvoll. :nerd:

"Ich würde niemals Antidepressiva nehmen" und ähnliche Aussagen hört und liest man oft, nicht nur hier. Ich frage mich ehrlich gesagt warum. So habe ich z.B. noch nie jemanden sagen hören: "Ich würde niemals Antibiotika nehmen." Obwohl das manche ja schon bei einem Kratzen im Hals tun. :roll:

Natürlich ist man nicht scharf darauf, irgendwann mal AD's zu brauchen, aber im Grunde ist man doch froh, wenn man gar keine Medikamente braucht.
Meine Vermutung ist, dass depressive Erkrankungen immer noch nicht ernst genug genommen werden.

Autor:  Hazard [ Do 24. Jan 2013, 20:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

Ich bin gegen Antidepressiva. Aber ich denke, dass das Wort allein' einen schlechten Ruf entwickelt hat. Würde man es geschickt unbekannt mit anderen Namen verschreiben, würde man AD konsumieren, und für gut empfinden.

Autor:  Brexpiprazole [ Do 24. Jan 2013, 20:33 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

MacGyver hat geschrieben:
So habe ich z.B. noch nie jemanden sagen hören: "Ich würde niemals Antibiotika nehmen."
Ich würde niemals Antibiotika nehmen. Ich habe eine Aversion gegen Ärzte und Medikamente; ähnlich wie mein Vater, der einmal wegen einer Grippe fast krepiert ist, weil er sich nicht behandeln lassen wollte.
Ich musste neulich zwangsweise zum Arzt um mir ne Krankschreibung zu holen, davor war ich seit der Grundschule eigentlich nur beim Arzt gewesen wenn ich nen Gips gebraucht hatte. Versuche es jedenfalls zu vermeiden.
Zur Bekämpfung der Depression würde ich jede existierende Droge nehmen die mir angeboten wird; aber verschreibbare Medikamente, niemals.

Autor:  MacGyver [ Do 24. Jan 2013, 20:38 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

Leprechaun hat geschrieben:
Zur Bekämpfung der Depression würde ich jede existierende Droge nehmen die mir angeboten wird; aber verschreibbare Medikamente, niemals.

Aber wieso? Die können sich sogar sehr ähnlich sein, hab heute Bupropion geholt:
Bupropion weist als Phenylalkylamin pharmakologisch ähnliche Strukturen wie Amphetamine auf. Es ist möglich, dass Patienten, die Bupropion zu sich nehmen, bei einem urinalen Drogentest positive Resultate in der Gruppe der Amphetamine oder Methamphetamine bekommen.

Autor:  fred [ Do 24. Jan 2013, 20:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

MacGyver hat geschrieben:
"Ich würde niemals Antidepressiva nehmen"


Ich würde AD's nehmen, allerdings nur wenn auch einwandfrei ein chemisches Problem vorliegt. Wenn Hormone nicht korrekt produziert werden, ok. Dann seh ich ein, dass es ein Fehler in der Chemie ist, aber wenn es ein Fehler in meinem Charakter ist, dann muss ich damit klarkommen.

Autor:  BeurreEtPain [ Do 24. Jan 2013, 20:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

Ich würde ADs nehmen, ich habe auch nichts gegen Medikamente, weil ich ein Weichei bin. :nerd: Ehrlich jetzt, wenn es eine Chance gibt, dass sie mir helfen, mein Leiden zu reduzieren, dann schlucke ich jede Pille der Welt, schließlich habe ich ein Recht darauf, dass es mir gut geht.

Autor:  Niemand [ Do 24. Jan 2013, 20:54 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

Ich seh das ähnlich wie fred, aber ich denke auch, dass das Problem bei ADs ist, dass sie oft viel zu schnell verschrieben werden. Eine Bekannte beispielsweise wurde an ihrem Arbeitsplatz gemobbt und hat das beim Arzt mal beiläufig erwähnt. Zack hat der ihr ADs geschrieben und alles war für ihn geklärt, weil ihre anderen Leiden ja auch nur durch diesen Streß ausgelöst wurden.
Das ist jetzt zwar nur ein einzelnes Beispiel und es wird auch genügend kompetente Ärzte geben, die nicht so handelt, aber es gibt eben auch diese schwarzen Schafe, die ADs für jeden Mist verschreiben. Dass das natürlich kein sonderlich gutes Bild auf das Medikament wirft, ist somit garantiert.

Autor:  MacGyver [ Do 24. Jan 2013, 21:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

Moonshine hat geschrieben:
Ich seh das ähnlich wie fred, aber ich denke auch, dass das Problem bei ADs ist, dass sie oft viel zu schnell verschrieben werden. Eine Bekannte beispielsweise wurde an ihrem Arbeitsplatz gemobbt und hat das beim Arzt mal beiläufig erwähnt. Zack hat der ihr ADs geschrieben und alles war für ihn geklärt, weil ihre anderen Leiden ja auch nur durch diesen Streß ausgelöst wurden.

Es gibt leider so Ärzte, genau so wie es Ärzte gibt die sofort und immer Antibiotika verschreiben. Das ist wirklich ein Problem.

Autor:  fred [ Do 24. Jan 2013, 21:07 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

MacGyver hat geschrieben:
Es gibt leider so Ärzte, genau so wie es Ärzte gibt die sofort und immer Antibiotika verschreiben. Das ist wirklich ein Problem.

Da kann ich allerdings die Ärzte auch verstehen. Leistung wird abgerechnet, Medikamente verschreiben ist Leistung. Ein Patient der kommt und "mit leeren Händen" wieder geht, der ist ein verdammtes Minusgeschäft.
Da müsste man das System ändern und die komplette Vergütungsstruktur umstellen, das gilt übrigens ebenso für Krankenhäuser. Da gibt es Funktionsbereiche; OP etc., die einfach brummen müssen um die stationären Patienten zu refinanzieren, die sind nämlich ziemlich teuer für die Häuser.

Da ich aber keine bahnbrechende Idee habe, die sowohl eine optimale Versorgung alles Patienten sicherstellt und gleichzeitig geregelte und gute Zahlungen für alle bereithält kann ich nur soviel sagen: Ich bin froh, dass es die Möglichkeit gibt zum Arzt zu gehen und Medikamente zu bekommen. Andererorts ist sogar das schon ein unvorstellbarer Luxus. :mellow:

Autor:  MacGyver [ Do 24. Jan 2013, 21:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

fred hat geschrieben:
MacGyver hat geschrieben:
Es gibt leider so Ärzte, genau so wie es Ärzte gibt die sofort und immer Antibiotika verschreiben. Das ist wirklich ein Problem.

Da kann ich allerdings die Ärzte auch verstehen. Leistung wird abgerechnet, Medikamente verschreiben ist Leistung. Ein Patient der kommt und "mit leeren Händen" wieder geht, der ist ein verdammtes Minusgeschäft.

Wenn ich als Arzt aber zuerst die Zahlen im Kopf habe und nicht den Patienten und Menschen, dann habe ich den falschen Beruf gewählt.

Autor:  fred [ Do 24. Jan 2013, 21:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

MacGyver hat geschrieben:
Wenn ich als Arzt aber zuerst die Zahlen im Kopf habe und nicht den Patienten und Menschen, dann habe ich den falschen Beruf gewählt.

Das brauchst du gerade MIR nicht zu erzählen.
Allerdings hätte ich nichts gegen eine angemessene Bezahlung. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass jemand Ärsche rettet, man sollte es angemessen entlohnen.
Ich rede nicht von Zahnärzten, oder Radiologen die verdienen verdammt gut, aber der Allgemeinmediziner, der nunmal auch Praxisräume und Personal halten muss kann schonmal in arge Probleme kommen.

Autor:  Wolfsblvt [ Do 24. Jan 2013, 21:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

Moonshine hat geschrieben:
Ich seh das ähnlich wie fred, aber ich denke auch, dass das Problem bei ADs ist, dass sie oft viel zu schnell verschrieben werden.


Da hab ich eher gegenteilige Erfahrungen gemacht. Selbst wenn man psychisch am Boden ist zieren manche Ärzte sich, tatsächlich ADs zu verschreiben, und man muss sie erst überreden.
ADs sind halt auch gefährlich, und wenn man sie einmal nimmt, muss man sie langfristig nehmen. Keine leichte Entscheidung, Ärzte sind da eigentlich sehr vorsichtig.

Autor:  Wolfsblvt [ Do 24. Jan 2013, 21:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

MacGyver hat geschrieben:
Wenn ich als Arzt aber zuerst die Zahlen im Kopf habe und nicht den Patienten und Menschen, dann habe ich den falschen Beruf gewählt.


Seien wir doch mal ehrlich, wenn er jetzt nem Patienten mit Schnupfen nen Nasensprach verschreibt oder einem mit Halsschmerzen Lutschtabletten, wen stört das?
Die meisten dieser Medikamente tun nicht weh und helfen wirklich. Da kann der Arzt doch mal was verschreiben.
Und ein einfaches "Nee, brauch ich nicht." hab bei mir bis jetzt immer gereicht, als dass er dann doch nichts verschrieben hat.

Autor:  Seesternknospe [ Do 24. Jan 2013, 21:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

MacGyver hat geschrieben:
Aber wieso? Die können sich sogar sehr ähnlich sein, hab heute Bupropion geholt:
Bupropion weist als Phenylalkylamin pharmakologisch ähnliche Strukturen wie Amphetamine auf. Es ist möglich, dass Patienten, die Bupropion zu sich nehmen, bei einem urinalen Drogentest positive Resultate in der Gruppe der Amphetamine oder Methamphetamine bekommen.


Bin mal gespannt! Nimmst du es STATT Venlafaxin oder ergänzend?

Ich nehme seit Jahren Antidepressiva und stehe da auch zu. Meine Lebensqualität wäre absolut nicht existent, wenn ich die Medis weglassen würde. Ich merke es schon, wenn ich mal 1-2 Einnahmen vergesse. Ich will gar nicht wissen, wie es erst wäre, wäre der Serotonin-Spiegel wieder komplett runtergefahren.

Lieber führe ich ein gutes Leben mit täglicher Medikamenteneinnahme, die mich aber in nichts einschränkt (Weder die Fahrtauglichkeit, noch sonst irgendwelche Nebenwirkungen), als mich jeden Tag zu fragen, ob ich leben will.

Vor allem, weil ich absolut keine Nebenwirkungen feststelle. Solange man regelmäßig Leberwerte überprüfen lässt - und das verlangt meine Neurologin auch - ist doch alles okay. Andere schmeißen sich täglich die Pille rein. Da ist es doch ein riesen Widerspruch, wenn diese dann sagen sie würden nie ADs nehmen... ist im Grunde kaum etwas anderes.

Ich würde nie freiwillig auf meine Medis verzichten. So lange sie eben so effektiv wirken und mein Leben so grundlegend verbessern.

@Moonshine: Wenn du dauerhaft Antidepressiva willst musst du erst lange mit deinem Arzt reden, dich zu einem Psychiater weiterleiten lassen und es wird überprüft ob du Depressionen hast oder es eine andere Ursache gibt (Schilddrüsenerkrankung zum Beispiel). Außerdem musst du regelmäßig bei deinem behandelnden Arzt antanzen und es wird geprüft, ob die Medikamente noch nötig und noch passend eingestellt sind. "Einfach so" kriegt man die wenigsten. Und wenn kriegt man zu erst auch meist etwas schwächere und niedrige Dosis. Ich musste sehr hartnäckig bleiben, bis ich jetzt ein so gutes AD habe und auch so eine hohe Dosis bekomme.

@Leprechaun: Auf Antibiotika würde ich aber auch immer verzichten. Bei mir ist danach alles so angeschlagen dass ich sofort ne mega fette Pilzinfektion habe. Darauf kann ich gut verzichten. :mellow:

Autor:  Niemand [ Do 24. Jan 2013, 21:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Warum haben Antidepressiva so einen schlechten Ruf?

Seesternknospe hat geschrieben:
@Moonshine: Wenn du dauerhaft Antidepressiva willst musst du erst lange mit deinem Arzt reden, dich zu einem Psychiater weiterleiten lassen und es wird überprüft ob du Depressionen hast oder es eine andere Ursache gibt (Schilddrüsenerkrankung zum Beispiel). Außerdem musst du regelmäßig bei deinem behandelnden Arzt antanzen und es wird geprüft, ob die Medikamente noch nötig und noch passend eingestellt sind. "Einfach so" kriegt man die wenigsten. Und wenn kriegt man zu erst auch meist etwas schwächere und niedrige Dosis. Ich musste sehr hartnäckig bleiben, bis ich jetzt ein so gutes AD habe und auch so eine hohe Dosis bekomme.

Ich persönlich hab überhaupt keine Erfahrungen mit ADs, aber ich denke, dadurch dass gerade Leute wie ich immer wieder hören wie leichtfertig man die verschrieben bekommt (Dosierung etc. sei mal dahingestellt, da man das als Laie sowieso nicht beurteilen kann), wirkt das so Rufschädigent. Jemand der sich mit der Materie auskennt weiß natürlich um den Sinn und Zweck, aber der Nullachtfünfzehn-Bürger weiß nur dass, was er so nebenbei erfährt - und dass ist nunmal oft nichts positives.

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