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BeitragVerfasst: Mo 14. Apr 2014, 22:58 
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Minibildchen

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Die Sünden der Söhne


„Lauf soweit dich deine Füße tragen und du wirst dein Ziel von alleine erreichen. Nun lass uns beginnen.“
Der alte Magier hatte recht behalten, wie stets, und so auch bei diesem seinen letzten Mal. Alles war fremd und wirkte doch auf seltsame Art vertraut. Schwarz war sie, die Nacht, beiderseits zerrissen von hellen Lichtern in grellen Farben; sie wirkten wie Zeichen, die Ragnar nicht lesen konnte, während er weiter seinen Weg ging. Nichts außer den farbigen Lichtern war in der Dunkelheit auszumachen, aber sie begrenzten die Seiten des Weges und machten somit dessen weiteren Verlauf klar.
Ragnar war auf vieles gefasst gewesen; dies hier war in seiner Schlichtheit nicht sonderlich beeindruckend. Er spürte, dass er über steinernen Boden wanderte, er wusste nicht genau wie lange schon; aber es war weder sehr lange noch sehr kurz gewesen.
Ragnar erinnerte sich.
.
Er war groß, breit, stark und wortkarg, hatte rote Haare die sich bis zu seinen Schultern erstreckten, während ein langer Bart derselben Farbe sein grimmiges Gesicht zierte. Im Dorf war er für seinen Umgang mit der Streitaxt und dem Schwert respektiert. Als der Magier ihn zu sich riefen ließ, verabschiedete sich Ragnar, der Krieger, von seiner Frau und den Kindern in der Annahme einen Auftrag erledigen zu müssen und in wenigen Tagen wieder zurück zu sein. Es war nicht das erste Mal, dass der Magier seine Dienste beanspruchte, aber da sich dadurch gute Entlohnungen verdienen ließen, nahm man solche Aufträge immer gerne an.
Ragnar schlug seine Faust gegen die Tür des Alten. Als niemand reagierte, trat er einfach ein; schließlich war er gerufen worden. Niemand wusste, wie alt der Magier war, aber es hieß, dass er bereits vor vielen Generationen im Dorf gelebt hatte. Jeder kannte ihn noch aus seiner eigenen Kindheit, selbst die Großväter, und laut den Großvätern auch deren Großväter.
Jetzt saß der Magier an seinem Tisch und hatte eine weißknöcherne Schale, gefüllt mit Opferblut, vor sich stehen. An den Wänden brannten Fackeln, die mit ihrem Schein den langen weißen Bart des Magiers aussehen ließen, als stünde dieser in Flammen. Ragnar setze sich an die gegenüberliegende Seite des Tisches und betrachtete sein Spiegelbild im rubinroten Blut. Dann sah er auf.
„Ältester. Du hast nach mir schicken lassen.“
Dieser hingegen sah nicht von seiner Schale auf. „Ich habe in das Blut gesehen, und dort Blut gesehen.“ Der alte Mann schien sich über diesen Sachverhalt zu amüsieren, aber genau konnte das bei ihm keiner sagen.
„Du sprichst in Rätseln.“ Ragnar wurde ungeduldig, aber blieb respektvoll.
„Ich habe Blut und Feuer in deiner Zukunft gesehen.“ Jetzt schaute der Magier auf und sah den Krieger direkt an, mit seinen leuchtenden blauen Augen, tief eingelassen in sein unfassbar altes, hölzernes Gesicht. „In ungefähr zweitausend Jahren wird ein großer Mann sich in seinem Rausch unrechtmäßig der Kräfte der Götter bemächtigen. Um das zu tun wird er verbotene Zauberei anwenden, die ich selbst vor über 300 Jahren erschaffen habe.“
Ragnar sah verblüfft aus, aber sagte nichts.
„Dieser Mann wird dein direkter Nachkomme sein“, fuhr der Magier fort und warf eine Hand voll Runenknochen auf den Tisch, die er genau musterte, bevor er fortfuhr. Ragnar war ob dieser Neuigkeiten geschockt und ließ den Magier fertig sprechen.
„Mir liegt nicht daran, dass meine aus dem Drang zu experimentieren geschaffenen Rituale derart missbraucht werden. Dir hingegen dürfte nicht daran liegen, dass es deine Familie ist, die den Göttern die Ragnarök aus den Händen entreißt.“
Der Krieger erhob sich. „Nein. Und was gedenkst du dann zu tun?“
„Ich schicke dich zu deinem Nachkommen. Das verlangt ein Blutopfer, das ich geben werde. Du hingegen wirst deinen Nachkommen in seinen Plänen aufhalten; das habe ich gesehen.“ Der Alte blickte auf seine geworfenen Knochen. „Nur wie, musst du selbst sehen. Wenn du angekommen bist, lauf, soweit dich deine Füße tragen...“

Dann sprach der Magier Beschwörungen, zog ein Schwert aus seiner Robe, ritzte damit schwungvolle Zeichen in den Boden, erhob es schließlich und stach es sich mit überraschender Wucht durch den gebrechlichen Körper. Das Blut ließ er in seine Knochenschale fließen. Das letzte was Ragnar sah, war der in den Staub fallende Zauberer; dann wurde alles schwarz. Und schwarz war sie wahrlich, die Nacht.
.
Dunkle Traumwelt mit bunten Lichtern, zweitausend Jahre von zuhause. Schlechte, dicke Luft, einem Faustschlag gleich, ferne Geräusche.
Alles verschwamm zu Grau und Grau.
„Auf deinem Weg wirst du möglicherweise Dinge sehen, die nicht da sind. Sei wachsam“, hatte der Magier noch gesagt.
Oder hatte er? Ragnar hört den Satz in seinem Schädel hallen. Dort, in einer Gasse, standen menschliche Schemen, die langsam klarer wurden. Ein Mann lag auf dem Boden, zwei weitere Männer standen um ihn herum. Man sah ihnen an, dass ein Kampf stattgefunden hatte. Einer der stehenden Männer hatte ein krummes Stück Eisen in der Hand, das er auf den Liegenden richtete. Der dritte Mann stand unbeteiligt dabei, beobachtete; für einen kurzen Moment sahen er und Ragnar sich in die Augen. „Wenn du vollendest was du hier begonnen hast, bricht Unglück los“, sagte der Liegende zu seinem Bedroher. Dann knallte es und Rauch entstieg dem Eisen; der Bedrohte lag nun regungslos und eins mit den Steinen auf dem Boden. Schwarze Magie, der alte Mann hatte Recht behalten. Diese Welt war voll davon.

Ragnar lief weiter und ließ die drei Gestalten im Schatten verschwinden. Einige Zeit verging, ohne dass etwas passierte.
Dann, in der Dunkelheit vor ihm, schien nochmals einer zu liegen. Als Ragnar direkt vor ihm stand, erkannte er, dass es der dritte Mann von eben war; der, mit dem er Blicke gewechselt hatte. Der Mann schrie „Sieh mich an!“ - dabei schaute er nach oben, wohl zu einem Bedroher. Er sah diesmal aber nicht Ragnar an; bemerkte ihn nicht. Während der Mann mit seinen Blicken eine nicht anwesende Person fixierte, zog er seine Kleidung nach oben und offenbarte scheußliche Brandwunden am gesamten Oberkörper. Sein halber Körper war zerfressen, den Flammen zum Opfer gefallen; seine Rippen waren teilweise sichtbar. Auch sein Gesicht war schwer entstellt.
War es das eben bereits gewesen? Wohl möglich. Der verbrannte Mann grinste verzerrt, maskenhaft, und hauchte dann sein Leben aus. Schritte waren zu hören; sie entfernten sich.


Ragnar ließ den Toten zurück, ohne sich nach ihm umzudrehen. Dumpfes, allerfüllendes Dröhnen war aus der Ferne zu hören; alles klang wie von einem Tuch bedeckt.
Und da plötzlich standen zwei manngroße Wölfe in der Mitte des Weges. Schwer atmend, wachsam und musternd warteten sie. Der Krieger setzte sich zu Boden und legte seine Axt vor sich.
Ehrfürchtig traten die Wölfe beiseite, als zwischen ihnen ein weiterer Wolf erschien, um ein deutliches größer; ein Ungetüm, groß wie eine Hütte. An seinen Beinen schleifte er Ketten hinter sich her. Das Monstrum knurrte, ohrenbetäubend und in todverheißender Resonanz. Wachsam ging es auf Ragnar zu, der völlig ruhig auf dem Boden saß; die Ketten klirrten über den Grund. Beide starrten sich an und warteten.
Innerhalb des Bruchteils eines Momentes geschah es nun, dass das Ungetüm zum Schlag ausholte und Ragnar mit seinen schwertartigen Krallen schwere Wunden auf der Brust zufügte. Zeitgleich sprang der Krieger auf die Füße, nahm seine Axt auf, schwang sie hoch nach oben und rammte sie dem Wolf in den Schädel.


Er schloss ob des Schmerzes für einen Moment die Augen - als er sie wieder öffnete, waren die Wölfe verschwunden. Der Schmerz und die Wunden blieben.
Die bunten Zeichen waren zurückgekehrt und hatten das Grau wieder abgelöst. Ragnar atmete schwer und wusste, was er sah.
Das Ende des Weges, und am Ende des Weges eine Tür.
.
Jene Tür gehörte zu einem Haus das hoch in den Nachthimmel ragte; eine Spitze des Gebäudes war kaum auszumachen. Der Krieger sah sich selbst im schwarz spiegelnden Glanz der Tür - zum zweiten Mal an diesem merkwürdigen Tag, das erste Mal war im Opferblut gewesen, in der Hütte des Magiers. Sofern dies derselbe Tag gewesen war, genaugenommen war es zweitausend Jahre her. Absurde Gedanken. Ragnar stieß die Tür auf, sie war nicht verschlossen. Ohne weiter zu überlegen rüstete er seine Axt und übertrat die Schwelle.
.
Die Tür fiel zu. Es war wie ein Korridor; kaum erhellt von den schwachen, farblosen Lichtern an der Decke, die wie die gealterten, dem Tode nahen Versionen der Lichter auf dem Weg wirkten. Enge Treppen führten hoch zu weiteren Räumlichkeiten.
Also begann Ragnar seinen Aufstieg.
Gelegentlich tauchten an den Seiten des Korridores Türen auf, neben denen kleine beschriftete Schilder zu sehen waren. Merkwürdige, fremd klingende Namen standen auf den Schildern geschrieben, aber merkwürdige Namen waren jetzt nicht mehr sonderlich verwundernd. Immer weiter stieg Ragnar die Treppen empor, die sich, wie offensichtlich wurde, um sich selbst wanden.
Irgendwann war etwas weiter oben ein schemenhaftes Gesicht zu erkennen; als ob Ragnar derer nicht bereits genug begegnet war auf seinem Weg. Da oben stand jemand und wartete, das war sicher, ungefähr zwanzig Stufen über dem Krieger.
Neunzehn, Achtzehn. Was gab es jetzt noch für einen Grund innezuhalten. Die Gestalt oben nahm Kontur an und rührte sich leicht, aber bewegte sich nicht von ihrer Position. Vierzehn, Dreizehn. Mit ihrem Blick schien sie Ragnar zu fokussieren - in einer Intensität, die er nie erlebt hatte. Stand der, den er suchte, am Ende dieser Treppe?
Neun, Acht. Es war ein Mann in kampfbereiter Pose. Fünf, Vier. Die letzten Stufen nahm Ragnar in einem Satz und holte zum Schwung aus; ebenso wie der andere.
„Verdamm mich!“
Er blickte in einen großen, silberweißen Spiegel. Eine Sekunde sah er sich klar, sein zerfurchtes Gesicht, die Wunde quer über seinen Körper, seine gehetzten Augen - dann schlug er mit Wucht die Axt in den Spiegel, der klirrend in tausend Scherben zersprang. Es gab keine Treppen mehr; nur noch eine letzte Tür an der Seite des Korridors.
Rainier Rayson stand auf dem Schild daneben. Warum zum Teufel nicht?
Ragnar holte abermals entnervt mit der Axt aus, besann sich dann aber anders. Er klopfte.
.
Und er klopfte. Solange bis er Geräusche hinter der Tür hörte. Ein großer Mann riss die Tür auf und setzte laut an „Meine Fresse, wenn du jetzt nicht sofort...“
Ragnar packte ihn am Kragen und warf ihn von sich, trat durch die Tür und ließ sie hinter sich zufallen.
„Deine Fresse, ganz genau!“, schrie er den Mann, Rayson, an, der jetzt überrumpelt auf dem Boden lag, sich aber mit erstaunlicher Gewandtheit wieder auf die Füße schwang. Er wollte auf Ragnar losgehen, hielt aber inne, als dieser drohend seine Axt erhob.
„Und jetzt reden wir.“, sagte Ragnar und setzte sich auf einen der vielen gepolsterten Stühle im Raum. Rayson zögerte kurz, folgte dann aber, und setzte sich gegenüber. Er war nur wütend, nicht aber angstvoll.
Zuerst sah Ragnar sich um. Abermals, eine weitere seltsame Umgebung.
Der Raum allein war größer als seine Hütte zuhause, und es waren noch weitere Türen zu sehen, die in andere Räume führten. Sein Nachfahr war vermögend. Eine Wand war komplett verglast, und durch die Höhe des Gebäudes in dem sie sich befanden, hatte man einen weiten Blick. Viel war draußen aber noch nicht zu erkennen - immerhin begann es nun aber endlich zu dämmern; die Sonne verdrängte die Düsternis, die so lange angehalten hatte.
An den Wänden hing reichlich Schmuck, auf den Tischen lagen Bücher zwischen edlem Geschirr. Hier und dort standen Pflanzen.
Raysons Blick funkelte dauerhaft zu Ragnar... sein Nachfahr sah ihm auffallend ähnlich. Der Bart und die langen Haare fehlten; aber die Züge, die Haarfarbe, die Größe und Statur... alles stimmte, bis hin zur Mimik, zu den Bewegungen. Wie viele Generationen waren seit Ragnar und seinen Kindern vergangen, bis dieser Mensch die Erde betrat? Ein paar Dutzend.
„Du weißt, wer ich bin, ja?“
Rayson hatte nicht einfach abgewartet, bis Ragnar sich entschieden hatte zu beginnen; er hatte selbst das Wort ergriffen.
„Dein Name ist Rainier Rayson. Du planst Magie.“
Rayson starrte Ragnar für einige Sekunden mit aufgerissenen Augen an, wie Vieh bei Gewitter. Dann brach er in Gelächter aus. „Du vandalierst hier besoffen, in bescheuerter Verkleidung und bringst nicht einmal glaubwürdige Anschuldigungen mit. Hör zu, ich bin Politiker, ich werde ständig von Spinnern belästigt. Ich habe keine Angst. Die meisten mache ich direkt vor Ort fertig; die Menschen feiern mich dafür, dass ich nicht so wehrlos bin wie die ganzen anderen alten Säcke. Aber wir beide sparen uns das hier und jetzt. Ich rufe jetzt die Polizei, wir warten hier, und morgen sind wir beide in der Zeitung. Ich gehe mal davon aus, dass ungefähr das dein Ziel war.“
Mit diesen Worten stand er auf. Ragnar wartete nicht ab, denn was Rayson vorhatte war ihm egal. Er hatte wenig von dem verstanden was sein Nachkomme gesagt hatte, aber er sah in das Gesicht, das seinem so sehr ähnelte, und spürte die Hitze der Lügen wie die von brennendem Stahl.
Ragnar schleuderte seine Axt mit einem gezielten Wurf in Raysons Beine.
Dieser lag wieder auf dem Boden, wieder bevor er realisieren konnte was vor sich ging. Er spürte den Schmerz weniger als die Wut, ebenso wie Ragnar den Schmerz der Wunde auf seiner Brust schnell zu spüren aufgehört hatte. Aber egal wie groß und breit dieser Mann war, dies war eine andere Welt. In diesem Raum befanden sich zwei Männer; nur einer von ihnen war ein Krieger. Dieser Krieger nahm sich nun seine Axt zurück, ignorierte dabei alle Unmutsschreie und Flüche des Blutenden und nutzte die Gelegenheit um sich genauer umzusehen, denn zuvor war er dabei unterbrochen worden.
.
„Wie hast du vom Ritual des Magiers erfahren?“, warf Ragnar in den Raum, während er alle Zimmer untersuchte. Im ersten standen ein Bett und Schränke voller Kleidung. Rayson lachte nur. In einem Raum dann, mit glatten weißen Wänden und einem Spiegel an der Wand roch es fürchterlich. Ragnar zog einen Vorhang zurück; in einer Art Wanne lag eine zerstückelte Leiche. Die Körperteile schwammen einzeln in Blut. An die Wand hinter der Wanne waren Symbole mit jenem Blut geschmiert, auf dem Boden lag ein altes Buch und ein großes, glänzendes Horn aus poliertem Holz.
„Du Idiot!“, tönte Raysons Stimme aus dem anderen Raum. Er war kurzatmig wegen des Blutverlustes. „Ich habe keine Ahnung wer oder was du bist. Ich weiß nicht woher du kommst. Ich hatte damit gerechnet, einen Preis bezahlen zu müssen.“
Ragnar hob das Horn auf und ging zu Rayson. „Ich hatte die Sache bereits in dem Moment abgeschlossen, in dem du gegen meine Tür geschlagen hast", rief der vom Boden aus. Er war umringt von ungefähr einem Dutzend blasser, großer Gestalten in Kriegerrüstungen, die Ragnar kampfbereit ansahen. „Diese beschissene Welt gehört jetzt mir. Meine Sonne geht auf. Das Buch...“
Da erklang nochmals das dumpfe Dröhnen und ließ die Luft vibrieren. Ragnar hatte die ganze Zeit aus dem großen Fenster gesehen und dann ins Horn gestoßen. Warum denn auch nicht? Was schadete das jetzt noch? Nichts. Nichts. Aus dieser Zeit gab es ohnehin kein Entkommen mehr.
Rayson hielt entsetzt inne, als Ragnar ohne Regung durch die Reihen der blassen Schergen schritt, die sich nun nicht mehr um ihn kümmerten - hielt entsetzt die Luft an, als sich die blutige Axt langsam über ihm erhob. Ragnar hingegen hielt nur noch kurz inne, um zu sagen „Ich bin hier um unsere Sünden zu gleichen“, bevor er die Axt in Raysons Schädel versenkte.

Er war kein uninteressanter Mann gewesen. Er hatte nicht gefleht.
Mit aller Ruhe ging Ragnar nun zurück in den weißen Raum. Dort war ein Spiegel gewesen, vor dem er sich jetzt mit einem seiner kleineren Messer den Bart rasierte und die Haare kürzte. Er starrte seinem Spiegelbild dabei die ganze Zeit tief in die Augen. Die Symbole hinter ihm an der Wand waren im Spiegel kaum zu sehen.
Als nächstes ging er zurück in den Schlafraum, legte dort seine Waffen und seine Kleidung ab und zog Raysons Kleidung an; das Horn schob er in eine Tasche. Alles passte.
So verändert lief er zurück, an Raysons Leiche und den wartenden Kriegergestalten vorbei zum Fenster. Taghell war es mittlerweile.

Am Horizont war der Kopf einer Schlange zu sehen, groß wie der Mond, die Sonne im Rücken.
Die gigantische Größe des Tiers verdeckte alles hinter ihm. Es sah aus, als bestünde es aus reinem Eis; das Licht der Sonne brach sich durch die Schlange hindurch und tauchte die Stadt in kristallines Licht. Die Schlange wirkte dadurch als würde sie brennen; der Himmel wusste, vielleicht tat sie das wirklich. Überall draußen war lautes Geheul zu hören, metallene Vögel flogen am Himmel und warfen Feuer auf das Ungetüm. In seiner unendlichen Wucht brauchte es sich um nichts zu kümmern.
Mit seinen flammend roten Augen, größer als Seen, konnte es alles sehen. Aber nur eines interessierte diese Augen, nur eine Sache zog ihren durchdringenden Blick direkt an.
Die Schlange sah in die Augen des Kriegers und der Krieger sah in die Augen der Schlange.

______________________
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Zuletzt geändert von Brexpiprazole am Fr 1. Aug 2014, 02:01, insgesamt 2-mal geändert.

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Männlich 
BeitragVerfasst: Do 1. Mai 2014, 00:41 
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Minibildchen

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Uuuuuuääääääääh. So ungefähr würde meine erste Reaktion auf diese Geschichte klingen. Nicht weil sie so schlecht ist, sondern weil sie so viel besser hätte sein können und das fast schon weh tut.

Die Geschichte gibt vor, sprachlich sehr anspruchsvoll zu sein, hat aber jede Menge sprachliche Mängel und Formulierungen, die schief klingen. Teilweise entspricht sie dem Wortlaut von Leuten aus der Grundschule. Aber nur teilweise. Beispiel: „Dann, in der Dunkelheit vor ihm, schien nochmals einer zu liegen“ – Autsch.
Von den immer wieder auftauchenden Formulierungsdingen und holprig oder salopp klingenden Dingen abgesehen passt es aber sprachlich eigentlich ganz gut.

Der Inhalt ist nett. Auf Fantasy steh ich ja eh. Aber wirklich eine Geschichte ist trotzdem nicht enthalten. Zumindest fehlen mir Zusammenhänge oder Erklärungen. Aber trotzdem Fantasy, und ein bärtiger Typ mit einer Axt. Das gibt ein Plus.
Bärtiger Axtkämpfer in einer unbekannten Zukunft mit… weiß nicht? Das gibt ein Minus.

Ich weiß nicht so recht. Wenn ich bedenke, was daraus hätte werden können, wenn die Geschichte sprachlich noch einmal überarbeitet worden wäre, ist es leicht schade.
So wird sie durch die Mängel, die einem alle paar Sätze ins Auge stechen, bei mir nicht in der Top landen. Die Chance gehabt hätte sie aber.

______________________
“And buried deep beneath the waves
Betrayed by family
To his nation, with his last breath, cried
»Beware the Daughter of the Sea«”


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Weiblich 
BeitragVerfasst: Fr 2. Mai 2014, 18:40 
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elchatem
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Registriert: Mi 1. Feb 2012, 20:45
Beiträge: 6251

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hat in meiner Wertung Platz 4 gemacht.

Den Titel fand ich anfangs eigentlich nicht so gut, aber er passt doch sehr gut zur Geschichte.
Ich mag den Satz "Schwarz war sie, die Nacht, beiderseits zerrissen von hellen Lichtern in grellen Farben;", wegen dem hast du auch Platz 4 von mir bekommen.
Textlänge ebenfalls positiv. Normalerweise finde ich so lange Geschichten nicht so gut, weil sie sich meistens sehr ziehen, aber bei der hier wüsste ich nicht, wie man sie kürzen sollte, ohne den Inhalt zu verändern.

Wie Wolfsblut schon bemerkt hat, klingen einige Formulierungen wirklich schief. z.b. "dabei schaute er nach oben, wohl zu einem Bedroher", gefällt mir gar nicht. Oder ein anderer Satz, "Der alte Magier hatte recht behalten, wie stets, und so auch bei diesem seinen letzten Mal." da hätte ich eher "wie immer" und "bei diesem letzten Mal" genommen.
Inhaltlich gibt´s auch ein paar Stellen, die ich etwas merkwürdig finde. Und den Namen Rainier Rayson finde ich schrecklich.

______________________
Du fragst nicht, was danach kommt, nach der Leichtigkeit im Schweben.


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Keine Angabe 
BeitragVerfasst: Fr 2. Mai 2014, 19:08 
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Minibildchen

Registriert: Di 14. Feb 2012, 21:20
Beiträge: 54151
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Der Titel bezieht sich auf Beowulf; Sünden der Väter und so. Rainier sowie Ray sind halt moderne Versionen des Namen Ragnar; aber ich gebe zu, dass der Name nicht meine beste Kreation ist. Bei den stilistischen Mängeln widerspreche ich nicht.

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