Ich habe mir als junger Mensch immer eigenmächtig in München U-Bahnstrecken angeschaut, die zwar im Rohbau fertig waren, aber noch nicht eröffnet waren.
Ich nahm bei meinen Besuchen in den U-Bahn-Tunnels immer meine große 30 cm lange Lampe mit, die 400 m weit leuchten kann. Ich hatte sie mir damals, als ich noch Schüler war, extra für meine Besuche in den U-Bahn-Tunnels gekauft. Die Lampe liegt auch heute noch in meinem Schrank.
Stundenlang guckte ich mir alles in aller Ruhe an. Die Betriebsräume, die Fluchträume usw. Später, wenn dann die Gleise schon eingebaut waren, aber noch keine Testfahrten, geschweige denn Probefahrten unternommen waren, wiederholte ich meine Besuche.
Gelegentlich nahm ich auch andere Leute mit. Der Gag war einmal der, dass die U-Bahnstrecke Implerstraße Richtung Brudermühlstraße noch nicht in Betrieb war, sehr wohl aber schon die Strecke Implerstraße Richtung Harras und man, von der Brudermühlstraße aus kommend die letzten 300 m in einem gemeinsamen Tunnel der nicht eröffneten Strecke mit einer bereits eröffneten Strecke zurücklegen musste.
Ich wusste, dass damals abends ein 10-Minuten-Takt bestand, sodass ich mit meinen Leuten genau die Taktlücke zwischen zwei U-Bahn-Zügen ausnutze, damit wir im Konvoi die letzten 300 m zurücklegen konnten. Auch wenn das Gleis, auf dem wir gingen, noch nicht in Betrieb war, wollte ich auf jeden Fall Stess vermeiden, wenn der U-Bahn-Fahrer am Nachbargleis an uns vorbeigefahren wäre. Als ÖPNV-Anhänger war mir das Wichtigste stets, dass der U-Bahn-Betrieb ungestört weiterlief. Ich erklärte den Leuten wo die Stromschienen sind und bat sie, nicht auf die LZB-Kabel zu treten. Alles lief wie geplant.
Am schönsten war damals jedoch der Fußmarsch durch den 10778 m langen Landrückentunnel auf der NBS Fulda - Würzburg. Das ist wirklich kirre, dass man mitten im Tunnel mehrere Kilometer von den Portalen entfernt, diese noch als helle Punkte erkennen kann. Auch kann man mitten im Tunnel mit Ach und Krach noch die Großbuchstaben von einer Zeitungsschlagzeile entziffern.
Sehr gerne würde ich einmal in paar Jahren zu Fuß durch den 55 km langen Brenner Basistunnel gehen. 10 Stunden Gehzeit ohne Pause sollte man aber durchaus ansetzen.
Im Gegensatz zu früher, wo man völlig unbehelligt durch die unbewachten in Bau befindlichen Tunnels gehen konnte, geht das heute nicht mehr so ohne weiteres. Gerade die riesigen im Bau befindlichen Alpentunnels wie z.B. der aktuell im Bau befindliche 33 km lange Koralmtunnel, der im Dezember 2025 in Betrieb gehen wird und schon im Rohbau fertig ist, wird abgesperrt und bewacht.
Während damals andere Tanzkurse machten oder ihren Führerschein, hatte ich an beidem Null, null Interesse. Ich drehte mein eigenes Ding.
Heute, im Internetzeitalter, ist alles wesentlich transparenter.
Hier erklärt gerade der SBB-Lokführer bei einer Zugfahrt durch den Gotthardtunnel, wie man nach der Fahrt um die Kurve dann bereits das Tunnelportal Göschenen erkennen kann, das noch 8 km entfernt ist:
https://youtu.be/rruCFVrCjlk?t=4737
