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Weiblich 
BeitragVerfasst: Mo 14. Apr 2014, 22:56 
Legende
elchatem
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Registriert: Mi 1. Feb 2012, 20:45
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 Betreff des Beitrags: [4. SW] Maŝino de Koloro

Maŝino de Koloro


Seit der Gründung des fürstlichen Verbundes für Maschinenbau und Technik im Jahr 1887 stellt einmal im Monat ein anderes Mitglied seine neueste Erfindung oder eine Weiterentwicklung vor. Zumeist handelt es sich um kleine Konstruktionen, die das alltägliche Leben erleichtern oder unterhaltsamer machen sollen, denn wie so viele Herren aus den reicheren Familien der Stadt, sind auch die Mitglieder des fürstlichen Verbundes für Maschinenbau und Technik gelangweilte Männer, die sich an jeder kindischen Spielerei, die ihnen vorgeführt wird, erfreuen können.

Im Laufe der Zeit veränderte sich die Komplexität der Erfindungen. Nicht mehr waren es winzige mechanische Figuren, die dabei behilflich sein konnten, den Schnurrbart der Herren in die rechte Form zu zwirbeln, oder selbstauslösende Mechanismen, die durch Zahnräder einen Seilzug in Bewegung setzten, der zur rechten Zeit einen Teebeutel aus der Tasse zog. Vielmehr steckten nun funkensprühende, bahnbrechende Ideen, Geistesblitze, Visionen hinter den Apparaten.

Trotzdem unterschied sich die Erfindung eines Herren, sein Name ist mir leider entfallen, aber ich bin mir sicher, mein Vater wüsste sich noch recht an ihn zu erinnern, grundlegend von den Apparaturen der anderen dreiundzwanzig Mitglieder. Von der Vorführung, die den gesamten Verbund vor mehr als fünfzig Jahren in maßloses Erstaunen stürzte, möchte ich Ihnen nun genauer berichten.

Der Tag, an dem der besagte Herr dem Verbund seine Innovation präsentierte, war der 17.Dezember des Jahres 1892. Die genauen Umstände, die jenes Treffen hervorriefen, wollen sich mir einfach nicht rekonstruieren lassen, fünf Jahrzehnte sind einfach eine zu lange Zeit, ich bin nur dessen sicher, dass es sich nicht um ein reguläres Treffen handelte. An diesem Tag leitete mein Vater als Vorsitzender des Treffens die Vorführung. Der besagte Herr wollte niemanden gleich in das Prinzip seiner Apparatur einweihen, selbst nachdem ich ihm beim Stemmen einer schwerer Holzkisten, in der sich offensichtlich seine neuste Erfindung befand, behilflich war, legte er nur den Zeigefinger an die Lippen und lächelte verschwörerisch. Er teilte uns lediglich mit, dass man etwas spektakuläres, noch nie Dagewesenes erwarten könne.

Eine halbe Stunde nachdem sich alle vierundzwanzig Mitglieder des Verbundes, einschließlich des besagten Herren, im Präsentationssaal versammelt hatten, gab mir ebendieser ein Zeichen, damit ich den Vorhang der Bühne zur Seite zog. Das zuvor fortwährend zu hörende Stimmengewirr machte einem erwartungsvollen Schweigen Platz. Der besagte Herr erklomm die drei Stufen zur Bühne trotz seines fortgeschrittenen Alters in beachtlicher Geschwindigkeit und begann sogleich am Rednerpult zu seinen gespannten Zuhörern zu sprechen: „Meine sehr verehrten Herren Mitglieder des fürstlichen Verbundes für Maschinenbau und Technik, ich möchte lang ausschweifende Einführungsreden vermeiden, denn wir alle wissen, weshalb wir uns heute in diesem Saal befinden; und daher will ich sofort mit der Vorführung meiner kürzlich entworfenen Apparatur beginnen. Soviel sei dazu gesagt; Sie werden staunen und ihren Augen kaum trauen!“

Mit diesen Worten zog er an einem Hebel am Pult, woraufhin sich eine Klappe im Boden der Bühne öffnete und unter zischend aufsteigenden Rauchsäulen eine eigenartige Maschine sich erhob. Die Maschine hatte auffallende Ähnlichkeit mit einer Camera Obscura, und mein Eindruck wurde durch den samtigen Vorhang, der die Frontseite verhüllte, verstärkt. Dass es sich tatsächlich um eine ganz andere Sache handelte, bemerkte ich erst, als der besagte Herr den samtigen Vorhang lüftete und man ein weißes Blatt Papier im Inneren des Apparates hängen sah.

Plötzlich, vom einen Moment, den wir alle damit verbrachten, die Apparatur mit allen uns bekannten Maschinen in Gedanken zu vergleichen, zum anderen, in dem wir unsere Augen aus kurzzeitiger Blindheit weit aufrissen, wurde es schlagartig dunkel. Die Herren des Verbundes begannen zu tuscheln; was war passiert? Gehörte diese Dunkelheit zur Vorführung oder war dem Vorführer ein peinlicher Fehler unterlaufen?

Eine merkwürdige Zwischenstille legte sich zusammen mit einem noch schwärzeren Schatten als der schon herrschenden Dunkelheit über den Saal. Ein gigantisches Nichts von vergleichslosen Ausmaßen schien diesen Schatten zu werfen, denn kein Gegenstand, keine Person und auch kein Tier in einer passenden Größe befand sich im Saal.

Nach einer scheinbar unendlichen Zeitspanne flackerte ein sanfter Lichtstrahl auf, der sich zuerst suchend im Raum umher bewegte, zwischenzeitlich die Köpfe einiger Mitglieder beleuchtete, und schließlich auf der Apparatur auf der Bühne verharrte. Das Licht traf nur das weiße Blatt im Inneren, der Rest des Saales blieb gespenstisch düster.

Auf einmal sahen wir winzige Verfärbungen auf dem Papier, die mit der Zeit Gestalt annahmen. Zunächst konnte ich nichts erkennen, kniff daher die Augen zusammen, als sich der Saal mit einem leisen Ächzen der Deckenbalken zu drehen begann.

Es ist mir bis heute unerklärlich, wie dies vonstattenging, jedoch bezweifle ich stark, dass es sich um eine raffinierte Sinnestäuschung handelte. Die Bewegungen wirkten so real, dieses Gefühl als ob man auf einem Karussell aus Kindertagen Runde um Runde dahinfahren würde, war so echt, dass ich ein wenig die Konzentration verlor und nicht gleich bemerkte, dass sich der Saal aufgehört hatte zu drehen, ja, aufgehört hatte zu existieren! Nun saßen wir allesamt auf dem Hosenboden auf einer grünen Wiese am Fuße eines Hügels. Niemand wusste, wo wir uns befanden, und als einige der Mitglieder nach dem besagten Herren riefen, mussten wir feststellen, dass dieser samt seiner Apparatur verschwunden war.

Einige von uns rannten den Hügel hinauf um sich einen Blick über unsere Lage zu verschaffen. Als sie nicht zurückkehrten, schickten wir weitere Männer nach oben, aber auch sie kamen nicht wieder. Schließlich liefen auch wir übrigen, mein Vater, drei weitere Herren und ich, zum höchsten Punkt des Hügels. Welche groteske Szene wir dort vorfanden, verschlug uns die Sprache. Wir konnten unseren eigenen Augen kaum trauen.

Die achtzehn Mitglieder des Verbundes, die uns vorausgeeilt waren, standen dort in einer Reihe nebeneinander, den Blick an den leeren Himmel geheftet. Aber nein, halt, er war nicht leer. Schimmernd erhob sich die Apparatur des besagten Herren in zehnfacher Größe am Himmel. Ich war mir nicht sicher, ob es sich um ein Trugbild, eine Halluzination meines arg mitgenommenen Verstandes, handelte. Da aber auch die anderen Männer ihren Blick nicht vom Himmel wenden konnten, nahm ich an, auch sie sähen den Apparat.

Bei genauerer Betrachtung sah ich, dass sich das Blatt im Inneren der Apparatur weiterhin mit Linien in verschiedenen Farben füllte. Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf. Woher kamen die Farben? Wie konnten sie auf dem Blatt fixiert werden? Und welchen Zweck hatte dieser Vorgang?
Es schien mir, als ob ich der Einzige wäre, der noch halbwegs alle seine Sinne beieinander hatte, denn als ich die anderen Herren ansah, glotzten sie noch immer wie Fische im Teich gen Himmel. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass die Landschaft um mich herum allmählich blasser wurde. Die Felder wurden von Gold zu Gelb, von Gelb zu Flachs, von Flachs zu Weiß, bis sie schließlich nur noch undurchsichtige Flecken waren. Es schien, als ob sich der Himmel in den Flecken spiegelte. Auch das Grün der Bäume, das Hellbraun der sandigen Feldwege, das gesprenkelte Grau der Felsen, alles, alles, alles Farbige wurde von der Apparatur am Himmel angesogen. In der Nähe des Papiers verdichteten sich die Farbspuren und vermischten sich zu einem Knäuel in einem schlammig undefinierbaren Farbton, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Meine gesamte Umgebung verlor von Sekunde zu Sekunde ihre Farbe, auch die Umrisse der Dinge verblassten zunehmend und zurück blieben Ebenen, die sich gegenseitig wiederspiegelten.

Als ich mich erneut umblickte, spürte ich einen sanften Windhauch an meinen Ohren vorbeiziehen. Der Wind kam von allen Seiten. Mir war nicht klar, ob ich mich selbst oder ob sich meine Umgebung drehte, jedenfalls ergriffen mich dieselben Erinnerungen an das Karussell aus meiner Kindheit wie zuvor, und mit einem Mal saß ich wieder auf meinem Sessel im Vorführungssaal des Verbundes.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf, ebenso taten es die anderen Männer um mich herum. Ein Räuspern ließ uns zur Bühne blicken, wo der besagte Herr lächelnd neben seiner Apparatur stand, einen Bogen Papier, undefinierbar schlammig verfärbt, in der Hand schwenkend.

______________________
Du fragst nicht, was danach kommt, nach der Leichtigkeit im Schweben.


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Männlich 
BeitragVerfasst: Do 1. Mai 2014, 00:21 
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Daughter of the Sea
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Minibildchen

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Die langweiligste Einleitung von allen. Ich brauchte zwei Sekunden, um zu erkennen, wem diese Geschichte gehört. Naja, wo waren wir. Langweilige Einleitung, genau. Wo andere Geschichten es geschafft haben mich zu fesseln oder mich interessiert auf die „Story“ zu freuen, war hier nichts. Immerhin keine merkwürdigen Fremdwörter, die man googlen muss, das ist ja schon mal was. Sprachlich natürlich sehr gut, ich glaube kaum, dass ich viel zum Aussetzen finde. Formulierungen haben mir aber auch schon in der Einleitung gefallen. „Gelangweilte Männer“, „kindische Spielereien“, und Ähnliches klingen ganz hübsch.
Nach dieser Einleitung war ich umso mehr erstaunt, dass sich Stück für Stück eine fantasy-angehauchte Geschichte offenbarte. Das Vorgeplänkel war mir eindeutig zu lang. Also die Einführung, bis es zur Sache ging. Aber das ist nur ein persönliches Gefühl.
Die Beschreibung der nichtrealen Traumwelt/Einbildung/whatever gefiel mir sehr gut. Das hat es dann für mich noch rausgerissen. Da fing es an, interessant zu werden, und ich wollte wissen, was das nun genau ist, ob es übernatürlich ist, und ob die Menschen wirklich ihre Plätze verlassen haben oder ob sich das nur in deren Köpfen abspielte.
Dass das am Ende dann auch gar nicht erklärt wird, habe ich erwartet. Ist aber auch passend so.
Besonders herausstechend fand ich die Formulierung „In der Nähe des Papiers verdichteten sich die Farbspuren und vermischten sich zu einem Knäuel in einem schlammig undefinierbaren Farbton, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.“, sie ist mir sehr ins Auge gestochen, weil sie meinem Gefühl nach einer der Schlüsselstellen der Geschichte ist, und sprachlich auch noch sehr gelungen. Der Farb-Bezug zum Motto wurde gut umgesetzt.

Insgesamt ist die Geschichte durch eben jene ausschweifenden Formulierungen und den hochgestochenen Wortlaut nicht ganz so meins. Das, was mich allerdings am meisten gestört hat, war die Ich-Perspektive der Geschichte. Ich weiß nicht warum, aber für mich persönlich macht das jede Geschichte um einiges schlechter als sie eigentlich ohne wäre.
Sonst – vor allem inhaltlich – überzeugte mich die Geschichte aber dennoch und ich werde sie wohl recht weit oben einordnen.

______________________
“And buried deep beneath the waves
Betrayed by family
To his nation, with his last breath, cried
»Beware the Daughter of the Sea«”


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Weiblich 
BeitragVerfasst: So 4. Mai 2014, 21:06 
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elchatem
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Registriert: Mi 1. Feb 2012, 20:45
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Zum BeitragWolfsblut hat geschrieben:
Die langweiligste Einleitung von allen. Ich brauchte zwei Sekunden, um zu erkennen, wem diese Geschichte gehört. Naja, wo waren wir. Langweilige Einleitung, genau. .

Du hast daran, dass die Einleitung so langweilig ist, erkannt, dass die Geschichte von mir ist? :laugh:
Das gleiche sagt mir meine Deutschlehrerin btw auch immer, also dürfte da schon was dran sein, dass ich wirklich langweilig schreibe.

Zum BeitragWolfsblut hat geschrieben:
Insgesamt ist die Geschichte durch eben jene ausschweifenden Formulierungen und den hochgestochenen Wortlaut nicht ganz so meins. Das, was mich allerdings am meisten gestört hat, war die Ich-Perspektive der Geschichte. Ich weiß nicht warum, aber für mich persönlich macht das jede Geschichte um einiges schlechter als sie eigentlich ohne wäre.

dazu muss ich sagen, dass ich kurz vorher "Die Zeitmaschine" von H.G. Wells gelesen habe, deswegen a) der "hochgestochene Wortlaut" und b) die Ich-Perspektive. Ich weiß nicht, ob du das Buch kennst, aber ich muss sagen, dass ich dem Autor naja, einige Ideen leider klauen musste.

Aber vielen Dank für deine Kritik. :smile:
__________

EDIT: irgendwie bin ich enttäuscht, dass keiner bemerkt hat, dass mein Titel Esperanto ist. Die meisten haben das wohl für Spanisch gehalten :sad:

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Du fragst nicht, was danach kommt, nach der Leichtigkeit im Schweben.


Zuletzt geändert von Waschbär am So 4. Mai 2014, 21:08, insgesamt 1-mal geändert.

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Weiblich 
BeitragVerfasst: So 4. Mai 2014, 21:08 
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bête
Minibildchen

Registriert: Di 31. Jan 2012, 19:11
Beiträge: 24452
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Zum BeitragWaschbär hat geschrieben:
Du hast daran, dass die Einleitung so langweilig ist, erkannt, dass die Geschichte von mir ist? :laugh:
Das gleiche sagt mir meine Deutschlehrerin btw auch immer, also dürfte da schon was dran sein, dass ich wirklich langweilig schreibe.

Ne, er dachte, die Geschichte wäre vom Paten. :D


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Männlich 
BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2014, 15:57 
Pinkie Pie
I estava bé!
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Minibildchen

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Beiträge: 17035
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Zum BeitragWaschbär hat geschrieben:
EDIT: irgendwie bin ich enttäuscht, dass keiner bemerkt hat, dass mein Titel Esperanto ist. Die meisten haben das wohl für Spanisch gehalten :sad:

Nein, ich hab es gemerkt! :girl: Steht ganz oben auf dem Stichpunktzettel zu Deiner Geschichte, bin leider nur noch nicht dazu bekommen, die Kritik hier zu tippen. Bubble kann aber bestätigen, dass ich es erkannt hab, ihr hab ichs gleich gesagt.^^

______________________
»Was kostet die Welt?«

»Oh. Dann ne kleine Limo, bitte!«


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BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2014, 17:19 
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Zum BeitragDer_Pate hat geschrieben:
Bubble kann aber bestätigen, dass ich es erkannt hab, ihr hab ichs gleich gesagt.^^

Hat er!


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