Gestern war ich in Bad Gastein.
Zunächst fuhr ich mit dem Meridian von München nach Salzburg; dann ging es mit dem Railjet weiter nach Bad Gastein, wo ich pünktlich um 11.41 Uhr eintraf.
Im Railjet kam ich mit einem niederländischen Paar - beide etwa Mitte Zwanzig - ins Gespräch. Auch hier konnte ich das Gespräch problemlos auf Deutsch führen. Die Frau hatte in der Schule als zweite Fremdsprache Deutsch und hört im Internet viele deutsche Youtube-Videos. Der Mann lebte zudem über ein Jahr in Berlin.
Die Niederländer machten mit dem Zug eine Europatour und waren aktuell unterwegs von Berlin nach Zagreb. Ich erklärte den Niederländern warum die Tauernbahn, die wir mit dem Zug gerade befuhren, abwechselnd ein- und zweigleisig ist. Sie fuhren mit dem Zug weiter bis Villach, wo sie dann umsteigen mussten, um zu ihrem Ziel Zagreb zu kommen. Ich blendete mich jedoch in Bad Gastein aus.
Bad Gastein hat eine lange Tradition mit der Haute Volée.
Bereits vor über 100 Jahren existierten Luxushotels, in denen die vornehme Gesellschaft abstieg. Auch fanden in Bad Gastein vor über 100 Jahren einige bedeutende Schachturniere statt. Mit dem Untergang der Großmacht Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg ging die Bedeutung Bad Gasteins zunächst zurück. In den letzten Jahren jedoch gewann Bad Gastein wieder zunehmend an Bedeutung, wenngleich heute durch den allgemeinen Tourismus.
Zu den Luxushotels kamen zahlreiche Bergbahnen. Eine große Attraktion ist auch die Felsentherme, die 1968 eröffnet wurde und inzwischen ausgebaut und modernisiert wurde.
Als Verkehrsplaner bin ich hocherfreut, dass im Zentrum Bad Gasteins der Bahnhof, die Felsentherme und die Talstation der Stubnerkogelbahn über eine Glasbrücke direkt miteinander verbunden sind und die Wege zwischen diesen drei hochfrequenten Punkten sehr kurz sind. Selbst bei starkem Regen kommt man trockenen Fußes vom Bahnhof in die Felsentherme.
Hinzu kommt noch, dass sich in unmittelbarer Nähe zwei Luxushotels und ein riesiger Euro-Spar-Supermarkt befinden. Die zentralen Bedürfnisse auf nächster Nähe konzentriert ist eine extrem gute Voraussetzung dafür, Verkehr von der Straße auf den ÖPNV zu verlagern.
Ich denke, dass ich in der Wintersaison die Felsentherme in Bad Gastein besuchen werde. Ich guckte mir im Eingangsbereich die Prospekte an und ich fand das Ambiente sehr vielversprechend. Mit dem Eurocity und dem Railjet kann man ohne Probleme von München aus einen Tagesausflug nach Bad Gastein machen. Man kann auch noch in Erwägung ziehen, vor dem Besuch der Felsentherme mit der Stubnerkogelbahn auf den Stubnerkogel fahren.
Ich ging dann hinüber zur Stubnerkogelbahn.
Heute fährt bereits die dritte Seilbahngeneration am Stubnerkogel.
Die erste Anlage wurde 1950 erbaut und am 21.01.1951 in Betrieb genommen. Das war seinerzeit noch eine 2S-Bahn. Diese Anlage hatte Vierererkabinen und gerade einmal eine Beförderungsleistung von 300 Personen pro Stunde und Richtung. Die Fahrzeit betrug damals 18 Minuten.
Ich kann mich noch ganz schwach erinnern, dass ich als 12-Jähriges Kind durch Bad Gastein durchgefahren bin und diese Anlage aus kurz vom Tal aus gesehen habe. Auch damals war es schon eine Umlaufbahn. Auf den Stubnerkogel fuhr nie eine Pendelbahn; man setzte dort von Anfang an auf Umlaufbahnen.
1987 wurde die erste Anlage abgerissen und durch die zweite Seilbahngeneration ersetzt. Die zweite Anlage war bereits eine Einseilumlaufbahn. Sie hatte 6er-Gondeln und fuhr von 1987 - 2009.
2009 wurde die dritte Anlage errichtet, die auch heute noch fährt. Sie hat 8er-Gondeln und kann mit bis zu 6 m/s fahren. Die Fahrzeit wurde gegenüber der ersten Anlage auf 9 Minuten halbiert.
Hier das Video des Herstellers zur Stubnerkogelbahn (3. Generation, Anlage Baujahr 2009):
https://www.youtube.com/watch?v=l166B50UTtgIm Sommer fährt man aber meistens nur 3,5 m/s. Zudem sind nur 50 % der Gondeln im Umlauf. Die anderen Gondeln bleiben in der Garage.
Hier ein paar Vergleichzahlen:
Im Sommer benutzen an einem mittleren Tag etwa 800 - 1000 Fahrgäste die Stubnerkogelbahn. An einem Spitzentag sind es im Sommer etwa 2000 Fahrgäste. Regnet es und ist der Himmel völlig wolkenverhangen, dann fahren im Sommer etwa 50 - 200 Fahrgäste - verteilt auf den ganzen Tag wohlgemerkt.
Wie sieht es im Winter aus? Selbst an einem sehr schlechten Tag fahren im Winter etwa 5000 Fahrgäste; an einem durchschnittlichen Wintertag sind es 10000 Fahrgäste und an einem Spitzentag etwa 16000 Fahrgäste.
Regen und Sturm interessiert die Skifahrer nicht, da sie sowieso Winterkleidung tragen (Anorak, Mütze, Brille, Skihose usw.). Sommerfahrgäste sind hingegen von Regen und Sturm genervt; schlagartig bleiben die Sommerfahrgäste dann im Tal.
Gestern war es morgens bewölkt, aber es hat nicht geregnet.
Gestern hatte ich weder meinen Bergsteigerhut dabei noch mich eingecremt. Im Hinblick auf die Bewölkung riskierte ich es trotzdem ohne Hut auf den Stubnerkogel zu gehen. Normalerweise hat das, da der Stubnerkogel über 2200 m hoch ist, einen gewaltigen Sonnenbrand zur Folge, aber ich hatte Glück. Die Bewölkung schirmte so viel Sonnenlicht ab, dass ich mit meiner Frechheit - einfach so hochzugehen - durchkam.
Eigentlich wollte ich gestern einigermaßen gemütlich gehen, aber als ich etwa 20 Minuten unterwegs war, sah ich, wie etwa 100 m vor mir ein junger Mann - etwa 20 Jahre alt - ging und offenbar ebenfalls zur Mittelstation der Stubnerkogelbahn wollte. Als er mich sah, zog er das Tempo an. Ich habe volles Verständnis dafür, dass ein 20-Jähriger sich nicht von einem 58-Jährigen überholen lassen will. Nun bin ich zwar ein unsportlicher Typ, allerdings mit einer Ausnahme: Bergsport. Bei mir ist alles, aber auch wirklich alles auf Bergsport ausgerichtet und optimiert.
Eigentlich sollte es gestern ein gemütlicher Tag werden. Ich war gar nicht auf den Bergsportmodus eingestellt. Aber gut dachte ich mir, dann will ich mal sehen, was der etwa 20-Jährige kann. Ich schaltete auf 80 % meiner Leistungsfähigkeit hoch. Der etwa 20-Jährige machte nun folgendes: Immer dann, wenn ich ihn hinter Kurven nicht sehen konnte, gab er Vollgas. Wenn er dann wieder in mein Blickfeld kam, erholte er sich und erweckte den Eindruck, dass er mich nicht abhängeln will.
Mir war klar, dass, wenn ich bei dem Tempo bliebe, ich ihn schleichend in die anerobe Verbrennung reindrücke und somit seine Muskeln übersäuern. Da wir noch etwa 400 Höhenmeter zur Mittelstation hatten, wusste ich, dass ich einfach mein Tempo von 80 % meiner Leistungsfähigkeit halten musste, um ihn fertigzumachen. Ich wusste, dass die Mittelstation auf einer Seehöhe von 1772 m liegt. Auf meiner Uhr ließ ich mir die aktuelle Höhe anzeigen, sodass ich wusste, wie weit es noch zur Mittelstation ist.
Eine Zeitlang wiederholte sich nun das Spiel. Der Abstand zwischen ihm und mir blieb durchschnittlich bei etwa 100 m Weglänge. Geriet er außerhalb meines Sichtfeldes, lief er voraus. Sah ich ihn, dann erholte er sich und ging etwas langsamer.
Als wir auf einer Seehöhe von 1600 m, also 172 m unterhalb der Mittelstation, waren, schaltete ich auf 90 % hoch, um den Sack zuzumachen. Er wehrte sich verzweifelt, aber nach 3 Minuten hatte ich ihn "einkassiert". Ich begrüsste ihn freundlich. Er hatte einen knallroten Schädel und keuchte so extrem stark, sodass er mir gar nicht antworten konnte.
Der 20-Jährige hatte keinen degenerierten Körper wie viele andere in seiner Altersgruppe. Es war offensichtlich, dass er nicht raucht, denn dann wäre er schon bei weitem eher weg vom Fenster gewesen. Er war auch nicht untrainiert; es war klar, dass er hin und wieder im Gebirge unterwegs ist. Aber ein Bergläufer war er keineswegs. Wäre er ein durchtrainierter Bergläufer gewesen, dann hätte ich die weiße Flagge hissen müssen, denn als 58-Jähriger habe ich gegen durchtrainierte Bergläufer keine Chance mehr. Aber normale Personen in den Zwanzigern, die gesund leben und nur hin- und wieder im Gebirge unterwegs sind, kann ich durchaus noch in Schach halten.
Von der Talstation bis zur Mittelstation hatte ich eine Gehzeit von 59 Minuten, wobei ich gar nicht vorhatte, das Tempo anzuziehen.
Von der Mittelstation zur Bergstation war ich 41 Minuten unterwegs, wobei ich zwar zügig ging, aber nicht voll durchzog. Die Bergstation liegt auf einer Höhe von 2228 m. Das Gipfelkreuz steht auf einem Sockel auf einer Seehöhe von 2251 m.
An der Bergstation schaute ich mir alles in Ruhe an. Sehenswert die 140 m lange Hängebrücke, der Felsweg und die Aussichtsplattformen. Auch das Gipfelrestaurant hatte auf; ich verzichtete aber diesmal etwas zu kaufen. Ich ging noch zum Gipfelkreuz und zur Sendeanlage. Auch schaute ich mir den Felsenweg an.
Hier ein Video über die Attraktionen auf dem Stubnerkogel:
https://www.youtube.com/watch?v=TAuc3yCwDvg0:05 Blick von der Talstation der Stubnerkogelbahn auf die Trasse der ersten Sektion im unteren Teil.
0:10 Blick auf einen Teil der Rollenbatterie auf der Auffahrseite an der Stützenkombination 1A/1B. Da das Seil unterhalb der Rollen verläuft, ist die Stütze ein Niederhalter.
0:24 Auffahrt von der Ebene 0 zur Ebene 1 in der Talstation zum Bahnsteig.
0:28 Die Kabinen fahren in den Stationen mit der Stationsgeschwindigkeit. Je nach Bauart beträgt die Stationsgeschwindigkeit etwa 5 % - 10 % der Streckengeschwindigkeit. Der Quotient Stationsgeschwindigkeit / Streckengeschwindigkeit ist bei jeder Anlage immer gleich.
0:38 Ausfahrt aus der Talstation. Die Reifenförderer beschleunigen die Gondel so schnell, dass sie dieselbe Geschwindigkeit hat wie das Förderseil und dann aufgekuppelt werden kann.
0:41 Links der kleine Pfad ist der Wanderweg zur Mittelstation.
0:45 Blick aus der Gondel im Seilfeld zwischen den Stützen 2 und 3 in Richtung Süden.
0:58 Die Youtuberin ist inzwischen in der 2. Sektion unterwegs.
1:03 Gut zu sehen auch die eingepackten Schneekanonen.
1:08 Der Graukogel. Bis auf eine Seehöhe von 1956 m, was etwa zwei Drittel entspricht, führt eine fixgeklemmte Doppelsesselbahn in zwei Sektionen.
1:37 Die aufgestellten Ferngläser kann man am Stubnerkogel - anders als anderen Bergstationen - gratis benutzen.
1:52 Der Weg zur Aussichtsplattform
2:42 Auf dem Stubnerkogel springen auch immer wieder Pferde herum. Da mache Wanderer vor Pferden Angst haben, hat man sie inzwischen eingezäunt und die Zahl drastisch reduziert.
3:07 Keine Angst habe ich natürlich vor der Hängebrücke. Der Eintritt ist frei.
3:50 Grundsätzlich kann man auch mit dem Fahrrad auf den Stubnerkogel fahren. Bergauf bin ich aber zu Fuß schneller.
4:04 Bergab natürlich nicht. :-) Allerdings verlieren die Fahrradfahrer auch bergab gegen die Seilbahn haushoch.
4:06 Das Gipfelrestaurant. Die Preise sind mit normalen Restaurants im Tal oder der Stadt vergleichbar.
4:17 Ein ganz normaler Bergweg. Schwierigkeitsgrad Null. Eine reine Konditionsfrage. Bergauf kann man auf solchen Wegen die Kondition sehr gut trainieren. Unten im Tal Böckstein am Nordportal des Tauerntunnels.
4:27 Links die Stubnerkogelbahn, in der Mitte die Bergstation und rechts die Hängebrücke. Die Bergstation steht genau auf dem Grad.
4:50 Ende des Videos
Ich sprach auch noch mit dem Seilbahner in der Bergstation über die Anlage, ehe ich mich dann auf den Weg zurück machte.
Als ich an der Mittelstation war, entschloss ich mit kurzentschlossen, die erste Sektion mit der Bahn zu fahren, da das immer sehr schön ist mit der Seilbahn zu fahren. Ich bezahlte 12 € und stieg dann in die Gondel 72 ein. Um 16.37:33 Uhr rollte die Gondel mit mir aus der Mittelstation.
Es ist immer toll, während der Seilbahnfahrt auf der Uhr den Höhenmesser einzuschalten. Geht man zu Fuß, dann hat man das Gefühl, dass sich fast nichts tut. In der Seilbahn rast er.
Um 16.44:59 Uhr passierte die Gondel mit mir die Eingangstrompete der Talstation und wenige Sekunden später stand ich auf dem Bahnsteig in der Talstation.
Ich unterhielt mich dann noch bis 17.20 Uhr mit den Seilbahnern in der Talstation und schaute zu wie die Weichen umgestellt wurden und dann die Gondeln rückwärts eingaragiert wurden. Ich ging aus der Talstation und sah, wie um 17.27 Uhr nach der Einfahrt der letzten Gondel mit dem Seilbahnpersonal aus der Mittelstation und Bergstation die Anlage abgestellt wurde und der Hauptschalter ausgestellt wurde.
Betriebsschluss - Feierabend für das Personal.
Ich ging noch hinüber zur Felsentherme und holte mir ein paar Prospekte. Dann besuchte ich noch den Euro-Spar-Supermarkt und ging dann zum Bahnhof. Der Railjet Richtung Salzburg Hbf fuhr pünktlich um 18.17 Uhr ab. Um 19.48 Uhr war pünktlich Salzburg Hbf erreicht. Um 20.15 Uhr ging es dann mit dem Meridian nach München Hbf.
Das war gestern wieder ein schöner Tag.