
Freya hat geschrieben:
Macht es Sinn, über etwas nachzudenken, was nicht änderbar ist?
Philosophie bringt uns greifbar als Spezies voran und definiert uns auch. Wir können uns Fragen dieser Art stellen. Kein anderes Lebewesen hat jemals ne Frage gestellt, selbst die paar Affen mit sehr fortgeschrittener Zeichensprache nicht, die es eigentlich könnten und das Konzept von Frage-Antwort kennen.
Neugierde ist essentiell der Antrieb für unsere Entwicklung. An dem Punkt, an dem die Menschheit denkt, dass sie alles weiß, wird sie sich nicht mehr entwickeln. Und wir müssen uns noch ne ganze Ecke weiterentwickeln, wenn wir wollen, dass wir im Universum schlussendlich nicht nur n Gastspiel von 320.000 Jahren oder so hatten.
Das Ding ist auch, obwohl immer gesagt wird, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sich irgendwo anders auch Leben entwickelt hat - es muss nicht zwingend so sein, gerade auch intelligentes Leben nicht.
Ist dem so, wäre der menschliche Intellekt isoliert das einzige Beispiel von Sapience, das sich jemals aus dem Staub heraus gebildet hätte. Wir wären die einzigen, die wirklich sehen könnten, was alles da ist. Ohne Zeugen ist das Universum ein Kaleidoskop ohne Guckloch.
Es besteht ne gewisse philosophische Verantwortung, das zu prüfen und im Zweifelsfall unsere einzigartige Eigenschaft weiter zu verteilen. Wir haben lange genug Zeit damit plattgeschlagen, wohlwollende und zornige Götter zu erfinden, die uns automatisch nen Sinn und ne Aufgabe schenken.
Okay, das geht natürlich hart gegen gesunden Nihilismus; schlussendlich ist tatsächlich, wirklich eh alles egal. Es ist aber schlicht ne Tatsache, dass es nur eine Möglichkeit zum längerfristigen Fortbestand gibt, und die beinhaltet zwingend intellektuelle Weiterentwicklung, und die ist nur möglich, wenn man u.a. über Zeug nachdenkt, das eh nicht änderbar ist.
Es fühlt sich recht kalt an, in ner Welt zu leben, in der Hawking tot ist. Wir haben nicht unendlich viel Zeit für den Kram; es tickt ne Uhr, die wir selbst gestellt haben.
So wie die Weltpolitik sich aktuell bewegt, ist Stagnation nicht mehr lange möglich - in 100 Jahren haben wir uns entweder massiv weiterentwickelt und kolonisieren vereint auf anderen Himmelskörpern, oder wir haben uns massiv zurückentwickelt und sind international so gespalten und verfeindet wie nie, mit absolut keinen Aussichten auf Besserung. Was wir uns auf die Weltkriege und den Kalten Krieg gebaut haben, ist sehr zerbrechlich. Die allerletzten reversiblen Schritte auf diesem Weg, egal welcher es ist, laufen wir bereits seit gestern.