ThomasK hat geschrieben:
Eigentlich müsste auch die FDP als Marktwirtschaftspartei für die Freigabe von Heroin & Co sein, was aber bedauerlicherweise nicht der Fall ist.
Ich denke ehrlich gesagt, dass die meisten Leute, die aufgrund echter ideologischer Gründe in der FDP sind, dafür sein dürften, oder zumindest nicht dagegen. Dasselbe dürfte bei den Grünen und den Linken der Fall sein, halt allgemein bei allen liberalen Parteien. Du kannst nicht ernsthaft liberal, egal ob linksliberal oder rechtsliberal, und für eine Kriminalisierung von Rauschmitteln sein. Ist überdies halt echt auch die intellektuelle Position; die Anzahl an Drogentoten würde massiv sinken, Steuereinnahmen würden steigen, und so weiter.
Es ist aber aktuell offensichtlich politischer Selbstmord, wenn du dich in einem vorrangig konservativen Staat hinstellst und davon redest Heroin zu legalisieren, also traut sich das offensichtlich keiner. Wir sind grad erst dabei angekommen, Gras zu enttabuisieren. Das muss alles nach und nach passieren. Wenn wir mit Gras durch sind, wird es vielleicht einige Jahre später damit anfangen, dass Leute erstmals sachte (!) über Kokain oder so reden. Das ist ein wichtiger Aspekt des Overton-Fensters.
https://en.wikipedia.org/wiki/Overton_windowNebenher passieren ja auch andere Dinge.
Political commentator Joshua Treviño has postulated that the six degrees of acceptance of public ideas are roughly:
Unthinkable
Radical
Acceptable
Sensible
Popular
Policy
A new idea fills the window of what the public regards as unthinkable, causing the desired idea to shift into the window of what the public views as sensible, without its proponents necessarily having explained any benefits of the desired idea.
The Overton window is an approach to identifying the ideas that define the spectrum of acceptability of governmental policies. Politicians can only act within the acceptable range. Shifting the Overton window involves proponents of policies outside the window persuading the public to expand the window. Proponents of current policies, or similar ones within the window, seek to convince people that policies outside it should be deemed unacceptable. According to Lehman, who coined the term, "The most common misconception is that lawmakers themselves are in the business of shifting the Overton window. That is absolutely false. Lawmakers are actually in the business of detecting where the window is, and then moving to be in accordance with it."
Populäres Beispiel: In den 70ern war Klimaschutz als Thema radikal, Vertreter wurden als Witzfiguren verspottet. Heute ist das Thema so mainstream, dass auch Parteien, denen das Thema eigentlich am Arsch vorbeigeht so tun müssen, als wäre es ihnen wichtig.
Heutzutage wird z.B. jede Art von Kapitalismuskritik als radikal wahrgenommen. Legalisierung von Heroin wäre hier eher bei Unthinkable, also noch höher. Runter auf radikal rutschen würde das dann, wenn eine Kleinpartei erstmals darüber reden würde und es Berichte darüber gäbe - man würde es jetzt als Idee wahrnehmen die existiert, aber jede andere Partei würde es weiterhin nicht mal mit einer Zange anfassen.
Das passiert auch mit gesellschaftlichen Normen; man denke z.B. an den Wandel der allgemeinen Einstellung zu Homosexualität in den letzten Jahrzehnten.
Das funktioniert halt vorrangig deswegen so berechenbar, weil die meisten erfolgreichen Politiker absolut kein Rückgrat haben und reine Reaktionäre sind.