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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 17:40 
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Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Würde ich jetzt aber bei nem Bewerbungsgespräch meinen evtl. Chef zuerst fragen ob er sich als Mann oder als Frau fühlt - wäre das Gespräch normalerweise zuende. Das wäre es mir nicht wert.

Ich meinte ja, realistisch umsetzbar in allen Lebenslagen ist es momentan nicht. Aber wenn du jetzt Leute auf einer Party triffst oder so, wird dich wohl keiner deswegen rausschmeißen. Und in meiner kleinen Idealwelt wäre das Fragen nach den Pronomina eine soziale Norm und dein evtl. Chef würde ganz gelassen mit "oh, es ist 'Herr Meier'" anworten.
Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Schlussendlich ändert es ja auch nichts an der Selbstdefinition der Leute, wenn sie nicht als "Lord Stephanie, der ZerstörX" angesprochen werden, obwohl das ihre innere Identität ist.

Es kann aber sehr unangenehm sein, vor allem, weil die Gesellschaft ihnen immer wieder weismacht, dass sie gar nicht das Geschlecht haben, dem sie sich zugehörig fühlen. Einmal aus Versehen mit "er" statt "sie" angesprochen zu werden, ist zwar für viele Außenstehende ungefähr so schlimm wie ein Wassertropfen gegen die Stirn - aber wir kennen ja alle die alte Foltermethode, bei der man Abertausende dieser Tropfen abbekommt.
Natürlich lässt es manche Leute auch vollkommen kalt; ich glaube, wenn ich dich ab sofort nur noch Anita statt Leprechaun nennen würde, würdest du dir höchstens einen ablachen, aber ich finde nicht, dass man diese Apathie von jedem erwarten kann.

So oder so stimmt es natürlich, dass Erwartungshaltungen oft sinnvoll sind, aber im Grunde genommen ändert es an deinem Wohlergehen nichts, wenn du keine Erwartungshaltung über die bevorzugten Pronomina deines Gegenübers hast, oder? Schließlich begrüßt du Fremde auf einer Party ja auch nicht mit "hey, Nicole, wie steht's mit deinem Maschinenbaustudium?", obwohl dein Gegenüber Horst heißt und eine Ausbildung zum Supermarktkassierer macht.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 17:50 
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Das Leben besteht aber nicht nur aus Partys; also ändert es an meinem Wohlergehen sehr wohl etwas, wenn ich nicht gelernt habe wie man Leute höflich anspricht. Das ist geradezu essentiell, und da kann man sich auch keine Kinkerlitzchen erlauben. Selbstverständlich sollte man auch nicht überrascht oder vor den Kopf gestoßen sein, wenn man korrigiert wird, aber schlussendlich bringt uns die Fähigkeit Erfahrungen in Erwartungen umzuwandeln sicher durch den Alltag. Das Hirn müsste sonst ein Leben lang jede Situation so beurteilen als sähe es sie zum ersten mal und würde auch nichts ähnliches kennen. Und sowas dauert - zu lange, auch innerhalb der Kommunikation. Da sind ein paar Normen auch einfach sinnvoll; zumindest wenn man neue Leute kennenlernt und nichts über sie weiß. Kennenlernen sollte man die Leute während des Gesprächs, nicht schon bevor es beginnt. Und von all den Informationen, die man im Vorfeld, vor dem eigentlichen Gespräch, austauschen könnte, sind Pronomen irgendwie mit die überflüssigst mögliche. "Wie geht es Ihnen" zu ersetzen durch "Sind sie Mann oder Frau" - das ist nicht der Idealzustand. Das Geschlecht einer Person ist selten das wichtigste an ihr; das Genderzeug macht es aber zur primären Eigenschaft. Männlich oder weiblich, alles andere muss man erstmal nicht wissen - dem stimme ich nicht zu. Das ist nicht das wichtigste, auch nicht das erste worüber man in jedem Gespräch reden sollte.

Dann wie gesagt lieber Siezen abschaffen, damit man das Problem bei der Gesprächseröffnung und viele andere Barrieren nicht hat. Und amtliche Namensänderungen vereinfachen.

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Zuletzt geändert von Brexpiprazole am Do 5. Mär 2015, 17:53, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 17:53 
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Aber bei "Sie" und "Ihnen" ist doch das praktische, dass man nichts falsch machen kann. Außer, derjenige fühlt sich wie ein Kind und will auch so gesehen werden.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 17:54 
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Wenn du Leute siezt, sprichst du sie auch mit "Herr/Frau XY" an. Wenn du sie duzt, nimmst du stattdessen den Vornamen.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 17:56 
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Einfach weglassen. "Sie sind aber ein schöner und intelligenter Mensch." – bester Anmachspruch.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 17:57 
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Wer Leute anflirtet indem er ihnen Komplimente über innere Werte macht, die er noch nicht kennen kann, outet sich automatisch als Lügner.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 17:58 
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Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Wer Leute anflirtet indem er ihnen Komplimente über innere Werte macht, die er noch nicht kennen kann, outet sich automatisch als Lügner.

"Sie gucken so intelligent. Darf ich Sie kennenlernen?"

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 18:12 
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Zum BeitragLeprechaun hat geschrieben:
Das Leben besteht aber nicht nur aus Partys; also ändert es an meinem Wohlergehen sehr wohl etwas, wenn ich nicht gelernt habe wie man Leute höflich anspricht. Das ist geradezu essentiell, und da kann man sich auch keine Kinkerlitzchen erlauben. Selbstverständlich sollte man auch nicht überrascht oder vor den Kopf gestoßen sein, wenn man korrigiert wird, aber schlussendlich bringt uns die Fähigkeit Erfahrungen in Erwartungen umzuwandeln sicher durch den Alltag. Das Hirn müsste sonst ein Leben lang jede Situation so beurteilen als sähe es sie zum ersten mal und würde auch nichts ähnliches kennen. Und sowas dauert - zu lange, auch innerhalb der Kommunikation. Da sind ein paar Normen auch einfach sinnvoll; zumindest wenn man neue Leute kennenlernt und nichts über sie weiß. Kennenlernen sollte man die Leute während des Gesprächs, nicht schon bevor es beginnt. Und von all den Informationen, die man im Vorfeld, vor dem eigentlichen Gespräch, austauschen könnte, sind Pronomen irgendwie mit die überflüssigst mögliche. "Wie geht es Ihnen" zu ersetzen durch "Sind sie Mann oder Frau" - das ist nicht der Idealzustand. Das Geschlecht einer Person ist selten das wichtigste an ihr; das Genderzeug macht es aber zur primären Eigenschaft. Männlich oder weiblich, alles andere muss man erstmal nicht wissen - dem stimme ich nicht zu. Das ist nicht das wichtigste, auch nicht das erste worüber man in jedem Gespräch reden sollte.

Wie gesagt, es ist mir klar, dass die Nachfrage danach derzeit natürlich nicht universell möglich ist und bevor du nie einen Job bekommst, nenn deinen Chef halt Herr Meier, weil er 'nen Anzug anhat. Aber in Situationen, in denen es keinen Unterschied machst, kannst du, sobald es notwendig wird, auch nachfragen. Es geht ja nur darum, eine Person mit den richtigen Worten zu beschreiben, mit denen sie sich selbst wohlfühlt. Dass man ohne das Siezen direkt zum Vornamen übergehen könnte und einem dadurch eventuelle Fehleinschätzungen erspart bleiben würden, ist natürlich klar, dann braucht man die Pronomina auch nur, wenn man von der Person in der dritten Person redet.

Und natürlich ist für mich persönlich das Geschlecht einer anderen Person nicht ihre wichtigste Eigenschaft. Für viele Menschen, und vor allem transidente Menschen, ist das eigene Geschlecht aber ein wichtiger Teil der eigenen Identität, vor allem, wenn sie andauernd ertragen müssen, dass dieser Aspekt ihres Selbst invalidiert oder verspottet wird. Für andere Leute scheint das vielleicht überempfindlich, weil sie es gewohnt sind, dass ihre Identität als selbstverständlich wahrgenommen wird und nicht ständig im Mittelpunkt öffentlicher Debatte steht. Du würdest dann auch nicht fragen "bist du Mann oder Frau", sondern eben "wie soll ich eigentlich über dich reden? Mit er oder mit sie?" Und dann ist die Sache gegessen. Eine ausführliche Debatte darüber, wie es nun ist, einem bestimmten Geschlecht anzugehören, ist dann ja gar nicht vonnöten. Es ist im Grunde genommen wirklich nur wie die Erweiterung des Namens. Es läuft meistens nach dem Schema "hey, ich bin Anita, und du?" "hi, Anita. Ich bin der Horst!" "oh, schön dich kennen zu lernen, Horst" ab und nicht "hey, ich bin Anita, und du?" "hi, Anita. Ich bin der Horst!" "oh, Horst, das ist ja ein interessanter Name. Wie ist es denn so, Horst zu sein? Ich kann mir das als Anita so gar nicht vorstellen." Letzteres wäre für die meisten... Horsts? Horste? wohl auch unangenehm. Und man muss ja auf einer Party auch nicht gleich nach dem Namen fragen, sondern erst, wenn du die Person damit ansprechen willst. Ebenso läuft das mit den Pronomina.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 18:15 
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Also mir ist es relativ gleich wie Menschen mich sehen. Schließlich ändert es nichts an meiner Selbstdefinition. Ich kann natürlich verstehen, dass es für manche schon ärgerlich sein kann - aber das sind für mich Dinge die im Leben (leider) dazu gehören; meiner Meinung nach. Das Leben ist unfair (Zitat eines Lehrers von mir, trifft es ziemlich gut).
Auf einer Party hätte ich eher die Befürchtung, dass mein Gegenüber aggressiv reagiert, zumindest bei vielen.

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Jemand, der nicht der Norm entspricht, sollte durchaus damit leben können, dass die anderen Menschen nicht dauerhaft Rücksicht auf ihn nehmen.
Ich finde es durchaus verständlich, wenn man erstmal von dem ausgeht, was man zur Verfügung hat. Leprechaun hat das sehr gut und ausführlich dargelegt, warum das so ist.

Was daran so schlimm ist, verstehe ich noch nicht.
Wenn ich mit hundert Leuten ein Gespräch führe, ist vermutlich bei 99 davon das gefühlte Geschlecht das, was ich auch einschätze. Sollte ich nun für diese eine Person allen 99 anderen vor den Kopf stoßen, die vielleicht nichtmal etwas mit Gendering oder ähnlichem zu tun haben wollen? Nein.
Die eine Person kann mich freundlich darauf hinweisen, dass sie doch kein Mann/keine Frau ist, und das ist für mich kein Problem, dann werde ich darauf achten. Falls es für sie ein Problem ist, dann läuft irgendetwas falsch.

Wenn ich jemandem meinen Vornamen sage und er schreibt ihn mit K, weil er das für normal hält, fühle ich mich doch auch nicht vor den Kopf gestoßen. Ein kurzer Hinweis "Entschuldigen Sie, meinen Namen schreibt man mit C" erledigt die Situation für beide ohne Probleme.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 18:23 
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Zum BeitragLexy123 hat geschrieben:
Also mir ist es relativ gleich wie Menschen mich sehen. Schließlich ändert es nichts an meiner Selbstdefinition. Ich kann natürlich verstehen, dass es für manche schon ärgerlich sein kann - aber das sind für mich Dinge die im Leben (leider) dazu gehören; meiner Meinung nach. Das Leben ist unfair (Zitat eines Lehrers von mir, trifft es ziemlich gut).
Auf einer Party hätte ich eher die Befürchtung, dass mein Gegenüber aggressiv reagiert, zumindest bei vielen.

Wie definierst du dich denn selbst, wenn ich fragen darf?

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 18:38 
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Zum BeitragLexy123 hat geschrieben:
Also mir ist es relativ gleich wie Menschen mich sehen. Schließlich ändert es nichts an meiner Selbstdefinition. Ich kann natürlich verstehen, dass es für manche schon ärgerlich sein kann - aber das sind für mich Dinge die im Leben (leider) dazu gehören; meiner Meinung nach. Das Leben ist unfair (Zitat eines Lehrers von mir, trifft es ziemlich gut).
Auf einer Party hätte ich eher die Befürchtung, dass mein Gegenüber aggressiv reagiert, zumindest bei vielen.

Ich bin halt eher jemand, der der Meinung ist, dass man nicht immer resignieren muss, nur, weil bestimmte Umstände unfair sind.
Das ist natürlich blöd. Ich gehe halt selten auf Parties mit Leuten, die sich nicht zumindest mal meine Begründung anhören würden.

Zum BeitragWolfsblut hat geschrieben:
Jemand, der nicht der Norm entspricht, sollte durchaus damit leben können, dass die anderen Menschen nicht dauerhaft Rücksicht auf ihn nehmen.
Ich finde es durchaus verständlich, wenn man erstmal von dem ausgeht, was man zur Verfügung hat. Leprechaun hat das sehr gut und ausführlich dargelegt, warum das so ist.

Was daran so schlimm ist, verstehe ich noch nicht.
Wenn ich mit hundert Leuten ein Gespräch führe, ist vermutlich bei 99 davon das gefühlte Geschlecht das, was ich auch einschätze. Sollte ich nun für diese eine Person allen 99 anderen vor den Kopf stoßen, die vielleicht nichtmal etwas mit Gendering oder ähnlichem zu tun haben wollen? Nein.
Die eine Person kann mich freundlich darauf hinweisen, dass sie doch kein Mann/keine Frau ist, und das ist für mich kein Problem, dann werde ich darauf achten. Falls es für sie ein Problem ist, dann läuft irgendetwas falsch.

Wenn ich jemandem meinen Vornamen sage und er schreibt ihn mit K, weil er das für normal hält, fühle ich mich doch auch nicht vor den Kopf gestoßen. Ein kurzer Hinweis "Entschuldigen Sie, meinen Namen schreibt man mit C" erledigt die Situation für beide ohne Probleme.

Es geht im Prinzip einfach darum, dass die Zuweisung an sich fehlerhaft ist und es eine doch beachtliche Menge an Menschen gibt, die der Zuweisung nicht entsprechen, sodass man darüber nachdenken sollte, inwiefern sie noch Sinn macht. Klar sind vielleicht 1 % der Weltbevölkerung offiziell transident, aber du musst bedenken, dass es 7 Milliarden Menschen auf der Welt gibt; das wären dann immer noch 70 Millionen Menschen. Transidente Leute, die sich nicht outen oder die niemals die Chance bekommen, an diesen Zählungen teilzunehmen, etwa weil sie nicht lesen oder schreiben können, oder die nicht mit hineingezählt werden, weil ihre Begriffe anders sind, kommen noch hinzu. Ich war mit einer transidenten Frau auf der Schule, meine Freundin war mit einer anderen transidenten Frau in einer Klasse, und wir haben gerade mal 18 bzw 20 Jahre lang gelebt und werden in unserem Leben noch viele andere Leute kennenlernen, von denen unbestimmt viele transident sein könnten. Das schließt sogar noch die ganzen Leute aus, die wir aus eigens dafür geschaffenen Orten kennen, z.B. bestimmte Gruppen auf tumblr. Und ihr alle kennt mich, also könnt ihr auch nicht sagen, ihr seid noch nie jemandem begegnet, der in die Kategorie passen würde.

Soweit zu den Häufigkeiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass man jemanden falsch einschätzt, ist also gar nicht so groß. Und der Schaden, den das Ganze anrichtet, variiert natürlich von Person zu Person. Manchen Leuten ist es egal oder so gut wie egal. Manche sind leicht genervt. Manchen bricht es das Herz. Wie ich schon meinte, müssen transidente Leute, die nicht als ihr eigenes Geschlecht eingeschätzt werden, das die ganze Zeit ertragen; deine Falscheinschätzung ist nicht die erste und einzige, und es kann sehr viel Schmerz mit sich bringen, nicht als das eigene Geschlecht eingeschätzt zu werden. Viele sind depressiv oder suizidgefährdet. Oft kosten Stigmata um transidente Personen das Leben, sei es durch Suizid oder Mord. Manche werden in Camps gesteckt, wo ihnen eingeredet wird, dass sie kranke Sünder sind und in der Hölle schmoren werden. Da ist die Fehleinschätzung zwar nur die Spitze des Eisbergs, aber dennoch Teil des Eisbergs an sich. Das kann man mit dem Schreibfehler in deinem Namen gar nicht vergleichen.

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BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 18:43 
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Wir sind hier aber nunmal in Deutschland. Als wäre es gut, wenn wir uns da auf Deutschland beziehen. Die Zustände in anderen Ländern interessieren mich da erstmal wenig.
Wem es das Herz bricht, wenn man biologisch ein Mann ist, sich männlich kleidet, aber man sich als Frau fühlt, und man wird dann als Mann angesprochen, der hat halt selbst irgendwas falsch verstanden.
Tut mir Leid, dafür habe ich kein Verständnis.

Und dein Beispiel für Häufigkeit zeigt ja nur, dass es verdammt selten vorkommt, dass man so einer Person begegnet. Und selbst wenn du alle paar Monate mal eine siehst, jetzt denk mal darüber nach, wie viele Personen du ansprichst, auf die das null zutrifft.

Findest du es btw gut, wenn man Menschen kränkt und beleidigt, weil man sie nach ihrem Geschlecht fragt, obwohl das verdammt offensichtlich ist?

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BeitragVerfasst: Fr 6. Mär 2015, 12:21 
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Zum BeitragWolfsblut hat geschrieben:
Wir sind hier aber nunmal in Deutschland. Als wäre es gut, wenn wir uns da auf Deutschland beziehen. Die Zustände in anderen Ländern interessieren mich da erstmal wenig.
Wem es das Herz bricht, wenn man biologisch ein Mann ist, sich männlich kleidet, aber man sich als Frau fühlt, und man wird dann als Mann angesprochen, der hat halt selbst irgendwas falsch verstanden.
Tut mir Leid, dafür habe ich kein Verständnis.

D.h. deiner Meinung nach müssen transidente Leute irgendeinen Standard erfüllen, um sich die richtige Wortwahl zu verdienen? Und vielleicht sehen diese Frauen sich halt nicht als biologisch männlich und ihre Kleidung nicht als Männerkleidung? Wenn meine kleine Schwester sich Jeans und Pulli anzieht und sich die Haare kurz schneiden würde, würde niemand auch nur auf die Idee kommen, sie mit "Herr" anzusprechen, und die Zahl der Menschen, die sagen würde, sie trägt Männerklamotten und hat einen Jungenhaarschnitt, beschränkt sich wohl auf ein paar konservative Senioren. Warum gelten diese Standards für sie nicht, aber für eine transidente Frau schon? Der wahrgenommene Unterschied liegt letztendlich nur in so Sachen wie Stimmlage oder Körperbau, und man kann nicht eben mal von heute auf morgen 'ne Hüft-OP oder ein vollständiges Stimmtraining durchführen.
Das ganze "wenn du als Frau wahrgenommen werden willst, trag halt keinen Schlabberpulli" legt die ganze Verantwortung auf die transidente Person, weil cisidente Leute sich zu gemütlich sind, um mal darüber nachzudenken, wie willkürlich wir eigentlich Geschlechtszuordnungen vornehmen, oder mal ein bisschen über den Tellerrand hinauszuschauen.
Und was hat das mit Deutschland oder nicht Deutschland zu tun? Denkst du, in Deutschland gibt es keine transidenten Leute, die wegen ihres Geschlechts ausgegrenzt werden und deswegen depressiv werden?

Zum BeitragWolfsblut hat geschrieben:
Und dein Beispiel für Häufigkeit zeigt ja nur, dass es verdammt selten vorkommt, dass man so einer Person begegnet. Und selbst wenn du alle paar Monate mal eine siehst, jetzt denk mal darüber nach, wie viele Personen du ansprichst, auf die das null zutrifft.

Die Anteil aller Menschen mit ausgeprägten Transgender-Gefühlen beträgt 0,5 - 2 %, ohne Dunkelziffer. Der Anteil aller natürlich Rothaarigen an der Weltbevölkerung beträgt 1 - 2 %. Wie viele Rothaarige kennst du?
Dass man jemandem das Geschlecht nicht an Stil u.ä. ansieht, trifft nicht nur auf transidente Leute zu, sondern auf alle Leute.

Zum BeitragWolfsblut hat geschrieben:
Findest du es btw gut, wenn man Menschen kränkt und beleidigt, weil man sie nach ihrem Geschlecht fragt, obwohl das verdammt offensichtlich ist?

Es ist eben nicht offensichtlich, das ist ja der Witz an der Sache. Und wenn sie gekränkt sind, sagst du halt "ich frag das jeden, weil ich Geschlechterrollen unnötig finde". Im schlimmsten Fall denkt dein Gegenüber halt, du bist ein komischer Kauz, aber es gibt auch genug Reaktionen a la "oh, so hab ich darüber ja noch gar nicht nachgedacht!". Und deinen Busfahrer oder die Verkaufskraft an der Bäckertheke oder mit wem auch immer du keine Diskussion über Gender führen willst musst du ja selten er-en oder sie-en, also ist es in solchen Situationen sowieso egal.

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BeitragVerfasst: Fr 6. Mär 2015, 14:17 
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Zum BeitragBeurreEtPain hat geschrieben:
Das ganze "wenn du als Frau wahrgenommen werden willst, trag halt keinen Schlabberpulli" legt die ganze Verantwortung auf die transidente Person, weil cisidente Leute sich zu gemütlich sind, um mal darüber nachzudenken, wie willkürlich wir eigentlich Geschlechtszuordnungen vornehmen, oder mal ein bisschen über den Tellerrand hinauszuschauen.

Falsch. Das ist keinesfalls willkürlich, und ich frage mich, wieso du überhaupt auf die Idee kommst das so zu nennen. Du sagst selbst, dass die Übereinstimmung des biologischen Geschlechts mit dem gefühlten Geschlecht bei 98-99,5% liegt. Wo ist da jetzt die Willkür, wenn man der Einfachheit halber erstmal davon ausgeht, dass das dementsprechend übereinstimmt?
Ich glaube hier trägst du etwas zu dick auf. Ich habe nichts dagegen, wenn Leute neue Begriffe einführen und sagen unsere Geschlechtseinteilung passt nicht zur Wirklichkeit. Ich bin bereit, solche Menschen zu akzeptieren, sie normal zu behandeln und sie nach ihrem gefühlten Geschlecht anzusprechen und zu behandeln.
Ich bin nicht bereit, meine gesamte Gesprächskultur und alles weitere umzukrempeln, nur damit sich solche Leute einen kleinen Satz der Richtigstellung sparen können.
Ganz ehrlich, wer nicht der Norm entspricht hatte schon immer ein paar kleine Nachteile, unter anderem eben nicht richtig erkannt zu werden. Das sollte aber eigentlich für beide Seiten kein Problem sein.

Zum BeitragBeurreEtPain hat geschrieben:
Und was hat das mit Deutschland oder nicht Deutschland zu tun? Denkst du, in Deutschland gibt es keine transidenten Leute, die wegen ihres Geschlechts ausgegrenzt werden und deswegen depressiv werden?

Gibt es vermutlich schon. Das hat aber ganz andere Probleme als das Ansprechen-Problem, was du hier jetzt so hoch aufbauscht.

Zum BeitragBeurreEtPain hat geschrieben:
Die Anteil aller Menschen mit ausgeprägten Transgender-Gefühlen beträgt 0,5 - 2 %, ohne Dunkelziffer. Der Anteil aller natürlich Rothaarigen an der Weltbevölkerung beträgt 1 - 2 %. Wie viele Rothaarige kennst du?

Damit übergehst du völlig die wichtigste Aussage in meinem Post. Von den wenigen Transgender-Personen, die du in einem Monat triffst, wie viele Menschen mit passendem Geschlecht triffst du da? Wie vielen stößt du damit vor den Kopf, dass du sie nach dem Geschlecht fragst, wie viele überflüssige Fragen hast du dadurch?
Wieg das mal alles gegen eine kurze "Nein, mein gefühltes Geschlecht ist weiblich." vom Gegenüber auf.
Ist doch wie mit dem Vornamen. Ganz ehrlich, wer sich davon beleidigt fühlt, dass man seinen Namen mit K geschrieben hat statt mit C, obwohl mit K mit Abstand die häufigere Variante ist, genauer gesagt 98% und mehr, der hat ein Problem. Und zwar selbst.

Zum BeitragBeurreEtPain hat geschrieben:
Es ist eben nicht offensichtlich, das ist ja der Witz an der Sache. Und wenn sie gekränkt sind, sagst du halt "ich frag das jeden, weil ich Geschlechterrollen unnötig finde". Im schlimmsten Fall denkt dein Gegenüber halt, du bist ein komischer Kauz, aber es gibt auch genug Reaktionen a la "oh, so hab ich darüber ja noch gar nicht nachgedacht!". Und deinen Busfahrer oder die Verkaufskraft an der Bäckertheke oder mit wem auch immer du keine Diskussion über Gender führen willst musst du ja selten er-en oder sie-en, also ist es in solchen Situationen sowieso egal.

Es ist sehr wohl offensichtlich. Oder möchtest du mir jetzt erzählen, dass es dir schwer fällt Menschen erstmal in männlich und weiblich einzuteilen? Dass es da kleine Abweichungen, ganz selten mal gibt, sollte klar sein. Das ist aber völlig normal.
Auch hier passt wieder das tolle Zitat, was hier in letzter Zeit im Forum häufiger gepostet wird. "Wenn du Hufe hörst, erwarte Pferde, keine Zebras."
Es ist für dich, und für die Umwelt in sehr vielen Fällen leichter, wenn du Vorentscheidungen triffst. Andernfalls entwickelt sich jedes Gespräch zu einem tragischen Chaos, indem man gar nicht mehr Reden kann, sondern mit jedem einzelnen Satz versucht Rücksicht auf den anderen zu nehmen. Das ist Schwachsinn.

Erkläre mir doch bitte noch einmal, was daran so schlimm ist, wenn die transidente Person den Gegenüber kurz darauf hinweist, dass sein Geschlecht anders ist.

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