Wolfsblut hat geschrieben:
Jemand, der nicht der Norm entspricht, sollte durchaus damit leben können, dass die anderen Menschen nicht dauerhaft Rücksicht auf ihn nehmen.
Ich finde es durchaus verständlich, wenn man erstmal von dem ausgeht, was man zur Verfügung hat. Leprechaun hat das sehr gut und ausführlich dargelegt, warum das so ist.
Sehe ich auch so.
Schlimmer finde ich, dass diese Personen die eben nicht der Norm entspricht eher Sorge hat das überhaupt anzusprechen. Also die negativen Reaktionen die dabei als Antwort kommen sollte man eher beseitigen. Denn die Frage allein wird nichts bringen, wenn sich niemand traut von der Norm abzuweichen.
September hat geschrieben:
Wie definierst du dich denn selbst, wenn ich fragen darf?
Hey, Du bist die erste die mich das fragt. Zu erst einmal definiere ich mich vorallem durch die Erfahrungen und Gedanken die ich bis jetzt sammeln durfte. Generell würde ich mich von den Eigenschaften eher dem weiblichen Geschlecht zuordnen, wobei es mir eigentlich egal ist, was mein Gegenüber meint, solang ein anständiger Umgang miteinander gegeben ist.
BeurreEtPain hat geschrieben:
Ich bin halt eher jemand, der der Meinung ist, dass man nicht immer resignieren muss, nur, weil bestimmte Umstände unfair sind.
Das ist natürlich blöd. Ich gehe halt selten auf Parties mit Leuten, die sich nicht zumindest mal meine Begründung anhören würden.
Ich glaube das ist der unterschiedliche Erlebnis-Ansatz. Ich sehe es nicht als resignieren sondern einfach als "arrangieren". Es gibt so viele Dinge die mir nicht gefallen aber trotzdem lebe ich damit und belasse es dabei. Ansonsten glaube ich würde ich meinen inneren Seelenfrieden gefährden, wenn ich zu viel über die Dinge nachdenke, die mich unzufrieden stimmen. Deine Partys klingen in dem Sinne schon mal offener als das was ich so erlebt habe / erlebe. ^_^
BeurreEtPain hat geschrieben:
Soweit zu den Häufigkeiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass man jemanden falsch einschätzt, ist also gar nicht so groß. Und der Schaden, den das Ganze anrichtet, variiert natürlich von Person zu Person. Manchen Leuten ist es egal oder so gut wie egal. Manche sind leicht genervt. Manchen bricht es das Herz. Wie ich schon meinte, müssen transidente Leute, die nicht als ihr eigenes Geschlecht eingeschätzt werden, das die ganze Zeit ertragen; deine Falscheinschätzung ist nicht die erste und einzige, und es kann sehr viel Schmerz mit sich bringen, nicht als das eigene Geschlecht eingeschätzt zu werden. Viele sind depressiv oder suizidgefährdet. Oft kosten Stigmata um transidente Personen das Leben, sei es durch Suizid oder Mord. Manche werden in Camps gesteckt, wo ihnen eingeredet wird, dass sie kranke Sünder sind und in der Hölle schmoren werden. Da ist die Fehleinschätzung zwar nur die Spitze des Eisbergs, aber dennoch Teil des Eisbergs an sich. Das kann man mit dem Schreibfehler in deinem Namen gar nicht vergleichen.
Natürlich sind das -wenn ich mal untertreibe- unschöne Dinge. Ich bin aber der Meinung, dass hier etwas anderes im Argen ist, als dass diese Menschen falsch gelesen werden - einerseits, dass es sie so sehr verletzt, dass sie das kaum ertragen (was ich nachvollziehen kann) aber eben auch, dass man sich nicht traut diesen Fehler wie z.B. den falsch geschrieben Namen zu korrigieren.
Das zeigt doch allein den inneren seelischen Druck. Meiner Meinung nach muss man hier ansetzen um wirklich etwas zu verändern. Wenn wir jetzt eine "Norm" einführen die Menschen nach ihren Pronomina zu fragen befürchte ich das gleiche Ergebnis wie bei der Frage nach dem Siezen oder Duzen, dass man sein Gegenüber das anbietet, was eben der scheinbaren Norm entspricht und damit ist nichts gewonnen außer, dass ein zusätzlich formaler Umgang gegeben ist der dem "Hey, wie gehts?" "Gut und Dir?" "Gut." gleicht - auch wenn die Antworten auch völlig erlogen sind.
