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BeitragVerfasst: Fr 12. Okt 2012, 18:39 
Pink Panther
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 Betreff des Beitrags: Butterbrotlose Kunst

Wehe, auch nur einer lacht über die Überschrift. :nerd:

Ich nutze einfach mal diesen Moment des Leichtsinns und erstelle diesen Thread, weil ich schon seit Tagen hin- und herüberlege. Es ist nämlich so: Ich kann nicht dichten, Kurzprosa verfasse ich beinahe ausnahmslos in englischer Sprache und was an Deutschem übrigbleibt, ist meistens unvollendet. Ich habe also wenig in diesem Startpost anzubieten, aber da ich andauernd irgendwelche Gedanken aufs Papier rotze, kommt bestimmt noch mehr dazu. Schreiben ist nämlich meine Lieblingsbeschäftigung im Unterricht. :mellow:

Was die folgenden geistigen Ergüsse angeht, zwei davon sind Gedichte, zwei sind... Extremkurzprosa? Und davon reimt sich wiederum ein Exemplar? Ich bin, was Metrum und dergleichen angeht, immer etwas schludrig, also im Großen und Ganzen entschuldige ich mich für die Zeilen im jeweiligen Spoiler und hoffe auf Verbesserungsvorschläge.

---

Monstrum
Spoiler:
Augen wie die Nacht, ein Körper aus Kerzenwachs -
Das Monster kriecht durch die r.ottenden Gassen einer Müllstadt,
Hinterlässt eine Spur, heiß, klebrig und nass

Wie sein schmelzender Körper, widerlicher Alabaster,
Seine Seele: eine Plastiktüte, darin leere Laster.
Es wälzt sich im Staub der Zigarettenkippen auf dem Pflaster.

Es frisst keine Kinder, hasst keine Christen,
Hält nichts von Pädophilen, Dieben, Rauchern oder Faschisten,
Und kann doch niemanden zu Liebe überlisten.

Denn das Monster stinkt und klebt vom Schweiß auf seiner Haut,
Bleich-gelblich wie der Mond, wie die Betonwand grau,
Und vom Dreck, vom Abfall seiner Gassen eingesaut.

Sein Gesicht, das sich an eine kühle Scheibe presst
Und mutlos wie seine Betrachter einen Seufzer freilässt,
Ist vom sauren Regen und vom Abwasser durchnässt.

Auf Pirsch schleicht es umher, der fette Körper schwer,
Auf den Hauptstraßen kein Hauch von Berufsverkehr
Und das Monster zieht es fort wie es den Fluss zieht in das Meer.

(blöder Wortfilter :nerd: )

Avizid
Spoiler:
Die Raben, die Raben!
Grässliche Plagen!
Am liebsten würde ich ein Messer in sie jagen,
Zwischen die Rippen und ihnen ihr Herz entreißen.

Wenn sie des Nachts um die Sterne kreisen,
Höre ich Mutter in Panik klagen,
Höre sie in ihrem Zimmer heiser kreischen,
Höre ich sie ihre Fäuste gegen die Wände schlagen.

Und tröste ich sie, berührt sie mein Gesicht
Und spricht: “Meine Tochter, meine Tochter des Nachtschwans!
Die Federn aus Pech berührt man nicht,
Denn kein Rabe der Welt wird jemals handzahm.”
Vor ihrem Fenster sitzt ein ganzer Schwarm.

Die Raben, die Raben! Grässliche Plagen!
Sie spazieren auf Roggenfeldern an Sonntagen,
Haben Federn aus Pech wie die Krähen
Und sind nachts in den Wipfeln leicht zu übersehen.

Ich träumte, wie sie nach meiner Mutter hacken,
Männer in schwarzen Hosen und pechschwarzen Jacken,
Die ihr das Nachtkleid von den Schultern reißen,
Sie an den milchlosen Brüsten packen,
Sie zu Boden werfen und sich auf sie schmeißen.

“Meine Tochter, meine Tochter der Nachtschwäne,
Ich wollte fortgehen und dich mitnehmen,
Doch sie ließen mich dich nicht begraben.”
Und der Nachtschwan, so scheint’s, war am Ende ein Rabe.

Die Raben, die Raben!
Mutter, bitte sage
Mir, warum weine ich, nicht du gerade,
Und was hast du den Raben denn getan?


Bettfrühstück
Spoiler:
Zuerst hast du meine Hand gehalten und dann ganz fest mein Herz und dann hast du es zu den Innereien und dem Kopf in die braune Tonne des Nachbarn geworfen und den Rest mit Olivenöl angebraten und an zarten Mangoldblättern und Salzkartoffeln serviert und im Bett gefrühstückt.


Barockgedicht
Spoiler:
Vanitas, Vanitas! Die schwarzen Schafe auf ihrer Milchtasse werden blass. Aber es ist nicht alles eitel - der Becher ist schlicht und einfach spülmaschinenungeeignet.

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The king's spirits are low; what for, then, should the concubine live?


Zuletzt geändert von BeurreEtPain am Fr 12. Okt 2012, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Männlich 
BeitragVerfasst: Fr 12. Okt 2012, 20:35 
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Ich finde das Rabengedicht wunderschön! :wub: "Haben Federn aus Pech wie die Krähen". Das ganze spricht mich total an. Obwohl ich Raben ja sehr mag...! :wink:

Bitte poste noch mehr Gedichte hier. ♥

Und weshalb bei "Monstrum" in der zweiten Zeile "hihi Gasse" steht, erklärt Dir am besten der Admin. :angel:

:smile:


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Weiblich 
BeitragVerfasst: Fr 12. Okt 2012, 21:43 
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Ich finde deine Gedichte echt wunderbar :)
An manchen Stellen könnten noch kleine Stolpersteine verbessert werden, aber insgesamt sehr sehr schlüssig.
Das Bettfrühstück finde ich super! :wub:

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"Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor."

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Weiblich 
BeitragVerfasst: Fr 12. Okt 2012, 21:58 
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

BeurreEtPain, ich mag deinen Stil sehr gerne. :) Das Rabengedicht ist wirklich wunderschön und das Bettfrühstück gefällt mir auch sehr gut, obwohl ich da beim ersten mal lesen sofort an Hannibal Lecter denken musste. :D


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Keine Angabe 
BeitragVerfasst: Do 18. Okt 2012, 17:32 
Pink Panther
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Danke für das Lob! :happy: Ob Anderen das, was ich schreibe, gefällt, interessiert mich eigentlich mehr als die allgemeine Meinung zu anderen Eigenschaften von mir, deswegen freue ich mich immer sehr, wenn ich Rückmeldung bekomme. :)

Heute hat sich aus einem Stückchen Videospiel-Soundtrack (http://www.youtube.com/watch?v=U8gAbM-pXN8) irgendwie das folgende... Etwas ergeben. Das Lied ist schlimm, weil man immer die gleiche Tonfolge im Kopf stecken hat, und dazu noch die Atmosphäre der entsprechenden Szenerie... Ich hoffe, dass man sie einigermaßen herauslesen kann.

Spoiler:
Ascheregen

Das Rauschen kleiner Stürze, einem Seufzer gleich,
Ein schlanker Arm, ein Krokus, der durch die Decke bricht,
Ein Knochenzweig, benetzt mit warm geschneiter Schicht;
Jetzt allmählich erbleicht sein Puderzuckerfleisch.

Und zwei Hände, zittrig weich, im Nebel sanft ertasten,
Dass fünf einsame Finger das Meer aus Atem spalten.
Das Seufzerrauschen heult, als sie einander halten,
Im lauen Dunst die weißen und salzbestäubten Aschen.

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Männlich 
BeitragVerfasst: So 21. Okt 2012, 16:54 
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Sorry, ich habe nicht mitbekommen, dass Du noch ein Gedicht gepostet hast und das eben erst entdeckt. :blush: Also ich finde es toll, Du hast wirklich ein Händchen für Allegorien. Außerdem mag ich es, wenn mal ein anderes Reimschema verwendet wird als der klassische A-B-A-B-Standard.

Los, trau Dich und zeig uns mehr... :wub:


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Weiblich 
BeitragVerfasst: Mi 24. Okt 2012, 12:22 
Pink Panther
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Fuck, ich hatte mir schon die ganze Zeit vorgenommen, was von dir zu kommentieren, dann hab ich irgendwie drauf vergessen, jetzt schau ich hier rein und seh das hier.
BeurreEtPain hat geschrieben:
Spoiler:
Ascheregen

Das Rauschen kleiner Stürze, einem Seufzer gleich,
Ein schlanker Arm, ein Krokus, der durch die Decke bricht,
Ein Knochenzweig, benetzt mit warm geschneiter Schicht;
Jetzt allmählich erbleicht sein Puderzuckerfleisch.

Und zwei Hände, zittrig weich, im Nebel sanft ertasten,
Dass fünf einsame Finger das Meer aus Atem spalten.
Das Seufzerrauschen heult, als sie einander halten,
Im lauen Dunst die weißen und salzbestäubten Aschen.

Ohne dir Honig ums Maul schmieren zu wollen, ich finde diesen Text einfach großartig. Bei "Puderzuckerfleisch" hatte ich einen kleinen Lyrik-Orgasmus. :nerd: Ich finde das Wort Puderzucker selbst so toll, und hab es in vielen Texten von mir verwendet, aber zusammen mit dem Fleisch gibt es ein ganz besonders starkes Bild.
Besonders schön fand ich auch das "Meer aus Atem", sehr ungewöhnlich.
Und die letzte Zeile sowieso.
Hau mich, ich hätte wirklich gern kritisiert, aber ich find nix. Hab die Gedichte im Startpost gelesen und fand da und dort ein paar Kritikpunkte, aber dieses hier ist für mich einfach perfekt. Du schaffst wunderschöne Bilder, benutzt außergewöhnliche Worte, und auch lautmalerisch hat der Text was zu bieten. Alles in allem, ein fettes "Daumen hoch!".

EDIT: Ich sollte noch vervollständigen, dass es, wenn man es ganz streng lyrisch liest, ein paar Holperer in der Betonung gibt. Beim ersten Mal Lesen is mir das aber gar nicht aufgefallen, weil der Text irgendwie nicht dazu verleitet, ihn "streng" zu lesen.

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Mundus frigidum est
- manetque!
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BeitragVerfasst: Fr 4. Jan 2013, 01:27 
Pink Panther
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Äh, ich habe mal wieder etwas fabriziert. Das Gedicht heißt "Leb Wohl" und basiert auf einer Szene aus dem Manga "Berserk", von der ich mir allerdings nicht sicher bin, ob ich sie verlinken sollte, da es sich dabei streng genommen um eine Sexszene handelt.

Spoiler: Leb Wohl
Von ihrer Brust rinnt ab weißblaues Feuer,
In seinen Augen Puderzucker gleich,
Der um ihn wirbelt, beißend kalt und weich und
Schmilzt auf dem, der ihm so teuer.

Leb wohl, raunt seine kampfschreiheis’re Stimme,
Leb wohl, schlägt seine Zunge an den Gaumen,
Leb wohl, hört er ihn jetzt noch heiser raunen,
Leb wohl, als ihn kein altes Wort mehr kümmert und

Sie stöhnt auf. In seinen Ohren damals
Klang es beruhigend: Du bist kein schlechter Mensch.
Und eben jene Lippen nur erkennt
Er in ihrem glühend heißen Blick und dem Gewicht um seinen Hals.

Leb wohl, leb wohl, er spürt die breite Klinge
An seiner Schulter, wie sie weiße Locken
Durchtrennt. Und vom im Zucker hocken
Zieht Wasser in sein Gewand und um ihn sich die Schlinge.

Leb wohl, leb wohl, leb wohl, er hat gewonnen
Und sich befreit, so wie er ihn im brannte,
Der Wunsch. Schnee rieselte von der Tanne.
Das Blut von jenem Schwerthieb war schon längst geronnen und

Er spürt kaum das Fleisch ihrer Begierde,
Wie es um ihn zuckt, töricht verliebt
Und er schreit in ihm, als er sich in ihr vergießt:
Leb wohl! Leb wohl! Leb wohl! So ist erfrieren.


Falls es jemanden interessiert: In der entsprechenden Szene schläft der Charakter, aus dessen Sicht die Dinge beschrieben werden, mit der Tochter des Königs, dem er dient; allerdings nicht aus Liebe, sondern aus Verzweiflung, weil sein einziger Freund ihn verlassen hat.

Es ist wirklich nicht das Beste, das ich hätte schreiben können, aber weitaus öffentlichkeitstauglicher als das, was ich sonst so fabriziere in letzter Zeit. :facepalm:

(Und ja, ich steh' auf Puderzucker.)

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Männlich 
BeitragVerfasst: Fr 4. Jan 2013, 17:48 
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

BeurreEtPain hat geschrieben:
"Leb Wohl" (....)

Sehr schön, irgendwie mag ich Deinen Stil. :love: Die Kraft Deiner Allegorien beeindruckt ebenso wie Dein Sprachgefühl.

Zitat:
Leb wohl, raunt seine kampfschreiheis’re Stimme

Um solche Formulierungen beneide ich Dich, das würde mir so nie einfallen. :anbet: Diese sprachliche Wucht zeichnet das Gedicht aus und sollte auch nicht auf Kosten einer verkrampften Einhaltung von Reimschema und Versmaß geschwächt werden. Lass es so, ich finde es wunderbar.

Und vergiss nicht, mehr davon zu posten. :heart:

:smile:


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BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2013, 03:07 
Pink Panther
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Mir ist langweilig, also hier noch mehr Kram.

Spoiler:
Die Palpitationen deiner Fausthiebe
Schenken mir einen Strauß aus Blutergüssen in voller Blüte.
Meine Wangen strahlen - aufgeschürft, Rouge zu dick aufgetragen?
Trag mich über die Schwelle in einem Schraubstockgriff, der mir den Atem raubt,
Bis meine Iris trieft und Rillen zieht in Kohlestaub!
Wirf mich auf den Futon und drossel das Tempo meiner Atemzüge
Mit einem dicken Strick aus Spannbettlaken!
Hyperventilationen, wenn ich dort alleine liege,
Ich küss’ verzweifelt meinen Prinzen Papiertüte.


Spoiler:
Ein Uhr Nachts

Zwei Kometen ziehen hinter sich
Her die lithiumgelben Schweife,
Zwischen ihnen Höhenunterschied.
Wenn sich unsere Hände flüchtig streifen,
Fühlt es sich so irreal an, schizophren…
Ich ersticke deine kaliumroten Worte
Und lasse sie mir endgültig im Mund zergehen,
Diese Süße.
Ich gähne heftig: Tränen röten meine Augen.
Ich bin müde.


Spoiler:
Wunschkonzert

Schöner, schöner Pianist
Trotz gedrungener Finger,
Trotz herausgeschnittener Zunge
Begnadeter Sänger!
Engelsgleicher Vortrag wortloser Arien!
In milchigen Iriden Ekstaseszenarien!
Bravo, bravo! Verkünde weiter die
Ankunft orgiastischer Anästhesie!
Ich wünsche mir blasse Decalcomanie
Auf deinen Lippen, in deinen verlockenden
Strähnen! Die brechende Mine deiner zuckenden
Glieder! Wider-
Liche Frottage!
Das Ringen deines Atems nach Tönen!
Eine frische Radierung durch Zähne
Auf deinen Schultern!
Ah, über zarten Luxuriawolken
Spielte ich dich stakkat!


Spoiler:
Schwedische Laken

Und Mondmär ward Nachtmahr.
“Unfassbar, dass diese Spiegelung einst schwach war”,
Ich sauge tief den Duft aus deinem Matthaar.
Schon ist ganz Gänsehaut dein Arm,
Doch selbst gerupft schüttelt es dich
Nicht. Selbst Erbrochenes ist warm
Und schmeckte einst wie unser Euphemismus
Zuckrig,
Salzig,
Getränkt in Essig,
Bisweilen in Gift.
Nun sind wir so verkettet wie diese Moleküle.
Nun fresse ich mich so durch deine Därme.
Nun pumpt sich durch deine finsteren Venen
Ich, geronnen, schwer.
Wenn du von mir sprichst, erzählst du die Mondmär.


Spoiler:
Hauptstraße

Wenn du den mottengelben Sternen der Kleinstadt entkommst
Und die nebelfeuchte Schwärze den Arm um deine Schulter legt,
Schau nach unten. Dein Schatten,
Der längere Beine
Und eine schmalere Taille hat
Und fleißiger
Und schneller ist als du,
Verzieht sich.
Der dunkle Wald spiegelt sich auf dem nächtlichen Teer,
Unter deinen Füßen ist nichts
Außer dem duftenden Regen,
Der zuvor deinen Anorak gestreichelt hat,
Außer den Kronen der Kiefern.
Du schwebst!
Über dir und unter dir derselbe Indigohimmel.
Wirf dein Handy in das Blaubeergestrüpp,
Biege ein in die Lücke zwischen den Nadelstämmen
Und du bist
Frei.
Das Telefon verbrennt deine fleischroten Finger.
Aber du entriegelst es,
Schießt ein Foto von der kaum befahrenen Kreuzung,
Ohne Effekte,
Ohne Blitz.

Ketten rasseln wie der Auslöser einer Kamera.

Sieh es dir an:
Gemeinsam mit den Scheinwerfern der Autos,
Die auf dich zuzufahren scheinen,
Letztendlich jedoch nur an dir vorbeiflitzen,
Als müssten sie schnell weiter, schnell weg von dir,
Nennen sie das hier “strahlende Zukunft”.

Image


Das Bild im letzten Gedicht ist wirklich ein Handyfoto von einer nächtlichen Kreuzung. :laugh:

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Weiblich 
BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2013, 21:50 
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Ich würd mir die am liebsten ausdrucken und übers Bett hängen. :wub: :heart:


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Keine Angabe 
BeitragVerfasst: Sa 6. Apr 2013, 20:47 
Pink Panther
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Blackened hat geschrieben:
Ich würd mir die am liebsten ausdrucken und übers Bett hängen. :wub: :heart:

Ich werd's dir bestimmt nicht verbieten :laugh:

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Keine Angabe 
BeitragVerfasst: Do 13. Jun 2013, 22:39 
Pink Panther
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

Gedichte und so.

Spoiler:
Am schönsten ist der Blick,
Mit dem du alles küsst.
Auch den Wecker nach zwei Stunden Schlaf.
Auch, verärgert, das gestohlene Fahrrad.
Auch den sauren Rotklee, der gelben Lilien wich.
Auch mich.


Spoiler:
Im Grünen: Friedensblau

Westlich weißer Wirbel blüht
In roter Tinte Lotuskirsche.
Nadelweise pflanzt er Samen
In den Torso bleichgeglüht.

Nadeln: Sie drücken kühle Kugeln
Durch Lippen, zwischen denen Schluchten
Keine Schmerzenslaute schluchzen.

Nadeln: Sie halten Indigo
Kaum noch, als todgegerbte Hände
An dem Ultramarin zerren.
Berauschend brüllen Drogenbässe.

Nadeln, so scharf sind seine Splitter
Und Öl wäscht sein entblößtes Auge,
So wie Tränen seine Brust,
Die unter letzten Küssen zittert.

Nadeln, so scharf sind seine Zähne.
Sie graben sich in eigenes Fleisch.

Doch irgendwann, selbst im Grünen
Finden blaue Wellen Frieden,
Kommen scharfe Nadelstiche
Liebe nähend
Zum Erliegen.


Spoiler:
Mimikry

Wir werden uns wieder begegnen,
Mein Engel,
Also küsse mich nicht zum Abschied.
Du hast als Mensch zwischen Menschen zu leben,
Erfindern von Spiel und Krieg und Lied.

Wir werden uns irgendwann,
Mein Engel,
In die Augen sehen statt in Sterne,
Wenn man die Sterne nicht mehr sehen kann
Und wir in den Fugen zwischen Rost verharren
Und in unsere fließenden Himmel starren.

Warum machte man nicht dich
Zum Engel?
Wieder und wieder wärst du erstanden,
Errettetest du mich
Mit deiner würgenden Hand.

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Weiblich 
BeitragVerfasst: Do 13. Jun 2013, 23:49 
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 Betreff des Beitrags: Re: Butterbrotlose Kunst

:anbet: :anbet:
Ich hätte gerne ein Gedichtband von dir!

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