Kupferrot

Kupferrot. Fühlt sich nass an, sieht aus wie kleine Perlen, zu ungleichmäßig, um kostbar zu sein, riecht teuflisch, hört sich möglicherweise sogar so an. Wie klingt kupferrot? Bestimmt tief, hoch kann es gar nicht sein, das wäre zu einfach. Was ist denn überhaupt kupferrot? Blut? Schwachsinn, kennen Sie sich nicht mit Rottönen aus? Frische Farbe auf dem Gebäude, das früher das Rathaus war, in welchem der alte Bürgermeister über die Stadt herrschte. Der Alte. Kein schlechter Mensch, litt an Diabetes, hatte früher einmal eine Affäre gehabt, früher, damals war er sogar ein wenig dünner gewesen, aber nie schlank. Kein schlechter Mensch, sogar um das Wohl der Stadt besorgt, besser als sein Vorgänger, ein ebenso dicker, älterer Mann, auch mit einer Affäre, aber ohne die Gutmütigkeit des Alten. Kupferrot hatte das Gesicht des Alten geglüht, in der Nacht, der einen Nacht. Vielleicht sollte man den werten Leser aufklären? Nein, nicht nötig. Die Nacht, die eine Nacht. Welche Nacht denn sonst? Sie sind doch kein Idiot, oder? Kupferrot glüht nun auch das Rathaus.

Weiß der werte Leser, dass sich im fünften Raum von links, im Parterre, gleich neben der Abstellkammer, eine kleine Speisekammer befindet? Gehörte wohl dem Alten, der fast im Rathaus wohnte und seinen fetten Leib nicht mit Billiggerichten vollstopfen wollte. Deshalb haben wir uns zum Rathaus gewagt, die Farbe ist noch feucht, die Buchstaben verrinnen. Wieso verrinnen sie? Nicht ordentlich gearbeitet, aber das kennen wir ja schon. Wieso sollte es noch ordentliche Arbeit geben? Wir müssen uns nicht mehr bemühen, nicht einmal, wenn wir das Rathaus anmalen, mit Farbe, die wir im Baumarkt geklaut haben, als wir die Fenster eingeschlagen haben, uns nahmen, was wir wollten und dann verschwanden, nicht spurlos wie Meisterdiebe, sondern laut und hässlich, wie wir eben sind. Jämmerlich.

Die Rathaustür ist geschlossen, wieso das? Es wäre niemand dumm genug, sich dort zu verstecken. Die Frauen vielleicht. Die Sekretärin, die Frau, die der Alte betrogen hat, das junge Mädchen, mit der die Frau betrogen wurde. Was für Frauen gibt es denn noch? Die müssen sich nicht verstecken, vor was denn? Vor wem denn? Vor uns? Wir mögen Rabauken sein, aber keine Unholde. Vielleicht erschrecken wir sie manchmal, nur um die Angst in ihren Augen zu sehen, denn das mögen wir, wir sind kleine Sadisten. Aber keine bösen. Natürlich gibt es die Bösen, die ihre Körper brechen, jeden Schrei genießen, als wäre er heißes Wasser. Heißes Wasser, das haben wir lange nicht mehr gehabt. Aber wir sind gut. Und die Gedanken sind doch frei, nicht wahr? Alles ist frei, deshalb sind wir hier. Die Tür ist offen, sie war wirklich zugesperrt, wie unnötig. War eine Frau, das Schloss verrät sie, nur Frauen denken, große Schlösser wären immer sicherer als kleine. Ich kann ihren süßen Duft schon fast riechen. Die Gedanken sind frei, oder?

Eins, zwei, drei, vier, fünf. Wieder ein Schloss vor der Tür. Lebt hier jemand? Jemand, der denkt, er müsse seinen Besitz beschützen? Wo kämen wir denn hin, wenn das jeder machen würde? Das Schloss ist bald geknackt, wir haben im Baumarkt viel mitgehen lassen. Konservendosen. Wundervolle Konservendosen. Der Alte scheint immer gut gespeist zu haben. Ich bin ihm dankbar, er tut mir fast schon leid, obwohl sein Gesicht kupferrot geglüht hat, in der Nacht. Wir nehmen mit, was wir tragen können, wir werden es aufteilen, wie immer, da können wir gar nicht genug tragen. Die Buchstaben sind immer noch nicht trocken, kupferrot. Warte. Haben wir nicht etwas vergessen? Nein, ich werde nachher alleine zurückkehren, ich sehne mich nach einem neuen Gesicht, an unseren habe ich mich schon sattgesehen. Wir sind hässlich, sogar die Frauen. Neue Gesichter sehen immer schön aus.

Wir sind zurück, mittlerweile ist vermutlich sogar die Farbe trocken. Unordentlich, aber trocken. Der Himmel ist nun auch nicht mehr kupferrot, eher ein schönes blutrot. Es ist kalt, kommt der Winter? Ist es schon so lange her? Wie lange ist es her? Es gibt bestimmt noch jemanden, der Aufzeichnungen macht, jemanden wie den jungen Mann, der eigentlich noch ein Junge ist. Ungepflegt, wie wir alle, aber mit schönen Augen, geraden Zähnen und einem recht ordentlichen Gesicht. Ihm laufen die Mädchen bestimmt nach. Die dreckigen, ungewaschenen, wunderschönen Mädchen. Gott, ich brauche eine Frau. Sehen Sie? Ich sage “Frau“. Ich will kein Mädchen, so einer bin ich nicht. Dafür bin ich zu alt, wie alt war ich noch gleich? Gut, so alt auch wieder nicht, aber ich brauche eine Frau, keins von den kleinen Mädchen, das quiekt, wenn ich es anfasse.

Sie freuen sich über die Konservendosen, natürlich freuen sie sich. Vielleicht ist sogar etwas Gutes dabei, aber ich will nicht warten, bis ich das weiß. Sie werden mir schon noch genug übrig lassen, sie haben Respekt vor mir, wegen der Narben und dem hässlichen Gesicht, das immer ein wenig grimmig auszusehen scheint.

Gott, es ist wirklich kalt geworden. Ich will mich ans Feuer setzen, die Frau, falls es überhaupt eine gibt, wird mir schon nicht weglaufen. Morgen werde ich zum Rathaus zurückkehren, morgen, bevor die Anderen aufwachen.

Hallo lieber Autor!

Tut mir Leid, dass ich jetzt erst dazu komme, deine Geschichte zu kommentieren, aber die letzten zwei Tage waren ein bisschen "realifelastig".
Ehrlich gesagt, habe ich deine Geschichte schon vor zwei Tagen gelesen, als ich die meisten schon hinter mir hatte, aber hab nicht mehr die Zeit gefunden, die ich für deine Geschichte hätte aufbringen müssen.

Mir gefiel deine Geschichte wirklich sehr, sehr gut und ist unter meinen Favoriten bisher. Auch hier fand ich den Titel wieder sehr schön, der sich ja auch sehr auf deine Geschichte bezog und in dieser Hinsicht hätte er auch gut zum Motto "Farben" gepasst. Besonders toll war aber der Schreibstil. Der gefällt mir richtig, richtig gut und auch, dass der Leser direkt angesprochen wurde. In einigen Geschichten finde ich das aufgesetzt, hier hat es aber perfekt gepasst in meinen Augen.

Lesen ließ es sich wunderbar; anfangs hatte ich leichte Interpretationsprobleme, warum auch immer, aber nach mehrmaligem Lesen fand ich die Geschichte immer besser. Schon allein die Einleitung ist sprachlich so schön, dass ich direkt gerne weiter gelesen habe; auch die Bilder, die du verwendest, sind toll.

Meinen Geschmack hast du auf jeden Fall getroffen und selbst nach zwei Tagen weiß ich nicht, was ich sagen soll

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"It is so much easier to get people to hate something, than to believe."
- Peter Pan (OUAT)

#gelesen

@Autor
+Beeindruckender Schreibstil
+Sprachlich sehr gut

-Die Geschichte an sich packt mich nicht wirklich. Kann nicht genau sagen woran das liegt, vielleicht weil ich mich beim Lesen zu sehr konzentrieren muss.

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Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland,
keine Gesetze und auch kein Flaschenpfand!
Gegen Regierung und das Kapital,
die Grenzen weg, kein Mensch ist illegal!

Ich kann eigentlich fast das übernehmen, was Mac schon geschrieben hat. Dein Schreibstil gefällt mir gut und den Titel finde ich auch gut und passend gewählt, aber irgendwie komme ich bis zum Ende nicht so wirklich in die Geschichte rein.
(:

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There's always something different going wrong.
The path I walk to the wrong direction.
Bullet For My Valentine - Tears Don't Fall ♥

also jetzt mal ganz ehrlich:
ich check die geschichte nicht und peil nicht worums darin geht
ich mein sprachlich und alles ist das ja echt en hohes niveau, aber der inhalt ist mir ein rätsel

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Bei jedem Atemzug stehen wir vor der Wahl das Leben zu umarmen, oder auf das Glück zu warten.

Blargh...

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“And buried deep beneath the waves
Betrayed by family
To his nation, with his last breath, cried
»Beware the Daughter of the Sea«”

hä was?
ne ist ja nicht böse gemeint, mich würde echt interessieren worums darin eig geht.
komm mir schon voll unterbelichtet vor.

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Bei jedem Atemzug stehen wir vor der Wahl das Leben zu umarmen, oder auf das Glück zu warten.

Wie meinen?

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»Was kostet die Welt?«
…
»Oh. Dann ne kleine Limo, bitte!«

Weiß nicht, verstehe einfach nicht wie man da keine Ahnung haben kann worums geht..?
Oder denke ich einfach nur schon zu sehr in solchen Strukturen und kann nicht verstehen, wie ein... einfacheres Hirn sowas liest?

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“And buried deep beneath the waves
Betrayed by family
To his nation, with his last breath, cried
»Beware the Daughter of the Sea«”

na danke
also ists doch irgendwas mit "kranken" phantasien?
Edit: gehts um obdachlose die in ein rathaus einbrechen? oder hö

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Bei jedem Atemzug stehen wir vor der Wahl das Leben zu umarmen, oder auf das Glück zu warten.

Wie bereits erwähnt, dachte ich anfangs, diese Geschichte wäre von Wolfsblut. Hätte nicht gedacht, dass du so schreiben kannst.

Die Geschichte war übrigens auch mein Favorit, und das nicht nur wegen dem Titel (den ich so ganz nebenbei gesagt WUNDERTOLL! finde ) und die Erwähnung von diesem im ersten Satz.

Mir habne die viele Fragen, die gestellt wurden gut gefallen, ist auch mal was anderes, direkt als Leser angesprochen zu werden. Deswegen hat mich die Geschichte auhc sofort gepackt und am Schluss war ich dann ein bisschen enttäushct, dass sie zu Ende war.

Bisschen irritiert hat dieses "wir". Ic hwusste nicht wer oder was damit gemeint ist und letzendlich wärs ganz nett gewesen, wenn man irgendeinen Hinweis dafür gekriegt hätte.

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Du fragst nicht, was danach kommt, nach der Leichtigkeit im Schweben.

Der Schreibstil ist ganz gut vor allem wie der Leser immer wieder angesprochen wird. Der Inhalt naja, ich komme nicht ganz rein. Für mich ist nie klar geworden um was es eigentlich geht... Ich sehe nur Gedanken von mehreren (oder einer) Person, aber so ganz peile ich es nicht. Vor allem sehe ich den Bezug zum Thema nicht...

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Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,
ash nazg thrakatulûk, agh burzum ishi krimpatul.

Vielen Dank, Lyn, Mac und Sometimes.


Oh man, Geschichten sollte man nicht erklären, das ruiniert sie.
Ich muss jetzt etwas Peinliches zugeben. Meine Geschichte hat eigentlich keine Handlung.. Du kannst sie als "Post-3.WK-ähnliches Szenario mit ein paar einsamen Plünderern" ansehen, wenn du willst. ^.^ Danke für deinen Kommentar. (:


Ich danke auch dir.

Bei dem "wir" fällt mir leider erst jetzt auf, dass das ein bisschen sehr..undeutlich war. "Wir" sind entweder die zweiten, dritten und fünfzehnten Persönlichkeiten der Hauptperson oder die anderen Personen, mit denen er ins Rathaus einbricht, denn das tut er ja nicht alleine. (:


Danke. (:
Die Gedanken stammen alle von einer Person. Der Bezug zum Thema ist schwierig.. Ich dachte dabei ein bisschen an politische Freiheit. Anarchie.