Chemie-Keule für Wiederholungstäter
Mazedonien führt Kastration für Kindesschänder ein

Mazedonien verschärft die Strafen für sexuellen Missbrauch von Kindern: Ein neues Gesetz soll die chemische Kastration von Wiederholungstätern ermöglichen: Regelmäßige Injektionen sorgen dafür, dass die Produktion von Testosteron verringert wird – auf unbestimmte Dauer.

Sexueller Missbrauch von Kindern kann in Mazedonien künftig mit Kastration bestraft werden, berichtet die „Zeit“. Das Parlament in Skopje hat demnach ein Gesetz verabschiedet, das diese Sanktion für Wiederholungstäter zulässt. Dabei gehe es um chemische Kastration – also die Unterdrückung der Hormonproduktion durch Arzneistoffe.

Die Abgeordneten hätten gleichzeitig ein verschärftes Strafmaß für Kinderschänder gebilligt: Tätern drohten künftig härtere Strafen, bis hin zu lebenslanger Haft. Die chemische Kastration solle vorgenommen werden, wenn die verurteilten Täter ihre Haftstrafe verbüßt haben und aus dem Gefängnis entlassen werden. Ersttäter, die sich einer freiwilligen Kastration unterziehen, werde eine verkürzte Haftstrafe in Aussicht gestellt.

Kinderschützer fordern Kastration von Ersttätern
Die Behandlung sehe vor, dass in regelmäßigen Abständen Injektionen verabreicht werden, die die Produktion von Testosteron zügeln. Wie lange die Behandlung dauern soll, werde in der Gesetzesvorlage nicht angegeben. Die Kinderschutzorganisation Megjasi kritisiert, dass das Gesetz zu milde sei. Sie fordert, bereits Ersttäter chemisch zu kastrieren. Megjasi-Chef Dragi Zmijanac beklagte auch, dass die Forderung, freigelassene Kinderschänder mit elektronischen Fußfesseln zu überwachen, keinen Zuspruch fand und abgelehnt wurde.

Megjasi zufolge gibt es in Mazedonien jährlich etwa 1000 Fälle von Kindesmissbrauch und sexueller Belästigung. Statistiken der Polizei wiesen jedoch darauf hin, dass die Zahl der Sexualverbrechen gegen Kinder in den vergangenen Jahren abnahm: Demnach wurden 2012 53 Fälle gemeldet, im Jahr 2010 seien es 90 gewesen. Nach Angaben des Ministeriums für Arbeit und Sozialpolitik wurden im vergangenen Jahr 23 Menschen wegen Kindesmissbrauchs verurteilt.

In Deutschland ist auch chirurgische Kastration möglich
Mazedonien ist nicht das erste europäische Land, das die chemische Kastration von verurteilten Kinderschändern einführt: Ein ähnliches Gesetz wurde 2009 in Polen verabschiedet. Seither müssen Gerichte Sexualstraftäter, die Minderjährige unter 15 Jahren vergewaltigt haben oder Inzest mit Kindern begangen haben, für eine chemische Behandlung sogar zwangseinweisen.

In Deutschland erlaubt das Recht neben der Möglichkeit zur chemischen Kastration von Sextätern auch einen chirurgischen Eingriff – sofern die Betroffenen freiwillig zustimmen. Dabei gibt es aber mehrere Hürden: Die Betroffenen müssen älter als 25 Jahre sein, dem Eingriff schriftlich zustimmen und über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt werden.

Dennoch haben Experten des Europarates die deutsche Praxis kritisiert. Die Bundesregierung verwies demgegenüber auf die deutlich geringere Rückfallquote im Vergleich zur nicht-chirurgischen Kastration.