Paradice hat geschrieben:
Hab ja nie behauptet, dass es mehr Übergewichtige als Magersüchtige gibt. Das drehst du dir jetzt halt so zurecht, damit es zu deiner Argumentation passt.
Ich hab nicht behauptet, dass du das behauptet hast. Der Hinweis war aber trotzdem wichtig.
Es geht darum, dass du auf versteckte Gefahren der Body-Positivity-Idee hinweist - kann ich vom Konzept her absolut nachvollziehen, ich hab im Forum bereits sehr ähnliches Zeug geschrieben wie du hier. August 2021:
Brexpiprazole @ "If a size 2 is beautiful, then my size 22 must be glorious!"Es ist aber halt relevant, dass man sich das tatsächliche Ausmaß dessen klarmacht, bevor man Alarmglocken schlägt. Drei Posts später spreche ich auch da bereits von Echokammern - die Leute, die da tatsächlich so extrem drauf sind, sind nämlich eine ziemlich konzentrierte Minderheit, und kommen einem nur dann wirklich gefährlich vor, wenn man mit den entsprechenden Echokammern, in denen diese sich bewegen, Kontakt hat. Ich kenn das ja wie gesagt auch.
Was, im Gegensatz hierzu, aber tatsächlich weiterhin Mainstream ist, sind krankhaft untergewichtige Models, Influencer, Schauspieler und so weiter. Das hat
echten, großen, spürbaren, negativen Einfluss auf die Gesellschaft.
Man darf ja auch legit nicht vergessen, dass "Plus Size" bei einer Modelagentur oft bedeutet, dass das Model Normalgewicht hat. Ist kein Witz.
https://lablogbeaute.co.uk/index.php/20 ... -as-women/Jennifer Lawrence gilt als in Hollywood als fett; sie hat nen BMI von ca. 21. Das macht aber halt auch Sinn - neben vielen anderen A-List-Schauspielerinnen sieht sie mit ihrem Normalgewicht gefühlt doppelt so breit aus.
Diese wirklich fetten Models, die in den letzten paar Jahren gelegentlich mal auf nem Cover waren, sind wie gesagt Gimmicks, die auf ebendies hinweisen und Diskussion anregen sollen, was als Cause tatsächlich Sinn macht. Da geht es nicht um den Badeanzug.
Paradice hat geschrieben:
Der Trend entwickelt sich nur relativ schnell.
Kommt mir nicht so vor. Die Rate an übergewichtigen Erwachsenen im Westen steigt seit 1945 im Schnitt kontinuierlich immer weiter - da gibt es auch keine größeren Sprünge als normal in den letzten paar Jahren; die Entwicklung geht einfach in derselben Geschwindigkeit weiter wie immer. Damals um die 10%, heute um die 40%.
Das ist natürlich viel, und das ist auch ein Problem. Das hat offensichtlich primär damit zu tun, dass gutes Essen und auch ungesundes Essen immer einfacher verfügbar wird und immer weniger Leute körperlich arbeiten. Los ging es halt echt, als der Zweite Weltkrieg endete und zeitgleich Fast Food populär wurde. Immer mehr Auswahl, immer größere Portionen.
Wirkt natürlich komisch, wenn ich weiter oben von dem negativen Einfluss spreche, den stark untergewichtige Models haben, aber das widerspricht sich nicht. Übergewicht ist ein steigendes Problem, und psychische Krankheiten wie Essstörungen auch. In den letzten paar Jahren gab es da tatsächlich einen überproportionalen, massiven Anstieg.
https://www.bptk.de/corona-immer-mehr-e ... gendlichenDafür werden auch wirklich Plattformen wie Instagram relevant mitverantwortlich gemacht, die Jugendliche permanent mit Thinspo-Inhalten zuballern.
https://www.techtransparencyproject.org ... r-epidemicAuch dieses Forum hier hatte ja zu Beginn viele sehr aktive Threads zu Hilfe bei Essstörungen, wo man den negativen Einfluss von Social Media (damals primär Tumblr) auch sehr gut beobachten konnte.
Ich hab 2018 eine Studie gepostet, die besagt, dass die Normalisierung von Plus Size für mehr Übergewicht sorgt. Direkt über dem einen Post, den ich schon verlinkt habe.
Brexpiprazole @ "If a size 2 is beautiful, then my size 22 must be glorious!"Das widerspricht massiv meiner Aussage hier im Thread, dass niemand fett ist, weil er mal ein fettes Model gesehen hat. Ich hab mir die Studie eben nochmal angeschaut - sie ist flawed as fuck und ich hätte sie damals nicht verlinken sollen. In dieser Studie werden zwei Dinge festgestellt:
1. Die Anzahl an Übergewichtigen stieg in den letzten Jahren immer weiter
2. Es gibt jetzt in den Läden Plus-Size-Kleidung
Der Schlusszug ist dann:
"The upward trend in underassessment of overweight and obesity status in England is possibly a result of the normalization of overweight and obesity."Es gibt keine Indizien für einen Zusammenhang. Ich erkläre ja selbst weiter oben, dass die Anzahl an Übergewichtigen bereits seit fast 80 Jahren kontinuierlich immer weiter steigt; das überhaupt zu unterschlagen ist hochgradig deceptive. Die Studie wurde direkt nach der Veröffentlichung wegen unwissenschaftlicher Arbeit kritisiert:
https://research-information.bris.ac.uk ... ersion.pdfAber an dem Punkt wurde sie bereits in dutzenden Outlets zitiert und der Schaden war angerichtet.
Man kann das genauso gut rückwärts betrachten - vielleicht ist es einfach notwendig (sowie kapitalistisch sinnvoll), dass größere Klamotten leichter erhältlich sind, weil es jetzt so viele dicke Leute gibt die sowas kaufen wollen. D.h. das Angebot wird an die Realität angepasst.
Paradice hat geschrieben:
Ich sage, dass dicke Models dafür sorgen, dass bereits dicke Menschen keinen Grund mehr sehen könnten, abzunehmen.
Gibt dir nen random Post im Internet, wo so ein dickes Model gezeigt wird; die werden immer sofort und ohne Ende beleidigt und attackiert. Ich kann mir den Effekt nicht wirklich vorstellen.
Paradice hat geschrieben:
Man muss nicht morbide adipös sein, reicht auch schon, wenn man fortgeschritten übergewichtig ist. Davon gibt es wiederum viele Leute.
Der negative Effekt, den niedriges Übergewicht auf die Gesundheit hat, ist nicht ausufernd und akut gefährlich. Bzw. klar, am Ende wirkt sich das dann oft durch ein ne ganze Ecke kürzeres Leben als es möglich wäre aus; es gibt keine dicken 100-Jährigen und nur sehr wenige dicke 70-Jährige. Sowas sind dann aber Entscheidungen, die man für sich selbst treffen muss. Die meisten Genussmittel sind hochgradig ungesund. Will ich lieber 80 Jahre alt werden, oder will ich in meinem Leben lieber viel Bier trinken? Es gibt da halt echt viele Leute, die sich bewusst für zweiteres entscheiden würden; ich kann da das Problem kaum sehen.
Übergewicht als gesamtgesellschaftliches Problem ist da natürlich nochmal was anderes. Der Staat versucht es ja immer wieder mit Aufklärungskampagnen zu gesunder Ernährung. Bei Kindern ist das tatsächlich nochmal wichtiger als bei Erwachsenen; ein übergewichtiger Körper im Wachstum nimmt mehr Schaden als ein bereits ausgewachsener Körper. Deshalb konzentrieren sich viele dieser Kampagnen auf Schulen.
Ist halt schwer, wenn Fast Food, Süßkram usw. so easy überall verfügbar sind. Verbieten willst du das auch nicht, da bewegst du dich in Richtung des kommunistischen Nordkoreas oder dergleichen.
Die Aufwärtskurve werden wir kaum manuell bremsen können. Mit Glück helfen halt die Klimakatastrophe und der Dritte Weltkrieg; d.h. die 2030er sind ein gleißender Lichtblick.